SOLINGEN (bgl) – Die Idee, ein Museum in einem der zahlreichen metallverarbeitenden Betriebe in Solingen einzurichten, gärte in Dr. Jochem Putsch schon lange. „Und wenn man in Solingen etwas derartiges macht, dann sollte es auch in einer Gesenkschmiede sein“, erinnert sich der Leiter des Solinger Industriemuseums heute. Vor 30 Jahren machte die Gesenkschmiede Hendrichs an der Merscheider Straße zu – nur sechs Wochen später öffnete sie wieder ihre Pforten. Dann allerdings unter neue Flagge. Mit der Umwidmung vom Industriebetrieb in ein Museum änderte sich vor allem für die acht verbliebenen Mitarbeiter zunächst nicht sehr viel. „Die acht Leute haben wir damals in Vollzeit übernommen“, so Putsch weiter. Von diesem Zeitpunkt an wurde in das Industriemuseum investiert – Geld und sehr viel Arbeit. Der Umbau konnte erst 1999 abgeschlossen werden. Seitdem ist die ehemalige Gesenkschiede Hendrichs so hergerichtet, wie man sie heute kennt.
30 Fotografien aus den Anfangsjahren von 1986 bis 1988
Im Treppenhaus des Erd- sowie des 1. Obergeschosses erinnern insgesamt rund 30 Fotografien aus den Jahren 1986 bis 1988 an die Anfangsjahre des Museums. Auch in der Dauerausstellung zeigen Fotos an verschiedenen Arbeitsplätzen, wie es damals aussah und wie heute. Meist sind die Unterschiede gar nicht so groß, was wiederum sehr im Sinne der Museumsleitung ist: „Wir hatten beim Umbau hier stets das Heft in der Hand und sind sehr sensibel mit dem Gebäude umgegangen“, macht Dr. Jochem Putsch deutlich, dem die Authentizität des Hauses sehr am Herzen liegt. Rund 17 Millionen Euro wurden allein in die Umbaumaßnahmen gesteckt. Den Löwenanteil übernahm seinerzeit das Land Nordrhein-Westfalen. 1986 entschied sich das LVR-Industriemuseum für den Standort Solingen und verwarf damit den Konkurrenten Remscheid, das sich mit einem Werkzeugbetrieb ebenfalls für ein Museum bewarb.
Museum war während der Umbaujahre geöffnet
Neben dem Betrieb wurde damals auch das gesamte Grundstück mit der Villa erworben. Auch diese wurde seitdem komplett auf Vordermann gebracht. Während der Umbaujahre von 1986 bis 1999 war das Museum nicht geschlossen. „Es war immer Publikumsbetrieb“, erklärt Museumschef Putsch. Von den acht damals übernommenen Mitarbeitern ist heute noch einer mit an Bord, der für das Museum Führungen anbietet. Aktuell sind insgesamt zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Museum der Merscheider Gesenkschmiede beschäftigt.
Dr. Jochem Putsch war vom ersten Tag des Umbaus mit dabei und auch vorher bereits an der Suche nach einem geeigneten Standort beteiligt. Mit etwas Wehmut blickt er heute auf die Fotografien, die noch bis zum 12. März nächsten Jahres im Industriemuseum zu sehen sein werden: „Heute frage ich mich dann schon manchmal, wie ich denn damals überhaupt drauf war, mich auf so etwas einzulassen“, sagt er heute mit einem Lächeln und der Erinnerung an ein erfolgreich umgesetztes Mammutprojekt.