WUPPERTAL (red) – Zur größten Regionalkonferenz der letzten 20 Jahre im Kammer- und Regierungsbezirk Düsseldorf hatten die Handwerkskammer Düsseldorf, die Kreishandwerkerschaft Solingen – Wuppertal und die Kreishandwerkerschaft Remscheid gemeinsam geladen. Rund 100 Verantwortungsträger aus den Mitgliedsunternehmen folgten dem Ruf in den Concordia-Bau am Werth nach Wuppertal-Barmen. Im Mittelpunkt von Vor- und Debatten-Beiträgen von Landeswirtschaftsminister Andreas Pinkwart, den Oberbürgermeistern aus Wuppertal und Solingen, Uni-Rektor Lambert Koch, Arbeitsagentur-Chefin Katja Heck sowie den Spitzenvertretern des Handwerks Andreas Ehlert (HWK), Andreas Krüger (KH Solingen Wuppertal) und Jutta Monschauer (Unternehmerfrauen im Handwerk / UFH) stand eine Bestandsaufnahme der Situation und der Perspektiven des Wirtschaftsbereichs.
Stabilitätsanker des Mittelstands
Über die immense Bedeutung des Sektors für die Prosperität der Wirtschaft, für Qualifizierung und Beschäftigung im Großraum herrschte dabei breite Übereinstimmung: 7.750 Unternehmen mit 36.000 Mitarbeitern und 2.500 Auszubildenden bilden derzeit den Stabilitätsanker der mittelständischen Branchenstruktur im Bergischen. Deutlich wurde aber auch: Infrastruktur-Defizite, ein besonders hartes Ringen um ausreichenden Fach- und Führungskräftenachwuchs einschließlich des Potenzials an Nachfolgern für bestehende Betriebe prägen den alltäglichen Kampf der Firmen um auskömmliches Wachstum und die Weiterentwicklung von Produkten und Services in den Unternehmen.
Stärkung der Kooperation im Bergischen
Minister Pinkwart beleuchtete in seinem programmatisch „Wirtschaftsförderung 4.0“ überschriebenen Vortrag vorrangig die hinterliegenden Zusammenhänge zwischen diesen Entwicklungs-Determinanten und spitzte sie auf den aus seiner Sicht maßgeblichen Faktor – Mehr Zusammenarbeit im Hinblick auf eine hohe Innovationsfähigkeit – zu.
„Die Regionalkonferenz stärkt diese Kooperation des bergischen Handwerks und bietet den Raum, alle Akteure in den Dialog zu bringen und neue Initiativen für die Region anzustoßen – Genau der richtige Schritt, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und gemeinsam an Ideen für die Zukunft von Handwerk und Mittelstand vor Ort zu arbeiten“, lobte Pinkwart den Impuls aus der Handwerksorganisation zu einem vertieften, institutionenübergreifenden Zusammenwirken.
Unternehmensnachfolge eine große Herausforderung
„Für das Ruhrgebiet hat regierungsamtliche Aufmerksamkeit Tradition. Für das Bergische Land als Produktionslandschaft und Lebensraum und verkehrliches Bindeglied im Mittelpunkt des Landes war das nicht immer so“, ließ Kammerpräsident Andreas Ehlert keinen Zweifel am Stellenwert einer gedeihlichen Entwicklung der Region aus mittelständischer Sicht. Ehlert lenkte die Aufmerksamkeit auf der Regionalkonferenz nicht zuletzt auf spezielle, in der Region selbst entwickelte Ansätze zur Zukunftssicherung im gewerblich-technischen Sektor:
„Mit der Bergischen Universität experimentieren wir beispielsweise an Formaten, wie wir Bachelor-Absolventen für eine Karriere im Handwerk und für die Aufgabe der Unternehmensführung interessieren können“, setzte Ehlert ein Schlaglicht auf ein besonders drängendes Sujet: Im Städtedreieck stehen in den kommenden fünf Jahren bis zu 1.300 Handwerksbetriebe vor dem Generationswechsel an der Spitze; es mangelt an Unternehmernachwuchs; bereits jetzt erfolgt nur noch in jede dritte Firmenübergabe familienintern.
Städtedreieck zur Unternehmerregion ausbauen
„Jeder sechste bis siebte Arbeitsplatz im Bergischen wird vom Handwerk gestellt, das aufgrund struktureller Defizite in dieser altindustriell geprägten Region jedoch statt wie im Landesdurchschnitt über 6.500 Euro nur einen unterdurchschnittlichen Umsatz von knapp 5.000 Euro pro Einwohner erwirtschaften kann“, machte der Solinger Kreishandwerksmeister Arnd Krüger seinerseits auf fortbestehende wirtschaftsstrukturelle Defizite der Region aufmerksam.
„Erschreckende“ 68.000 der 630.000 Einwohner seien Leistungsempfänger und auf die Solidarität der Gemeinschaft angewiesen. „Wir brauchen mehr qualifizierte Arbeitgeber, die zur Ausbildung, zum Arbeitsmarkt und zur Innovationsfähigkeit beitragen“ unterstützte Krüger einen auch von Unirektor Koch und den Oberbürgermeistern apostrophiertes Ziel, das Städtedreieck zu einer Unternehmerregion auszubauen.