SOLINGEN (bgl) – Die untere Hauptstraße ist und bleibt das große Sorgenkind der Solinger City. Und das nicht erst, seit der Sportfachhändler Intersport Borgmann seinen Umzug in die Clemens-Galerien bekanntgab (wir berichteten). Die Stadtverwaltung ist sich der Problematik wohlbewusst und hat zwei Beraterbüros damit beauftragt, die Innenstadt gründlich abzuklopfen und zu prüfen, wo in der City Einzelhandelsflächen überhaupt noch Sinn machen und welches Konzept grundlegend infrage käme.
„Wir sind im Bereich der Innenstadt zu großflächig mit Einzelhandelsflächen aufgestellt“, konstatierte Stadtdirektor Hartmut Hoferichter, der am Mittwochmorgen im Zukunftsbüro an der Hauptstraße über die Pläne der Stadt informierte.
Solinger City auf dem Prüfstand
Grundsätzlich habe man sich im Rathaus inzwischen von der Vorstellung verabschiedet, die untere Hauptstraße als Einzelhandelsstandort halten zu können. Vor einigen Jahren sah das freilich noch anders aus, als man investierte und mittels Aufwertungen des öffentlichen Raums für Belebung sorgen wollte. Dazu gehörten unter anderem Bepflanzungen und die Schaffung von Sitzgelegenheiten, aber auch die Umgestaltung des Entenpfuhls in eine Fläche, die auch für Skater attraktiv sein sollte.
„Wir hatten da eine Erwartung, die sich nicht erfüllt hat“, gab Hoferichter zu. Denn getan hat sich seitdem kaum etwas. Ein Problem, mit dem sich Solingen indes nicht allein herumschlage, wusste Dr. Holger Pump-Uhlmann vom gleichnamigen Beraterbüro zu berichten. Leerstand von Einzelhandelsflächen, die vor Jahrzehnten noch rege frequentiert waren, seien auch in anderen Städten vergleichbarer Größe zu beobachten.
Zwei Beraterbüros klopfen die Solinger Innenstadt ab
„Teile der Innenstadt werden weiterhin für den Einzelhandel tragbar bleiben“, erklärte Pump-Uhlmann. Welche das sein könnten, wird sein Büro gemeinsam mit den Kollegen von „Junker + Kruse“ genauestens unter die Lupe nehmen. Aus seiner Sicht stehe aber schon jetzt fest, dass „verdichtete Einzelhandelsflächen mehr Strahlkraft und Attraktivität haben“, so Pump-Uhlmann. Dem pflichtete sein Kollege Rolf Junker bei: „Auf das alte Pferd zu setzen, das wird schwierig werden.“
In einer Arbeitsgemeinschaft wollen die beiden Büros bis Ende des Jahres einen ersten Entwurf für die Solinger City erstellen, der dann der Politik vorgelegt und diskutiert werden kann. Dazu gehören eine Erfassung der Nutzungsstruktur, mögliche bauliche Veränderungen und letztlich Vorschläge für eine Umsetzung. Anlieger und Anwohner möchte man dazu ins Boot holen.
Ideen und Vorschläge der Solinger Bürger gefragt
Im Zukunftsbüro an der Hauptstraße habe man diesbezüglich bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. „Wir konnten bereits rund 200 Vorschläge für die Innenstadt hier sammeln, das hat sehr gut funktioniert“, freute sich Hartmut Hoferichter. Mehrere öffentliche Veranstaltungen im Mai und im Juni sollen zudem Bürgerinnen und Bürger informieren, aber auch Ideen und Vorschlage seitens der Einwohner sammeln.
Einig waren sich alle Akteure, dass vor allen Dingen die Immobilienbesitzer in der Innenstadt mitziehen müssten, wenn sich dort etwas zum Positiven ändern solle. Um Investitionen werden diese nicht immer herumkommen: „Das Thema Städtebaufördermittel wird sehr wichtig werden“, sagte Dr. Holger Pump-Uhlmann. Auch in diesem Bereich wolle man beratend und unterstützend zur Seite stehen.
Umdenken und Geduld seien unabdingbar
Ob Dienstleistungen, Gastronomie und Wohnen in der unteren Hauptstraße zum Erfolg führen werden, ist längst nicht garantiert. „Die Häuser dort sind ja als Ladenlokale gebaut worden“, konnte Rolf Junker beobachten. Ein grundsätzliches Umdenken sei unabdingbar. Und Geduld. Denn sichtbare Veränderungen in der Innenstadt werden ihre Zeit brauchen.