SOLINGEN (mh) – Eine Hebamme hilft, das Kind auf die Welt zu bringen. So weit, so gut – doch das ist noch lange nicht alles. Ihr vielseitiger und umfangreicher Tätigkeitsbereich umfasst die Beratung und Betreuung vom Beginn der Schwangerschaft über Geburt, Wochenbett bis zum Ende der Stillzeit. Und sie leistet auch in den traurigen Zeiten des frühen Abschieds wertvolle Hilfe.
Vielseitige Beratung und Betreuung
Raica Vermeegen ist sehr froh und dankbar über die Möglichkeit, diesen Beruf auszuüben. Die gelernte Marketingfachfrau und Mutter eines Sohnes war im Kreißsaal dabei, als ihre Schwester die kleine Tochter auf die Welt brachte. „Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich den Hebammenberuf für mich gar nicht in Erwägung gezogen. Ich hatte mich privat in Massage fortgebildet – sehr zur Freude meiner Bekannten, die sich gerne als Übungsobjekt zur Verfügung stellten.“ Als sie die Hebamme beobachtete, wurde ihr bewusst, dass sie selbst einige Sachen anders gemacht hätte.
Dann kam der 11. September 2001. „Das war für mich geschäftlich ein großer Einschnitt“, so Vermeegen. „Viele meiner Firmenkunden stornierten ihre Marketingaufträge oder legten sie vorläufig auf Eis. Man wollte in dieser Situation erst mal abwarten.“
Ein Wendepunkt in Vermeegens beruflicher Laufbahn. „Ich hatte viel freie Zeit. Was konnte ich damit anfangen? Im Wuppertaler Geburtshaus ergab sich für mich die Möglichkeit eines mehrmonatigen Praktikums. Diese Arbeit hat mich fasziniert, zumal ich systemisches Arbeiten sehr mag.“ Da sie gerne unkonventionelle Wege ging und immer noch geht, startete sie mit ihren dreißig Jahren noch einmal durch.
Vorliebe für unkonventionelle Wege
Die dreijährige Ausbildung absolvierte sie in Bensberg. Im Anschluss daran machte sich die frisch gebackene Hebamme selbstständig, bietet auch Hausgeburten an und ist im Vinzenz Pallotti Hospital Bensberg als Beleghebamme tätig. Die vielseitig interessierte Frau hat außerdem vor einem Monat ihre Ausbildung zur Chi Gong-Lehrerin bestanden und bereitet sich auf ihre große Heilpraktikerprüfung vor.
Jedes Jahr nimmt sie sich zwei Monate Zeit, die sie im Ausland verbringt. In erster Linie zur Erholung. Gleichzeitig nutzt Vermeegen diese Tage auch, um in Zusammenarbeit mit Konsulaten, Institutionen und Vereinen kurze Projekte zu unterstützen, wie beispielsweise die Gründung eines Mutter-Kind-Hauses in Kambodscha oder Vorträge in Vietnam zum Thema Gewalt gegen Frauen.
Im kommenden Jahr feiert die dynamische Geburtshelferin ihr zehnjähriges Praxisjubiläum. Ihr unermüdliches Engagement gilt vor allem „Hebammen für Deutschland e. V.“, eine Initiative zum Erhalt individueller Geburtshilfe. „Ich bin absoluter Netzwerkarbeiter. Gemeinsam mit meinen diversen Kooperationspartnern organisiere ich Vorträge in Köln und Solingen zu den verschiedensten Themen.“ Hochkarätige Referenten geben Anstöße, Informationen und Empfehlungen und stehen gerne für Fragen zur Verfügung. Ein Teil des Eintritts geht an caritative Zwecke.
Ausdrücklicher Appell der Hebamme
Ein ausdrücklicher Appell der Hebamme: „Ganz wichtig ist es, dass eine werdende Mutter zu jedem Zeitpunkt ihrer Schwangerschaft Kontakt mit einer Hebamme aufnehmen und sie um Rat fragen kann. Der Kontakt kann gar nicht früh genug stattfinden. Gerade in der Frühphase kann man schon sehr gut beraten.“
Raica Vermeegen, die Hebamme mit Engagement und Leidenschaft ist unsere Solingerin des Monats November.