SOLINGEN (mh) – Seit Mitte der 90er Jahre gibt es den Tanzraum im Delta-Werk an der Gasstraße. Hier bietet Renate Kemperdick kreativen Tanz für Kinder an. „Es macht unglaublich viel Freude, die Kinder an das Tanzen heranzuführen, die Bewegungsfantasie zu fördern. Sie lernen, eigene Schritte und Figuren zu entwickeln.“ Einen festen Starttermin gibt es nicht. Der Einstieg ist jederzeit möglich.
Körperarbeit als wesentlicher Trainingsteil
Neben den spielerischen Aspekten gehört zum Training als wesentlicher Bestandteil die Körperarbeit. „Diese Form des Trainings soll das Körperbewusstsein fördern“, erklärt Kemperdick. Die kleinen Tänzerinnen und Tänzer erleben, was sie tun können, um bestimmte Dinge gezielt umzusetzen. „Ich gebe viele kreative Aufgaben, die von den Kindern selbstständig erfüllt werden sollen.“ Eine solche Aufgabe ist es beispielsweise, Bewegungen in einem Boot auf stürmischer See nachzuempfinden. Welche Haltung kann in einem solchen Fall eingenommen werden? Jeder schaut sich die Pose der anderen genau an, versucht sie nachzuahmen. In Zeitlupe bewegen sie sich dann von einer Figur in die nächste. „Die Beweglichkeit von Armen und Beinen ist meist um ein Vielfaches größer als die der Wirbelsäule“, erläutert die Tänzerin. Bei ihren Übungen wird der ganze Körper beansprucht.
Auch verschiedene Tanztechniken sollen den Kindern wertvolle Unterstützung geben. Auf einem Bein stehen und die Balance halten, Sprünge, Drehungen, Schritte – das ist nur ein Teil des intensiven und doch abwechslungsreichen Programms, das Renate Kemperdick mit ihrer Kindergruppe absolviert. Es ist eine spielerische Kombination aus Improvisation, Rhythmusgefühl, Bewegung. „Kreativer Tanz heißt Freiraum“, sagt sie und denkt dabei mit Freude an den Einfallsreichtum der Kleinen.
Früher selbst im Ballettunterricht
Die gebürtige Solingerin begann selbst schon früh mit dem Tanzen. „Wie viele andere Mädchen hatte ich damals Ballettunterricht bei Madame Sinowenka“, erzählt sie und erinnert sich daran, wie die Ballettlehrerin immer mit Tanzkleidchen über dem Arm am Theater vorbeikam. Doch eine Ballettkarriere strebte Kemperdick nicht an. Stattdessen nahm sie an einem Ausbildungsprojekt Modern Dance und Tanztheater in der Kulturwerkstatt Düsseldorf, dem heutigen Tanzhaus, teil. Parallel erfolgte die Ausbildung zur Tanz-Sozial-Therapeutin.
Während einer Tanzperformance in Köln lernte sie den Regisseur Bernd Capitain kennen, der für sein Theaterstück eine Tänzerin suchte. Nach zwei erfolgreichen Produktionen arbeitete sie an einem weiteren Stück – „Undine geht“ – mit Captains Regieassistentin. Die Premiere fand im Schloss Hackhausen statt. Kemperdick schmunzelt, wenn sie daran denkt. „Im Flur stand ein 750-Liter-Aquarium. Da habe ich mich reingelegt.“ Dann entdeckte sie der Regisseur Michael Tesch, der für den „Faust“ die Rolle der Marthe Schwerdtlein besetzen wollte – das Gegenstück des „Gretchens“, das dem Idealbild des Kleinbürgertums entsprach. So kam Kemperdick als Schauspielerin zum Ensemble Profan. Auch mit dem Solinger Stadtensemble ist sie regelmäßig in verschiedenen Produktionen auf der Bühne des Solinger Theaters zu sehen.
Möchte noch vieles machen
Seit die Pädagogin ihre Lehrtätigkeit in Kunst und Tanz beendet hat, „tanzt“ sie im wahrsten Sinn des Wortes auf noch mehr Hochzeiten als früher. Das 2014 gemeinsam mit Marcus Grolle inszenierte Kinderstück „Die Farben des Feuers“ kommt im Oktober noch einmal ins Theater. Als Assistentin unterstützt sie den Choreografen bei seinen Inszenierungen mit dem Tanztheater 55+, dessen Akteure im Alter von 55 bis 72 Jahren sind.
„Ich möchte gerne so vieles machen“, verrät das Energiebündel. Man darf gespannt sein, welche Produktionen unsere Solingerin des Monats noch auf die Beine stellen wird.