SOLINGEN (red) – Epilepsie ist wie ein Gewitter im Kopf. Nervenzellen feuern bei einem epileptischen Anfall synchron und unkontrolliert Impulse ab und entladen sich. „Dabei“, so Prof. Dr. Marcel Dihné, „macht ein Anfall allein noch keine Epilepsie.“ Der Chefarzt der Neurologie an der St. Lukas Klinik ist Experte für die Erkrankung, die zu den häufigsten Funktionsstörungen des Gehirns zählt. Allein 500.000 Menschen sind in Deutschland betroffen, damit liegt die Epilepsie in ihrer Häufigkeit nicht weiter hinter dem Schlaganfall. Epilepsie ist eine Krankheit mit vielen Gesichtern.
Erstanfallklinik und Ergänzung zu niedergelassenen Ärzten
Je nach Art, Ausprägung und dem Gehirnareal, von dem die Anfälle ausgehen, können die Symptome sehr unterschiedlich sein. „Es sind weit mehr als das bekannte Zucken und der Schaum vorm Mund.“ Gleichzeitig können die Symptome auch durch andere Grunderkrankungen hervorgerufen werden: durch Kreislaufstörungen, Migräne oder Schlafstörungen zum Beispiel. „Wir verstehen uns als Erstanfallsklinik und als Ergänzung zu den niedergelassenen Ärzten“, sagt Prof. Dr. Marcel Dihné. Mit Hilfe moderner apparativer Ausstattung und Dank der langjährigen Erfahrung könne man die Epilepsie von anderen Krankheiten sicher abgrenzen.
Epilepsie: Zur Diagnostik ein Video-EEG-Monitoring angeschafft
Dafür hat die St. Lukas Klinik investiert und zusätzlich zur Diagnostik ein Video-EEG-Monitoring angeschafft. Über mehrere Tage werden die Bewegungen des Patienten per Video und gleichzeitig die Hirnströme aufgezeichnet. Zeigen sich Auffälligkeiten im Verhalten – auch kurzzeitige Abwesenheiten gehören dazu – kann im EEG nachvollzogen werden, ob überhaupt im Hirn die Ursache liegt und wenn ja, von welchem Areal die Anfälle ausgehen. Die sichere Diagnose steht am Anfang der erfolgreichen Therapie. „80 Prozent der Patienten leben mit entsprechenden Medikamenten nahezu anfallsfrei“, sagt Prof. Dr. Marcel Dihné. Mit dem Ausbau der Epilepsie-Diagnostik schafft die Neurologie einen weiteren Schwerpunkt.
Krankenhaus-Direktor Wecker: „Neurologie mit überregionalem Ruf“
Die nächsten Epilepsiezentren findet man in Bonn und Bethel. „Unsere Neurologie hat sich einen überregionalen Ruf erarbeitet.“ Darauf ist Krankenhaus-Direktor Johannes Wecker stolz. Im gerade aktualisierten Krankenhaus-Bedarfsplan des Landes Nordrhein-Westfalen wurde die Abteilung um zehn auf 78 Betten vergrößert. Die Nachfrage nach den Experten der Neurologie wächst, in diesem Jahr werden erstmals mehr als 3.000 Patienten in der Fachabteilung behandelt werden – die meisten weiterhin mit einem Schlaganfall und seinen Vorboten, doch auch die Zahl der Patienten mit Epilepsie steigt weiter an. Über 760 Patienten werden Prof. Dr. Marcel Dihné und sein Team in diesem Jahr aufgrund einer Epilepsie behandelt haben.