SOLINGEN (mh) – Die Kamille ist eine der beliebtesten und bekanntesten Heilpflanzen. Schon die Großmutter wusste um ihre mannigfaltige Wirkung. Als Allroundheilmittel kann sie für eine Vielzahl von Beschwerden eingesetzt werden. Sie wirkt krampflösend und dient daher zur Linderung von Magenbeschwerden. Wegen ihrer antibakteriellen Wirkung wird sie bei Erkältungen gerne in Form eines Dampfbades eingesetzt. Ihre ätherischen Öle eignen sich für Kinder ebenso wie für Erwachsene.
Krampflösend und antibakteriell
Obwohl sie allgemein gut verträglich ist, darf sie keinesfalls in der Nähe des Auges angewendet werden. Da die Kamille austrocknet, könnte sie größeren Schaden am Auge verursachen und schlimmstenfalls sogar zur Erblindung führen.
Die Pflanze wächst vorzugsweise in der Nähe von Getreidefeldern und Wegrändern. Als Opfer der Pestizide ist sie heute nur noch selten in der freien Natur anzutreffen. Die vielen chemischen Düngungen bekommen ihr ebenso wenig. So findet man die Kamille meist nur noch im Supermarkt in Form von Teebeuteln, die vermutlich die meisten in der einen oder anderen Form bereits in der Kindheit kennengelernt haben.
Schon im alten Ägypten wurden mit dem Extrakt der Kamille die Toten einbalsamiert. Aufgrund der intensiven gelben Färbung verehrten die Ägypter sie als Blume des Sonnengottes. Auch die Germanen weihten sie ihrem Sonnengott Baldur.
Blume des Sonnengottes
Das so genannte „gute Kraut“ wurde im Spätmittelalter noch vor dem Johannistag zu Sträußen gebunden. Es sollte Unglück abwehren und vor Schaden bewahren. Bei der Heu-Ernte steckte man einen solchen Strauß in die erste Garbe, um das Heu vor Ungeziefer zu schützen.
Die Kamille ist die ideale Heilpflanze für jede Hausapotheke. Gesammelt werden nur die zarten Blütenköpfe. Sie enthalten neben den ätherischen Ölen auch Flavonoide und Cumarin. Da die Blüten sehr licht- und druckempfindlich sind, sollten sie an einem luftigen und schattigen Ort getrocknet und möglichst rasch verbraucht werden. Auch die Kamille hat ein paar Käfer als Feinde, den Kamillenstängelrüssler und den Kamillenglattkäfer. Ihre Larven fressen sowohl Stängel als auch Blätter.
An den Boden stellt die Kamille nur wenige Ansprüche. Staunässe schadet der Pflanze allerdings. Neben ihrer Heilwirkung gilt sie auch als Frühlingsbote. Das tiefgelbe Blumenköpfchen ist umgeben von einem weißen Blütenkranz. Daher weckt die zarte Blüte Assoziationen zur Sonne. Während die kleinen weißen Blütenblätter zunächst noch aufrecht stehen, hängen sie nach der Befruchtung durch Insekten nach unten. Der gelbgefärbte Körbchenboden bekommt eine kegelförmige Wölbung. Im Inneren ist er hohl.
Heilpflanze und Frühlingsbote
Wer die filigrane Blume in seinem Garten an einem sonnigen Standort kultivieren möchte, wird den ganzen Sommer lang mit ihrem intensiven Duft belohnt.
Der österreichische Schriftsteller Karl-Heinrich Waggerl (10.12.1897 – 04.11.1973) schrieb über sie in einem kleinen, humorvollen Gedicht: „“Verschont mich, sagt er, mit Kamillen, um Gotteswillen!“