SOLINGEN (mh) – Ein Vater überquert mit seiner kleinen Tochter die Straße mehrere Meter neben der Lotsenstelle, der Radfahrer trägt keinen Helm, einer der Mitschüler soll für einen fehlenden Lotsen einzuspringen. Es waren mitunter recht kniffelige Aufgaben, die im Rollenspiel zu meistern waren.
Am Freitag fand der jährliche Lotsenwettbewerb der Verkehrswacht bei den Verkehrsbetrieben an der Weidenstraße statt. In den vorangegangenen Wochen hatten rund 220 Schülerinnen und Schüler zahlreiche Fragen zu allgemeinen und verkehrsbezogenen Themen beantwortet. Teilnehmende Schulen waren Humboldtgymnasium, Gymnasium Schwertstraße, Alexander-Coppel-Gesamtschule, GS Uhlandstraße, GS Höhscheid, FALS und die Sekundarschule. Ausgebildet und betreut wurden die künftigen Lotsen von ihren Lehrern in Zusammenarbeit mit Polizei und Verkehrswacht. Die drei Besten jeder Lotsenstelle traten nun erneut zum Wettbewerb an.
Drei Disziplinen beim Wettbewerb
Dieser besteht immer aus drei Disziplinen: Rollenspiel, Reaktionstest und Schätztest. Beim Rollenspiel zogen die Teilnehmer aus verdeckten Karten ihre entsprechenden Aufgaben – Konfliktsituationen, wie sie immer wieder vorkommen. Jürgen Dahlmann, Vorsitzender der Verkehrswacht Solingen, übernahm den Part des Gegenspielers. Mit seinen Reaktionen stellte er die Teilnehmer manches Mal vor Herausforderungen. So zeigte er sich uneinsichtig oder als Erwachsener, der die Jüngeren von oben herab behandelte. „Woher weiß ich denn, ob du das überhaupt kannst?“
Als Mitschüler, der für einen anderen Lotsen einspringen sollte, wollte er gleich die Gelegenheit nutzen, mit der Lotsenschülerin anzubandeln oder die Hausaufgaben abschreiben zu können – mit nur mäßigem Erfolg. Die jungen Verkehrshelfer reagierten zügig und angemessen auf die verschiedenen Verhaltensweisen und zeigten damit, dass sie mit den schwierigen Situationen im Straßenverkehr umzugehen wussten. Auch wenn durch Nervosität eine Straße schon mal als Autobahn bezeichnet wurde, änderte das nichts an der richtigen Verhaltensweise der Lotsen. Sie appellierten konsequent an die Vorbildfunktion, die auch nicht direkt Beteiligte haben, machten aufmerksam auf die Gefahren beim Radfahren ohne Helm und wussten bei den verschiedenen Einwänden Dahlmanns gut zu improvisieren. Anschließend bewertete die fünfköpfige Jury, bestehend aus Vertretern der Stadt Solingen, der Lehrer, der Polizei, der Verkehrsbetriebe sowie der Verkehrswacht, die Szene mit Punkten.
Kniffelige Aufgaben im Rollenspiel
Beim Reaktionstest mussten die Jugendlichen beim Aufleuchten einer roten Lampe auf die Bremse treten. Wie im Auto gab es ein Gas- und ein Bremspedal. Sehr überzeugend demonstrierte Ulrich Schmidt von der Verkehrssicherheit, wie schon durch kurze Fragen die Aufmerksamkeit abgelenkt werden kann und sich dadurch die Reaktionszeit deutlich verlängert. Folge ist eine erhöhte Aufprallwucht. Kollege Thomas Müller betonte: „Sitzt ihr im Auto und der Fahrer telefoniert mit dem Handy in der Hand, macht ihn sofort und nachdrücklich darauf aufmerksam. Die Konzentration im Straßenverkehr dient der Verkehrssicherheit aller.“ Das gilt für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen.
Auch der auf dem Außengelände durchgeführte Schätztest brachte so manche Überraschung. Ulrich Schmidt erläuterte den Ablauf. „Ich fahre gleich mit 30 km/h und werde exakt an den Pylonen eine Gefahrenbremsung einleiten. Dabei muss der Bremsweg so kurz wie möglich sein.“ Die Lotsen sollten ihre mit Nummern versehenen Pylonen dort aufstellen, wo ihrer Meinung nach der Wagen zum Stehen käme. Beim ersten Versuch waren alle gewählten Positionen einige Meter vom Fahrzeug entfernt. Das änderte sich schlagartig, als Schmidt die Geschwindigkeit auf 60 km/h erhöhte. Der überwiegende Teil der Schüler hatte sich diesmal erheblich verschätzt. „Doppelte Geschwindigkeit heißt vierfacher Bremsweg“, klärte Schmidt auf. Auch wenn die Formel den meisten bekannt war, bedeutete das Schätzen der Entfernung doch noch etwas anderes.
Sieger fahren zum Landeswettbewerb
Die Jugendlichen hatten ihre Aufgaben gut gemeistert. Nach Auswertung aller Punkte landete Jonas Lützenkirchen vom Gymnasium Schwertstraße auf dem ersten Platz. Zweitplatzierter war Jonas Hucklenbroich, Gesamtschule Höhscheid. Luc Hoang Nguyen, ebenfalls Gymnasium Schwertstraße, kam auf Platz 3. An vierter und fünfter Stelle folgten Lara Hack (Gymnasium Schwertstraße) und Sven Lorenz (Gesamtschule Höhscheid).
Für alle Teilnehmer gab es nach dem Wettbewerb tolle Preise. Für die Plätze eins bis drei hatte Bürgermeister Schmidt zusätzlich als Überraschung ein Tagesticket für die Frühjahrskirmes am Weyersberg organisiert.
Die fünf Sieger werden Solingen am 3. Juli 2019 in Düren beim Landeswettbewerb vertreten. Wir wünschen viel Glück und drücken natürlich die Daumen.