Die blaue Murmel
Von Dr. Christoph Glumm
Als der erste Mensch den Mond betrat, war ich sieben Jahre alt. Nachts weckte mich mein Vater: „Jung, das musst du sehen.“ Den Moment, als Neil Armstrong seinen Fuß auf den Mond setzte, habe ich nie vergessen: „Ein kleiner Schritt für einen Menschen – ein großer für die Menschheit.“
Für einen Moment war die Welt eins. Unabhängig von Hautfarbe, Religion oder Herkunft schauten alle auf denselben Menschen, auf denselben fernen Ort. Und auf die Erde – diese zarte, blau schimmernde Kugel im schwarzen Nichts. Eine Murmel. Schwebend im unendlichen Raum. Zerbrechlich und zugleich vollkommen. Ohne Grenzen. Ohne Flaggen. Ohne Fronten. Nur Schönheit. Und Leben. All die scheinbar unlösbaren Probleme – die Kriege, der Hunger, der Hass – erschienen winzig, wenn man die Perspektive wechselte. Ich dachte: Ab jetzt wird alles anders. Warum sollten wir nicht auf dieser wunderschönen blauen Kugel friedlich miteinander leben können – liebevoll und füreinander da?
Ehrlich gesagt: Ich denke das noch immer. Doch je älter ich werde, desto häufiger frage ich mich: Warum schaffen wir es nicht? Haben wir verlernt zu staunen? Spüren wir unsere Zerbrechlichkeit nicht mehr? Haben wir vergessen, dass wir nur Gäste auf dieser „Murmel“ sind – einander näher, als uns oft lieb ist?
Und doch glaube ich: Die Sehnsucht nach Frieden ist unzerstörbar. Sie lebt – in Erinnerungen wie dieser. Und in dem Mut, darüber zu sprechen.
Gerade jetzt!