Start Aktuelles Umbau im Rathaus: Flemm plant schlankere Strukturen

Umbau im Rathaus: Flemm plant schlankere Strukturen

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Daniel Flemm (CDU) wird neuer Oberbürgermeister von Solingen und hat am 3. November seinen ersten Bürotag im Rathaus. (Foto: © Bastian Glumm)
Daniel Flemm (CDU) wird neuer Oberbürgermeister von Solingen und hat am 3. November seinen ersten Bürotag im Rathaus. (Foto: © Bastian Glumm)

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SOLINGEN (bgl) – Wenn Daniel Flemm am 3. November sein neues Büro im Solinger Rathaus bezieht, soll dort nicht einfach alles weiterlaufen wie bisher. Der künftige Oberbürgermeister will von Beginn an zeigen, dass er Verwaltung anders denkt – „schlanker, direkter, aber auch gemeinschaftlicher“, so der neu gewählte OB im Gespräch mit dem SolingenMagazin. „Die jetzigen Bediensteten übernehmen erstmal mich – und nicht ich sie“, sagt Flemm mit einem Schmunzeln. „Aber ich werde sehr schnell damit beginnen, Strukturen umzubauen.“

Flemm plant klare Gliederung des OB-Ressorts

Künftig soll das Ressort des Oberbürgermeisters klarer gegliedert werden – entlang der Aufgaben, die auch die Gemeindeordnung vorsieht: Behördenleitung, politische Steuerung mit der Leitung des Stadtrats und der Beratung der Fraktionen sowie die Repräsentation und Öffentlichkeitsarbeit nach außen. Dafür will Flemm auf flachere Hierarchien setzen. Statt eines eigenen Stadtdienstes plant er einen kleinen Stab von höchstens zehn Mitarbeitern – bestehend aus Stabsleitung, persönlichen Referenten, Fahrdienst und Vorzimmer.

„Ein ganzes Amt für das Büro des Oberbürgermeisters wird es so nicht mehr geben“, sagt er. Damit will Flemm Entscheidungswege verkürzen und Zuständigkeiten klarer trennen. Gleichzeitig betont er, dass die Veränderungen nicht über die Köpfe der Beschäftigten hinweg erfolgen sollen: „Ich möchte mit den Kolleginnen und Kollegen sprechen, ihre Ideen hören und sehen, wie wir ihre Vorstellungen mit meinen Zielen zusammenbringen können. Dieser Prozess hat teilweise aber auch schon begonnen – Gespräch laufen.“

Flemm: Presse und Marketing werden getrennt

Besonders im Bereich Kommunikation sieht der neue OB Handlungsbedarf. Bislang sind Presse und Marketing eng verzahnt – für Flemm ein Widerspruch. „Das eine und das andere schließen sich eigentlich aus“, erklärt er. „Pressearbeit muss objektiv informieren, Marketing will werben und Emotionen wecken.“

Sein Ziel ist es, beide Aufgabenbereiche sauber voneinander zu trennen. Die Pressestelle soll künftig eigenständig arbeiten, während das Marketing eng mit dem geplanten Stadtdienst Stadtgesellschaft agieren soll. „Zudem werden wir schauen, wo wir Synergien mit anderen Konzerneinheiten schaffen können, die zurzeit oftmals ein eigenes Marketing sowie Social Media-Kanäle haben“, kündigt Flemm an. Mit dieser Neuordnung will er eine „klarere Linie“ in der städtischen Kommunikation schaffen – weg von reiner Imagepflege, hin zu „Einheitlichkeit, offener Kommunikation, Transparenz und Verlässlichkeit“. Entsprechend soll auch der Auftritt der Verwaltung in den Sozialen Medien verändert und professionalisiert werden, betont Daniel Flemm im Gespräch mit dem SolingenMagazin.

Auch räumlich will er Veränderungen prüfen. Neben seinem Büro im Rathaus am Walter-Scheel-Platz soll es künftig einen zweiten Arbeitsplatz im Verwaltungs-Standort an der Bonner Straße in Ohligs geben. „Mir ist es extrem wichtig, auch dort präsent und für die Kolleginnen und Kollegen direkt ansprechbar zu sein“, sagt er. Ein separates Vorzimmer werde es dort aber nicht geben: „Das Büro ist nur für mich, wenn ich da bin. Es ist klein und kann die restlichen Zeiten im Sinne von Desk Sharing von anderen Mitarbeitenden genutzt werden.“

Bis Weihnachten sollen die organisatorischen Pläne umgesetzt sein. „Ich habe mir vorgenommen, dass bis zum Jahreswechsel die personellen und strukturellen Umbaumaßnahmen stehen“, sagt Flemm. So soll die Verwaltung nach der Konstituierung des neuen Stadtrats „voll arbeitsfähig“ sein.

Nachhaltigkeit soll messbarer werden

Auch beim Thema Nachhaltigkeit kündigt Flemm Veränderungen an, das allerdings weniger inhaltlich als strukturell. Ihm gehe es nicht darum, das Thema abzuwerten, sondern es stärker in den Verwaltungsalltag zu integrieren, betont er. Bislang ist Nachhaltigkeit in Solingen als eigener Stab organisiert. Diese Struktur hält er für wenig effizient.

Künftig will Flemm Klimaschutz und Klimaresilienz mit klaren, überprüfbaren Zielen hinterlegen. „Wir müssen weg davon, nur zu beraten und gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern alles besser zu wissen, selbst aber nicht besser zu sein. Ich möchte, dass wir als Verwaltung selbst Vorreiter bei der tatsächlichen Einsparung von CO2 sind“, sagt er. Nachhaltigkeit soll dadurch messbarer, transparenter und praxisnäher werden – und ihren Platz in der Gesamtstruktur der Verwaltung finden. „Am Ende zählt für mich in diesem Themenbereich nur eins: Haben wir uns objektiv klar verbessert in unserer eigenen Infrastruktur“?

Auch hier will er die Beschäftigten eng einbinden: „Ich möchte zunächst mit den Kolleginnen und Kollegen sprechen, bevor ich Strukturen ändere. Sie kennen die Abläufe und haben oft sehr konkrete Vorstellungen, wie man Dinge verbessern kann.“

Wirtschaftsförderung: Neuer Kurs mit klaren Zuständigkeiten

Die Wirtschaftsförderung will Daniel Flemm gleich zu Beginn seiner Amtszeit neu aufstellen. Nach den schwierigen Monaten, in denen Stadtkämmerer Daniel Wienecke die städtische Gesellschaft kommissarisch leitet, soll die Führung schnell wieder „breiter“ geregelt werden. „Mein Ziel ist, dass wir zügig in die Besetzung der Geschäftsleitung kommen“, sagt Flemm.

Künftig will Flemm die Beteiligungsverantwortung der Stadt für die Wirtschaftsförderung persönlich wahrnehmen und den Bereich näher an das Rathaus heranrücken. Die Wirtschaftsförderung soll künftig stärker in die politische Steuerung eingebunden sein. „Ich werde natürlich zunächst mit den Kolleginnen und Kollegen reden“, betont Flemm. „Mir ist wichtig, dass sie in die Neuaufstellung einbezogen sind.“

Drei Säulen für die künftige Arbeit

Die künftige Struktur der Wirtschaftsförderung soll auf drei Säulen aufbauen. Eine davon ist das Coworkit, das Gründer- und Innovationszentrum der Stadt, das jungen Unternehmen Raum und Beratung bietet. „Das Team macht aus meiner Sicht einen guten Job“, sagt Flemm. Zweite Säule ist die klassische Projektbegleitung und Ansiedlungspolitik, die neu ausgerichtet werden soll. Künftig soll der Fokus stärker auf der Vermarktung von Gewerbeflächen liegen – nicht mehr auf deren Entwicklung. Diese soll zukünftig durch die Stadtentwicklungsgesellschaft vorgenommen werden.

Als dritte Säule will Flemm den Bereich Unternehmensbetreuung aufbauen. Ziel ist ein „One-Stop-System“, bei dem Unternehmen einen festen Ansprechpartner haben, der ihre Anliegen innerhalb der Verwaltung koordiniert. „Wir werden Bürokratie nicht abschaffen können“, sagt Flemm, „aber wir können sie nach innen verlagern. Die Unternehmen sollen sie möglichst gar nicht mehr spüren.“

Solingens kommender Oberbürgermeister Daniel Flemm spricht über die Zukunft der städtischen Wirtschaftsförderung und ihre Rolle im Wandel der Verwaltung. (Foto: © Bastian Glumm)
Solingens kommender Oberbürgermeister Daniel Flemm spricht über die Zukunft der städtischen Wirtschaftsförderung und ihre Rolle im Wandel der Verwaltung. (Foto: © Bastian Glumm)

Nach schwierigen Jahren soll Ruhe einkehren

Nach den Belastungen der vergangenen Monate – unter anderem durch die Aufarbeitung der sogenannten „Schleuseraffäre“ – will Flemm die Wirtschaftsförderung stabilisieren und das Vertrauen in die Arbeit der städtischen Gesellschaft stärken. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zollt er dabei ausdrücklich Anerkennung. „Sie haben sich in der Aufarbeitung als sehr korrekt und zuverlässig erwiesen. Da sitzen Menschen, die die Stadt und die Unternehmen im Blick haben.“

Eine räumliche Veränderung hält er derzeit nicht für entscheidend, dennoch möchte Flemm die Wirtschaftsförderung räumlich und organisatorisch näher an sich binden. Denkbar seien etwa regelmäßige Präsenztermine im Rathaus. „Wichtiger als der Standort ist, dass die Wege kurz sind, fachlich wie personell“, sagt er. Mit der Neuaufstellung will Flemm die Wirtschaftsförderung wieder handlungsfähiger machen – und den Austausch zwischen Verwaltung und Unternehmen deutlich enger verzahnen.

Klinikum: Moderne Medizin braucht moderne Strukturen

Auch das Städtische Klinikum will Daniel Flemm nach seinem Amtsantritt zu einem sichtbaren Zukunftsprojekt machen. „Das erste Ziel ist für mich, dass wir das Klinikum als den Gesundheitspartner für die Menschen in dieser Stadt etablieren“, sagt er. Dazu gehört für ihn nicht nur die medizinische Qualität, sondern auch das äußere Erscheinungsbild und die Abläufe.

Flemm weiß um die Schwachstellen: Probleme beim Image, beim Onboarding von Patientinnen und Patienten, in der Erreichbarkeit und in den Abläufen. „Das müssen wir dringend verbessern“, sagt er. Besonders wichtig ist ihm, die ambulante und stationäre Versorgung stärker zu verknüpfen. Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sollen ausgebaut und enger mit den stationären Angeboten verzahnt werden.

Flemm: Vertrauen in die medizinische Leitung

Gleichzeitig stellt Flemm klar, dass er die medizinische Entwicklung am Klinikum positiv bewertet. „Ich halte sehr viel von der neuen ärztlichen Direktion und von den vielen neuen Chefärztinnen und Chefärzten, die wir in den letzten zwei, drei Jahren eingestellt haben. Das ist ein tolles Team, das das bestehende sehr gut ergänzt.“

Sein Ziel ist es, die spürbaren Fortschritte auch räumlich und organisatorisch sichtbar zu machen. „Moderne Medizin braucht moderne Räume“, sagt er. „Aber sie braucht auch moderne Prozesse.“ Darüber hinaus will er die Servicegesellschaft des Klinikums überprüfen lassen. Sie war ursprünglich geschaffen worden, um Synergien und Einsparungen zu erzielen. „Wir werden uns sehr genau anschauen müssen, ob sie diese Ziele wirklich erreicht“, sagt Flemm. Dabei gehe es auch um Fairness gegenüber den Beschäftigten. Das dürfe aber kein Schnellschuss sein, betont er.

Sicherheit im Rathaus: Offen, aber nicht ungeschützt

Auch das Thema Security im Rathaus will Daniel Flemm nach seinem Amtsantritt überprüfen. Ein reines „Einlasskontrollsystem“ hält er nicht für zeitgemäß. „Aus meiner Sicht müssen wir den Bereich umbauen – also wirklich physisch umbauen“, sagt er. Ihm schwebe eher eine offene Empfangssituation vor, mit einer zentralen Theke und einem freundlichen Willkommen für Besucherinnen und Besucher.

Trotzdem will Flemm keine Abstriche bei der Sicherheit machen. „Wir haben immer wieder Vorfälle und ich habe eine Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“ Die aktuelle Security-Leistung reiche dafür seiner Ansicht nach nicht aus. Künftig sollen deshalb neue Konzepte und technisch bessere Lösungen geprüft werden – etwa Notsysteme an den Arbeitsplätzen analog zu Banken oder modernere Einlassverfahren.

Ziel sei ein Rathaus, das offener wirkt, aber sicher bleibt. „Wir werden das freundlicher und transparenter gestalten“, sagt Flemm. „Aber auf die Sicherheit komplett zu verzichten, ist keine Option.“

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Bastian Glumm arbeitet seit vielen Jahren als Textjournalist für diverse Tages- und Fachmedien sowie als Cutter in der Videoproduktion. Der gelernte Verlagskaufmann rief im September 2016 das SolingenMagazin ins Leben.

1 Kommentar

  1. Na ja, warten wir mal ab!
    Früher wurde man ins Klinikum aufgenommen. Wenn das demnächst heißt: ich werde „ongeboardet“ bekommen manche bereits Flugangst. Eine bürgernahe Sprache sollte schon sein. Gegendert wird schon genug ohne dass wir jetzt noch mit Fremdwörtern umher werfen. Vielleicht denken manche Personen, sie würden abgeschoben 😏.
    Auch sollte die Solingen App mal professioneller geführt werden.
    Aber wie schon gesagt- erst mal abwarten.
    Viel Erfolg bei Ihrer neuen Aufgabe.
    Mit freundlichen Grüßen
    Rainer Bergfeld

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