SOLINGEN (mh) – Lebhaft ging es heute im Treffpunkt „Dröppelmina“ zu. Polizeihauptkommissar Ulrich Schmidt war ins SenVital gekommen und klärte die Bewohnerinnen und Bewohner über Möglichkeiten zur Kriminalprävention auf. Ein Vortrag, der bei vielen der Anwesenden für Neugierde und Interesse sorgte.
Vortrag stößt auf Neugier und Interesse
„Ich fange mit einer kleinen Geschichte an, die ich mir zwar selbst ausgedacht habe, die aber jederzeit so passieren kann.“ Und er schilderte den Fall der Rentnerin Anna B., die in ihrem Geldinstitut einen größeren Betrag abgehoben hat und, nachdem sie das Geld in ihrer Handtasche verstaut hat, das Gebäude verlässt. Als ein junger Mann versucht, ihr die Tasche zu entreißen, kommt es zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf Anna B. stürzt und sich einen Oberschenkelhalsbruch zuzieht.
Absolut realistisch, wie die Senioren von allen Seiten bestätigten. Auf die Frage des Polizisten, was denn hier schiefgelaufen sei, fiel ihnen dazu eine Menge ein. Aber es gab ebenfalls Tipps, um solche Situationen zu vermeiden: Das Geld nicht an der Kasse, sondern in einem gesonderten Raum in Empfang nehmen, Jacke mit Innentasche tragen, um nur zwei Möglichkeiten zu nennen. Die Thematik war den älteren Leuten offensichtlich nicht unbekannt,
Doch der Polizeihauptkommissar wartete mit einigen überraschenden Denkanstößen auf. „Warum kämpft man denn so um eine Handtasche? Was ist so Wichtiges drin, dass man sich daran klammert?“ Im Verlauf der Diskussion informierte Schmidt, dass der Personalausweis nicht ständig mit sich getragen werden müsse. Stattdessen wies er auf eine Notfallkarte hin, die im Falle eines Unfalles alle erforderlichen Daten für Notarzt und Rettungssanitäter enthält. „Tragen Sie in der Handtasche nur wenig Kleingeld, die Notfallkarte, Tempos und Kölnisch Wasser. Nichts Wichtiges, um das es sich zu kämpfen lohnt.“
Spielarten des Telefonbetruges
Bei den lehrreichen und zugleich humorvollen Schilderungen des Redners wurde viel gelacht. Er würzte die doch eher ernsthaften Themen mit kleinen Scherzen und schaffte eine lockere Atmosphäre zum Wohlfühlen. Wiederholt zeigte Ulrich Schmidt mit aktuellen Beispielen, wie leicht es oft Betrügern gemacht wird. „Ich bin heute extra früher hier gewesen“, gab er zu. „Da habe ich im Nebengebäude geklingelt. Obwohl es eine Sprechanlage gibt, hat niemand gefragt, sondern einfach aufgedrückt. So leicht kommt man ins Haus.“ Das gab erneut Anlass zu Diskussionen. „Auch wenn man freundlich sein will“, betonte Schmidt, „ist ein gesundes Misstrauen wichtig.“ Das vorrangige Interesse des Täters sei es, erst einmal ins Haus zu kommen.
Nachdrücklich wies er darauf hin, bei Bedenken die Notruf-Nummer der Polizei zu nutzen. „Wichtig ist auf jeden Fall eine Kette an der Wohnungstür. Dann lassen Sie sich den Ausweis zeigen und sehen ihn auch genau an. Sie können solange die Tür wieder schließen. Lassen Sie niemals fremde Menschen in ihre Wohnung. Wer nichts zu verbergen hat, der wartet diesen kurzen Moment.“
Obendrein kamen die vielfältigen Spielarten des Betruges am Telefon zur Sprache. Da ging es um dubiose Gewinnspiele, den Enkeltrick, Überprüfung von wichtigen Daten am Telefon oder sogar Anrufe der Polizei. Schmidt stellte eine wichtige Broschüre vor. Herausgeber: Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes. In dem Ratgeber für Seniorinnen und Senioren findet man nicht nur Beschreibungen des typischen Täterverhaltens, sondern auch Tipps für die eigene Sicherheit. Weiterhin enthalten sind Informationen zur Opferhilfeeinrichtung WEISSER RING sowie Adressen von (Kriminal-) Polizeilichen Beratungsstellen.
Die Broschüre steht hier kostenlos zum Download zur Verfügung oder kann, ebenfalls kostenlos, bei den Beratungsstellen abgeholt werden.
Broschüre bietet wertvolle Tipps
Zu dem Vortrag waren auch mehrere ehrenamtlich tätige Senioren-Sicherheitsberater gekommen. Diese Berater werden in Intensivkursen in Zusammenarbeit von Polizei und Stadtverwaltung geschult. Sie beschäftigen sich mit Kriminalprävention, aber auch mit Sicherheit im Straßenverkehr und Vermittlung von Ansprechpartnern oder Netzwerken. Derzeit sind in Solingen etwa 15 Mitarbeiter im Einsatz. „Diese Berater, die ja der gleichen Zielgruppe angehören, sind für uns eine kolossale Unterstützung“, würdigte der Beamte den Einsatz der Ehrenamtler. „Sie können in kleineren Gruppen, die wir personell gar nicht betreuen können, ihr Wissen weitergeben.“
Denn Vorbeugung und Aufklärung bilden die Grundlage für Sicherheit.