SOLINGEN (bgl) – Wer in diesen Tagen das Klinikum besucht, dem fallen die vielen Handwerker ins Auge, die dort fleißig zugange sind. Eine ganze Reihe von Stationen, Funktionsbereichen und sonstigen Räumen des weitläufigen Hauses sind derzeit Baustellen. Manche übersichtlich, andere nicht zu übersehen. Kein Wunder, denn die Zeit drängt: Ab Januar gehen im kommunalen Haus an der Gotenstraße eine Neurologie mit Stroke Unit sowie eine Neuroradiologie mit mehreren Großgeräten an den Start. Die neuen Abteilungen, die im Zuge der Schließung der St. Lukas Klinik ins städtische Haus wechseln, sorgen zudem dafür, dass das Klinikum wieder rund 600 stationäre Betten vorhalten wird. Keine Kleinigkeit. Am Donnerstag machte sich Oberbürgermeister Tim Kurzbach bei einem ganztägigen Besuch des Klinikums davon selbst ein Bild.
Bürocontainer auf Klinikum-Parkplatz
„Von außen sieht man diese Baustellen nicht unbedingt. Den Handwerkern und Technikern ist wirklich zu danken, die das hier in einer rasenden Zeit umsetzen. Ich bin beeindruckt, in welcher Schnelligkeit das hier im Hause durchgezogen wird“, lobte der OB im Rahmen eines Mediengesprächs am Donnerstagnachmittag. Draußen sind zumindest die Container auf dem Parkplatz vor Haus B deutlich sichtbar, die Mitte November in Betrieb gehen sollen. Auf 1.000 Quadratmetern werden dort in erster Linie Büros von Oberärzten untergebracht werden, aber auch das Zentrum für ambulante Koordination (ZAK) wird vorübergehend in die Container ziehen. „Wir brauchen natürlich eine bettenführende Station für die Neurologie, das wird die E61 sein. Auf der E21 werden die neurologischen Privatpatienten untergebracht“, erklärte Prof. Dr. Thomas Standl, medizinischer Geschäftsführer des Klinikums.
Beide Stationen werden derzeit mit Hochdruck umgebaut. „Wir sind sicher, dass wir im Dezember fertig sein werden“, betonte Standl. Die „ZNA-B“, die Aufnahme- bzw. Beobachtungsstation, die der Notaufnahme angegliedert ist, wird ebenfalls auf die E21 ziehen. „So schaffen wir Platz für die Stroke Unit, die dort zeitweise untergebracht wird, bevor sie schließlich in die F01 gehen wird“, so Prof. Dr. Thomas Standl. Räumlich wäre die Stroke Unit auf der F01 nah an der internistischen Intensivstation. Die Umbaumaßnahmen werden etwas umfangreicher ausfallen. „Dort muss die komplette Klimatechnik installiert werden, das schaffen wir nicht in ein paar Wochen. Etwa im Februar oder im März kommenden Jahres geht die Stroke Unit auf der F01 in Betrieb“, zeigte Prof. Dr. Thomas Standl auf.
Bisher rund 260 neue Mitarbeiter im Klinikum
Zwei ehemalige HNO-Operationssäle, die zuletzt als Impfstraßen genutzt wurden, werden derzeit für den regulären OP-Betrieb fitgemacht und entsprechend modernisiert. Diese sollen Mitte Januar einsatzbereit sein. Auch im Eingangsbereich des Klinikums tut sich etwas: Die Besucher- und Patienten-Cafeteria ist ebenfalls eine Baustelle. Dort ziehen demnächst Funktionsräume der Neurologie ein. Patienten und Besucher können aber in die bisherige Personal-Cafeteria auf der Ebene U2 ausweichen. Zudem werden mehrere Räume renoviert und umgebaut, in denen demnächst die Großgeräte für die Neuroradiologe stehen sollen. Allein für die Umbauten und die Anschaffungen der Geräte investiert das Klinikum 15 Millionen Euro. „Das Land hat uns als Starthilfe verbindlich zehn Millionen Euro zugesagt“, hoffte Prof. Dr. Thomas Standl durchaus auf noch mehr Unterstützung aus Düsseldorf.
Neben den baulichen Maßnahmen ist auch personell im Klinikum sehr viel in Bewegung. Rund 260 Personen, darunter Pflege- und ärztliches Personal, aber auch weitere Mitarbeiter wie beispielsweise Ergotherapeuten, haben im Klinikum neue Arbeitsverträge unterschrieben. Allein 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringt Prof. Dr. Marcel Dihné mit seiner Neurologie aus der St. Lukas Klinik mit ins Klinikum.
Dem von der Kplus Gruppe mehrfach geäußerten Vorwurf, man sei abgeworben worden, widersprach Dihné am Donnerstag noch einmal deutlich: „Das Team wollte zusammenbleiben, die Mitarbeiter haben sich in dieser Masse dafür entschieden, ins Klinikum zu gehen, weil sie in diesem Team weiterarbeiten wollten. Aber ich bin vorangegangen und habe eine sachliche Entscheidung getroffen. Emotional war es eine schwierige, aber sachlich-fachlich eine leichte Entscheidung. Die Mitarbeiter haben sich aus freier Willensbildung entschieden, weil hier die Perspektiven gut sind. Es ist niemand in ein Visier genommen worden“, machte Prof. Dr. Marcel Dihné deutlich.
Neurologie zieht noch vor Weihnachten um
Der Umzug der Neurologie von der Lukas Klinik ins Klinikum soll noch vor Weihnachten über die Bühne gehen. Und zwar mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Aber auch mit den Patienten. Aus diesem Grund wird die Stroke Unit für maximal 48 Stunden vom Netz genommen, so dass für die Zeit des Umzugs die Schlaganfallversorgung für Solingen von Krankenhäusern im Umland übernommen wird. An welchem Tag der Umzug vollzogen wird, werde derzeit noch geprüft. „Was im Klinikum passiert, das ist eine große Chance für uns. Und ich habe diese Chance hier von Anfang an gesehen“, unterstrich Dihné, der die Neurologie in der St. Lukas Klinik seit zehn Jahren leitet.
Auch Dr. Hannes Nordmeyer wechselt mit seiner Abteilung von der Ohligser Schwanenstraße an die Gotenstraße ins Klinikum. Nordmeyer ist Leiter der Neuroradiologie der radprax in der St. Lukas Klinik und wird im Klinikum seine Abteilung als Chefarzt weiterführen. „Wir hatten immer die Hoffnung, mit der Neurochirurgie von Dr. Buhl hier im Klinikum eines Tages mal zusammenwachsen zu können. Aus Sicht der Patientenversorgung war mir absolut klar, dass ich immer den Ort wählen würde, wo alle drei Neuro-Fächer vorzufinden sind“, machte Nordmeyer deutlich. Neurologie, Neurochirurgie und Neuroradiologie sind ab dem 1. Januar unter einem Dach im Klinikum Solingen. Bereits seit Jahren arbeiten die beiden Mediziner von der Schwanenstraße im „Neurozentrum“ erfolgreich mit Dr. Ralf Buhl zusammen.
Aus- und Umbau des Solinger Klinikums im Blick
Diese drastischen Veränderungen und Umwälzungen fallen für das Klinikum in eine Zeit, in der man sich eigentlich auf den Aus- und Umbau des Hauses konzentrieren wollte. „Und dieses Ziel haben wir auch nicht aus den Augen verloren“, betonte Prof. Dr. Martin Eversmeyer, kaufmännischer Geschäftsführer des Klinikums. Für den Neubau des Bettenhauses hofft man jetzt auf eine kurzfristige Förderzusage des Landes in Höhe von rund 75 Millionen Euro.