SOLINGEN (red) – Seit dem Jahr 2000 lud das Deutsche Klingenmuseum in jedem Mai zur zweitägigen MesserMacherMesse ein. International bekannte Messermacher stellten ihre handwerklich hochwertigen Produkte vor, die sie nicht selten aus sehr edlen Materialien gefertigt hatten. Workshops und Vorführungen rundeten das Programm ab. Allein in diesem Mai versammelten sich rund 2.000 Besucherinnen und Besucher unter dem Dach des Museums in Solingens historischem Stadtteil Gräfrath.
Platzbedarf stößt an seine Grenzen
Doch die diesjährige Messe, erstmals eingerahmt von den insgesamt viertägigen Messertagen, wird vorerst die letzte sein. Darüber informierte Kulturdezernentin Dagmar Becker gestern Abend den Kulturausschuss. Der Publikumserfolg stelle das Klingenmuseum als Veranstaltungsort zunehmend in Frage. Der Platzbedarf für Aussteller und Besuchende stoße an Grenzen, das Angebot an Parkplätzen reiche bei weitem nicht aus, die Erfüllung der Brandschutzauflagen sei problematisch. Vor allem aber wachse der organisatorische Aufwand dem überschaubaren Team des Klingenmuseums über den Kopf, so die Stadtverwaltung. Einen guten Teil des Jahres seien Musuemsleitung und Mitarbeitende inzwischen mit der Vorbereitung der Verkaufsmesse ausgelastet, was eigentlich nicht die Kernaufgabe des „DKM“ sei.
30 Jahre altes Ausstellungskonzept
Denn gerade jetzt bräuchten Museumsdirektorin Dr. Isabell Immel und ihr Vertreter Dr. Sixt Wetzler einen freien Kopf und Bewegungsspielraum: Das Ausstellungskonzept sei über 30 Jahre alt und entspräche nicht mehr heutigen Standards der Museumsdidaktik. Die Messe ziehe zwar einmalig viele Menschen an, den Rest des Jahres aber sei es zu still im Klosterhof. Die Besucherzahlen seien rückläufig. Diese Entwicklung umzukehren sei der Ehrgeiz der Museumsleitung.
Isabell Immel: „Das große Potential der hervorragenden Sammlung ist noch lange nicht ausgereizt. Davon sind wir fest überzeugt: Eine Modernisierung der Dauerausstellung, die Verknüpfung mit digitalen Inhalten und ein umfangreiches Angebot an themenbezogenen Aktionen wird einerseits die langjährige Freundinnen und Freunden des Museums neu begeistern, andererseits ein größeres, auch internationales Publikum anlocken. Und dann haben wir noch einige Hausaufgaben zu tun: der Sammlungsbestand muss digitalisiert, das museumspädagogische Programm intensiv weiter entwickelt werden.“
Kein Abschied für immer
Der Abschied von der Messe falle den Museumsmachern nicht leicht. Sixt Wetzler: „Die Entscheidung, die MesserMacherMesse hier in Gräfrath nicht weiterzuführen, ist uns nicht leicht gefallen. Die Messe war eine erfolgreiche Veranstaltung, die wir alle mit viel Herzblut und Mühe auf die Beine gestellt haben und sie war nicht zuletzt ein Event, bei dem Freundschaften entstanden und gepflegt wurden. Aber wir mussten einfach einsehen: Es bleibt zu viel Museumsarbeit liegen, vor allem für die Weiterentwicklung des Museums ist zu wenig Zeit.“
Die Messepause im Jahr 2019 soll kein Abschied für immer sein: Isabell Immel und Sixt Wetzler haben bereits den Kontakt zum Stadtmarketing im Rathaus gesucht. Gemeinsam will man überlegen, wie das erfolgreiche Format künftig fortgeführt werden kann, am anderen Ort und gegebenenfalls in anderer Trägerschaft.