Start Aktuelles Syrische Psychologie-Studentin hospitiert im Stadtdienst Gesundheit

Syrische Psychologie-Studentin hospitiert im Stadtdienst Gesundheit

0
Die syrische Praktikantin Tahani Burhan ist im Stadtdienst Gesundheit eingesetzt und führt dort auch Seh-Tests durch. (Foto: © Bastian Glumm)
Die syrische Praktikantin Tahani Burhan ist im Stadtdienst Gesundheit eingesetzt und führt dort auch Seh-Tests durch. (Foto: © Bastian Glumm)
Anzeige
Anzeige

Anzeige

SOLINGEN (bgl) – Im Rahmen des Projektes „Qualifizierung von syrischen Geflüchteten in deutschen Kommunalverwaltungen“, das in einer zweiten Förderrunde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) aufgelegt und finanziert und von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt durchgeführt wird, wird Geflüchteten aus Syrien das Einmaleins in deutschen Rathäusern sowie der lokalen Politik vor Ort nahebracht. In Solingen nehmen fünf Frauen und Männer an dem Programm teil. Eine davon ist die junge Syrerin Tahani Burhan. Sie kam vor fünf Jahren nach Solingen. In Syrien hat sie mit einem pädagogischen Schwerpunkt Psychologie studiert. Aufgrund des Bürgerkrieges konnte sie einen Abschluss in ihrer Heimat nicht mehr erlangen.

Anzeige

Einjähriges Praktikum im Stadtdienst Gesundheit

„Meine Beraterin im Jobcenter hat mir dieses Angebot für das Praktikum gemacht und das hat mir sofort gefallen“, sagt die 33-Jährige, die aus der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus kommt. Die junge Frau entschied sich für ein einjähriges Praktikum im Stadtdienst Gesundheit, wo sie seit Anfang April letzten Jahres im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst eingesetzt ist. Die Stellen für die Praktikumsplätze waren ausgeschrieben, so dass im Zuge eines Bewerbungsverfahrens passende Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht wurden. „Bei uns ist sie im Grunde an all dem beteiligt, was unsere medizinischen Fachangestellten machen. Sie hilft beispielsweise bei der kompletten Einschulungsuntersuchung und führt selbstständig Seh- und Hörtests sowie mit dem Kindern Motoriktests durch“, berichtet Dr. Birgit Ebner, Leiterin der Abteilung Kinder- und Jugendgesundheit im Stadtdienst Gesundheit.

Auch die entsprechende Dokumentation am Computer erledigt Tahani Burhan selbstständig. „Zudem ist sie auch schon gemeinsam mit unserer Sozialarbeiterin, die die Familien betreut, die Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten haben, mit in den Familien und hat dort übersetzt“, so Dr. Birgit Ebner weiter. So hilft Tahani Burhan auch bei der Überwindung der Sprachbarriere bei den Untersuchungen in der Abteilung, wenn das notwendig ist. Das erleichtert nicht nur die Arbeit. Es schafft auch Vertrauen bei Kindern und Eltern. In der Abteilung wird man sie nicht nur aufgrund dieser Fähigkeit missen, machen die Kolleginnen und Kollegen deutlich.

Praktikanten bekommen Mentoren zur Seite gestellt

Denn Tahani Burhan ging mit Freude und Engagement seit dem ersten Praktikumstag ans Werk. Sie arbeitet außerordentlich gern im Team, berichtet sie. Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gesundheitsamt wird sie längst als vollwertige Kollegin angesehen. „Ich fühle mich wie eine von ihnen“, freut sie sich, aber „natürlich war das am Anfang für mich erstmal alles neu und nicht mit Syrien zu vergleichen. So ist bei uns in Syrien beispielsweise das Gesundheitsamt nicht vor Ort, sondern im Ministerium beheimatet. Es ist alles viel zentraler organisiert“, erläutert die Mutter eines Kindes. Umso mehr ist sie von der Funktionalität der Solinger Verwaltung fasziniert. Vor allem natürlich jener des Gesundheitsamtes: „Die Untersuchung der Kinder ist hier verpflichtend und sehr wichtig. So können bereits sehr früh etwaige Krankheiten festgestellt werden“, zeigt sie auf.

Wer am Projekt teilnimmt, bekommt eine Mentorin oder einen Mentor zur Seite gestellt. Dabei handelt es sich um ehrenamtliche Führungskräfte der Stadt Solingen, die bereits pensioniert bzw. in Rente sind. Um Tahani Burhan kümmert sich die ehemalige Verwaltungsmitarbeiterin Gundi Hübel, die heute als Bezirksbürgermeisterin von Ohligs in Amt und Würden ist. Sie ist Ansprechpartnerin und hilft bei Problemen und Unklarheiten.

„Syrientag“ musste wegen Corona ausfallen

„Wir begleiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das gesamte Praktikum. Leider ist aufgrund der Corona-Situation einiges anders gelaufen, als wir uns das erhofft hatten“, betont die Mentorin. So wurde öfters via Zoom virtuell als im persönlichen Gespräch kommuniziert. Und auch der „Syrientag“, den die Praktikumsteilnehmer organisieren wollten, musste wegen Corona abgesagt werden. „Es wäre wirklich sehr wichtig, dass wir den nachholen, denn die jungen Leute haben sich sehr viel Arbeit gemacht. Vielleicht ist das ja im Frühjahr möglich“, hofft Gundi Hübel.

Für Tahani Burhan endet das Praktikum im Stadtdienst Gesundheit Ende März. „Es wurden während des Praktikums zudem begleitende Veranstaltungen angeboten, ich habe hier sehr viel gelernt. Gerne würde ich später im Bereich Kinder- und Jugendarbeit beruflich Fuß fassen“, macht die 33-Jährige deutlich. Ziel der ganzen Maßnahme ist es auf der einen Seite, dass die Teilnehmenden Kenntnisse erwerben, wie man in einer deutschen Verwaltung arbeitet und man auch intern miteinander umgeht. Auf der anderen Seite soll vermittelt werden, wie eine Kommunalverwaltung aufgebaut und strukturiert ist. Diese erworbenen Kenntnisse sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer später in den Wiederaufbau ihres vom Bürgerkrieg verwüsteten Heimatlandes Syrien einbringen.

Das SolingenMagazin finanziert sich über Anzeigen und redaktionelle Beiträge. Wir freuen uns stets über neue Werbepartner: WERBEN IM SOLINGENMAGAZIN

Volksbank Bergisches Land
Anzeige
Vorheriger ArtikelUnwetter: 27 sturmbedingte Einsätze für die Feuerwehr
Nächster ArtikelCobra erhält 88.500 Euro aus Förderprogramm
Bastian Glumm arbeitet seit vielen Jahren als Textjournalist für diverse Tages- und Fachmedien sowie als Cutter in der Videoproduktion. Der gelernte Verlagskaufmann rief im September 2016 das SolingenMagazin ins Leben.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein