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Solingen: Komplette Lukas-Neurologie wechselt ins Klinikum

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Die Tage der St. Lukas Klinik in Ohligs sind gezählt. Das Krankenhaus an der Schwanenstraße soll Ende 2023 endgültig seine Pforten schließen. (Foto: © Bastian Glumm)
Die Tage der St. Lukas Klinik in Ohligs sind gezählt. Das Krankenhaus an der Schwanenstraße soll Ende 2023 endgültig seine Pforten schließen. (Foto: © Bastian Glumm)

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SOLINGEN (bgl) – Das Drama um die baldige Schließung der St. Lukas Klinik, die Schlaganfallversorgung in Solingen und die in arger wirtschaftlicher Schieflage befindliche Kplus Gruppe ist um einen Akt reicher. Wie das Unternehmen am Dienstagnachmittag bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz mitteilte, wird das komplette Team der Neurologie von der Lukas Klinik ins Klinikum an die Gotenstraße wechseln. In Summe 90 Personen, darunter 26 Ärztinnen und Ärzte und über 60 Pflegekräfte, wechseln ab dem 1. Januar ins Klinikum und sollen dort eine neue Neurologie aufbauen.

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„Komplettes Neurologie-Team wurde abgeworben“

Das betrifft auch die Stroke Unit: Die Kplus Gruppe hat aufgrund dieses personellen Aderlasses ihren Antrag für die Schlaganfallversorgung für Solingen und den südlichen Kreis Mettmann zurückgenommen. Ursprünglich plante Kplus, mit der kompletten Neurologie von der Lukas Klinik nach Hilden umzuziehen. Diese Pläne wurden nun begraben. Die neurologische Abteilung erwirtschaftete in der Lukas Klinik jährlich bis zu 14 Millionen Euro, so die Kplus Gruppe.

Kai Siekkötter, Geschäftsführer der Kplus Gruppe, nahm am Dienstag kein Blatt vor den Mund und machte für diese Entwicklung in erster Linie das Klinikum verantwortlich: „Dieses komplette Team wurde uns vom Klinikum abgeworben, das war für uns ein Schlag in die Magengrube. Das ist Kannibalismus“, so der Unternehmenssprecher, der dem Klinikum Unehrlichkeit vorwarf.

Kplus Gruppe will Insolvenzverfahren im Frühjahr abschließen

Bereits Ende Juli teilte das Klinikum im Rahmen eines Medientermins mit, dass Dr. Hannes Nordmeyer, Leiter der Neuroradiologie der radprax-Dependance in der Lukas Klinik, und Prof. Dr. Marcel Dihné, Chefarzt der Neurologie der St. Lukas Klinik, ab dem 1. Januar 2024 ins Klinikum wechseln und dort als Chefärzte eine Neurologie und eine Neuroradiologie aufbauen sollen. Zu diesem Zeitpunkt habe die Kplus Gruppe jedoch zumindest von Prof. Dr. Marcel Dihné noch keine Kündigung vorliegen gehabt (wir berichteten).

Sind mit den aktuellen Entwicklungen sichtlich unzufrieden: v.li. Rechtsanwalt Stefan Denkhaus, Kplus-Geschäftsführer Kai Siekkötter und Rechtsanwalt Dr. Jens Schmidt. (Foto: © Bastian Glumm)
Sind mit den aktuellen Entwicklungen sichtlich unzufrieden: v.li. Rechtsanwalt Stefan Denkhaus, Kplus-Geschäftsführer Kai Siekkötter und Rechtsanwalt Dr. Jens Schmidt. (Foto: © Bastian Glumm)

Derer hat die Kplus Gruppe jetzt rund 90 auf dem Tisch. Die Kplus-Geschäftsführung teilte zudem am Dienstag mit, dass sie das Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung, das seit dem 1. September läuft, voraussichtlich bis Februar 2024 abschließen möchte. Damit ist das seit drei Monaten laufende Schutzschirmverfahren beendet. Die Mitarbeiter des Unternehmens erhalten ab sofort wieder ihre Gehälter von der Kplus Gruppe und nicht mehr von der Agentur für Arbeit. Geschäftsführer Kai Siekkötter und der Generalhandlungsbevollmächtigte Stefan Denkhaus versicherten, dass die Auszahlung der Gehälter nicht gefährdet sei.

Keine Bestandsgarantie Für Haaner Krankenhaus

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen ändern sich die weiteren Pläne des Unternehmens. In Hilden möchte man ein „erweitertes stationäres Angebot“ erhalten. Im Krankenhaus in Haan will man beispielsweise die Bereiche der ambulanten Operationen erweitern. Obwohl noch gar nicht sicher ist, ob das Haaner St. Josef Krankenhaus überhaupt gehalten werden kann. „Wir können im Augenblick noch keine Bestandsgarantie geben“, sagte Stefan Denkhaus. Kündigungen für den Kplus-Standort in Haan könne man demnach nicht ausschließen.

Während das Klinikum also mit Hochdruck am Aufbau einer eigenen Neurologie mit Stroke Unit arbeitet, hat die Abwanderung der Lukas-Neurologie ins städtische Haus an der Gotenstraße zudem direkte Auswirkungen auf den Kreis Mettmann. „Für den Kreis Mettmann ist das ein rabenschwarzer Tag“, bedauerte Kai Siekkötter. Denn während die Schlaganfallversorgung in Solingen ab dem 1. Januar vom Klinikum übernommen wird, hängt der südliche Teil des Kreises Mettmann ab Neujahr in der Luft. Vorausgesetzt, es findet sich bis dahin keine adäquate Lösung.

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Bastian Glumm arbeitet seit vielen Jahren als Textjournalist für diverse Tages- und Fachmedien sowie als Cutter in der Videoproduktion. Der gelernte Verlagskaufmann rief im September 2016 das SolingenMagazin ins Leben.

5 Kommentare

  1. Wer kann es es den 90 wechselnden Beschäftigten verdenken, dass sie aus der unsicheren Zukunft bei K-Plus ins abgesicherte Klinikum wechseln. So bleibt die Stroke-Unit zudem in Solingen.

  2. Jahre lang wurden die Leute in der Lukas hingehalten und wenn Unmut über die unklare Zukunft geäußert wurde… Hat man den erhobenen Zeigefinger auf den Ausgang gezeigt bekommen von der Geschäftsführung.
    Wer gehehen will soll gehen war der Tenor.
    Dann sind eben mal alle zusammen gegangen.
    Zufriedene Mitarbeiter gehen nicht einfach weg.
    Selbst verbockt

  3. Eine Stadt in der Größenordnung von Solingen, braucht eine eigene Schlaganfallversorgung. TIME ist BRAIN, so heißt es… Alle Solinger sollten froh darüber sein, dass das Klinikum innerhalb von Wochen eine Neurologie aufbaut und nicht jeder Patient aufwendig nach Hilden verlegt werden muss. Vielen Dank also an die Politik und an die Verantwortlichen im Klinikum, dass das unmögliche möglich gemacht wird. Denn dazu gehört eine immens große Kraftanstrengung aller Beteiligten.
    Die Mitarbeiter der Kplus Gruppe wurden ganz sicher nicht gezwungen ins Klinikum zu wechseln, aber die Hinhaltetaktik der Verantwortlichen in der Lukas klinik haben es sichern icht besser gemacht. Die Menschen haben Angst und Sorge um ihre Zukunft und müssen sehen wo sie bleiben. Von daher kann ich das alles vollumfänglich nachvollziehen.

  4. Es ist sehr schade, daß die Lukasklinik schließt, nur so wie das dort gemacht wird ist es echt eine Frechheit.
    Ich bin selbst Unternehmensberater und muss sagen, dass die Probleme nicht bei anderen gesucht werden müssen.
    Investitionsstau und Missmanagment, im großen Stil betreiben und dann so ne schau abziehen.
    Es gab Absprachen, die wurden klar nicht eingehalten mit einem Trick wie man sich von Unliebsamen trennt. Dies ist eine Insolvenz. Dadurch hat man klar gemacht das die Lukasklinik unwirtschaftlich ist und sogar früher schließt.
    Jeder Mitarbeiter der in einem insolventen Unternehmen befindet geht heutzutage sofort auf Jobsuche um die Arbeitslosigkeit zu umgehen.
    Das Klinikum Solingen nimmt natürlich Fachkräfte an um die Versorgung sicher zu stellen. Weil nicht jedes Insolvente Unternehmen schaft die Insolvenz.
    Hätte das Klinikum nicht reagiert, wären die Fachkräfte in andere Städte gegangen und die Versorgung in Solingen und Umgebung wäre stark belastet.

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