SOLINGEN (mh) – Mit Tiefe meint Petra Höcker die Tiefe des menschlichen Inneren. „Ich bin seit zehn Jahren auf der Suche nach der inneren Bewegung“, sagt sie und stellt sich diese vor wie eine Art Landschaft.
Die Künstlerin arbeitet mit den verschiedensten Materialien, wie Kunstharz, Wachs, Tusche und Acrylfarben, die sie in einer Mischtechnik auf der Leinwand übereinanderschichtet. Die Worte und Skizzen, die sie im Vorhinein oftmals auf der Leinwand festhält, sind anschließend nicht mehr zu sehen. „Ich erschaffe meine eigenen Fantasielandschaften. Die Worte sind Schwingungen im Untergrund. Die Betrachtung meiner Werke ist wie die eines Menschen – zunächst sieht man nur die Oberfläche.“ Der Beobachter soll sich dann über seine Intuition mit dem Werk befassen und in Resonanz gehen. „Jeder schafft sich seinen eigenen Zugang“, erläutert Höcker. Während der eine etwas Abstraktes darin sieht, erkennt ein anderer Gegenständliches, so beispielsweise fliegende Fische oder einen Wirbelsturm.
Werke mit eigener Intuition betrachten
Für sie sei das etwas unbewusst Ablaufendes, etwas Spannendes, gibt die Künstlerin zu. „Ich mache damit meinen inneren Prozess sichtbar.“ Trotzdem ist darin genügend Raum für den Anschauenden, sich selbst wiederzufinden. Deshalb gibt sie ihren Arbeiten grundsätzlich keine Titel. Sonst suche der Besucher unter Umständen vergeblich das Objekt im Bild, hält sie für möglich. „So aber betrachtet er das Bild, stellt Assoziationen her und versucht zu ergründen, warum es eine bestimmte Emotion in ihm auslöst. Das kann sich je nach Stimmung immer wieder ändern.“
In ihren Arbeiten möchte die in Osnabrück lebende Künstlerin die Bewegung in der Stille darstellen – jenen Moment, in dem sich die Farben in der Mitte zentrieren, zum Stillstand kommen und doch die Bewegung noch erahnen lassen. „Ich zeige den Stillstand der Zeit, eine Erinnerung an den Moment, der dann einfriert.“ Dazu lässt sie Kunstharz durch Sand und Gaze tropfen, ein Prozess, der nur teilweise zu steuern ist. Das Harz nimmt eine Form an und bleibt dann stehen
Bewegung in der Stille zeigen
„Inzwischen male ich nur noch abstrakt“, erklärt Petra Höcker. „In meinen früheren Zyklen ließen sich häufiger Objekte erkennen, Silhouetten, tanzende Menschen.“ Mittlerweile stellt sie ebenfalls Skulpturen, Plastiken, große Installationen im Innen- und Außenbereich her. Auch dafür verwendet sie Kunstharz, meist kombiniert mit Naturmaterialien, wie Hanf, Leinöl oder Haare. Mullbinden, Federn, Schaumstoff, Papier und noch vielerlei andere Materialien finden sich ebenso in ihren Werken. Zentrales Thema ist die Körperlichkeit, lassen ihre Objekte doch häufig Ähnlichkeiten mit Organen erkennen.
„Aus Platzgründen haben wir uns erst einmal auf die Bilder festgelegt“, erklärt Dirk Balke. Zwei kleine Skulpturen haben aber doch noch hineingefunden. Zwanzig Werke im Format 30 x 30 cm bis hin zu 120 x 160 cm sind in der Galerie ART-ECK zu besichtigen. „Es ist ungewöhnlich für die Galerie, abstrakte Arbeiten zu zeigen“, betont Balke, der sich selbst ausschließlich der gegenständlichen Malerei widmet. „Das heißt aber nicht, dass ich die abstrakte Malerei nicht schätze. An den Arbeiten von Petra Höcker fasziniert mich vor allem diese Energie, die die Werke ausströmen. In ihrer kraftvollen Präsenz haben sie trotzdem eine gewisse Sinnlichkeit, Poesie.“
Objekte ähneln Organen
Für Petra Höcker ist es die erste Ausstellung bei Dirk Balke, „aber bei dieser Vielseitigkeit bestimmt nicht die letzte“, wie der Galerist betont. „Wenn sich ein Künstler nicht in einer einzigen Ausstellung erschöpft, kann man ein anderes Mal weitere Arbeiten unter neuen Aspekten zeigen.“
Zunächst aber die Vernissage zur Ausstellung „Die Tiefe“ am Samstag, 24. November um 16 Uhr. Bis zum 6. Januar sind die Werke immer freitags von 14 – 19 Uhr und samstags von 10 – 14 Uhr zu besichtigen.