SOLINGEN (mh) – Wieder hatte sich am letzten Sonntag der Botanische Garten in einen Ort der Literatur verwandelt. Lange vor 14 Uhr standen die Lesehungrigen mit Taschen vor der Tür und warteten darauf, sich mit neuem Lesestoff versorgen zu können. Was als einmalige Aktion geplant war, hat sich mittlerweile zum Selbstläufer entwickelt. In diesem Jahr zeigte sich die Börse wieder als großartiger Besuchermagnet. Sie ist eine von vielen Aktionen, die über das Jahr verteilt, im Botanischen Garten stattfinden.
Hunderte Besucher bei der Bücherbörse
Die Idee zur Bücherbörse entstand vor einigen Jahren, als sich Claudia Elsner-Overberg vom Kommunalen Integrationszentrum und Matthias Nitsche, stellvertretender Leiter der Stiftung Botanischer Garten e. V., über den Bücherschrank neben der Lesehalle unterhielten. Elsner-Overberg betreut seit Jahren diesen Schrank gemeinsam mit den Bookcrossern. Hier können Gartenbesucher Bücher lesen, mitnehmen oder auch eigene dazustellen. Vor Beginn der Veranstaltung räumt Elsner-Overberg jedes Mal den Bücherschrank aus, bringt die Bücher zu den anderen in die Halle und sortiert nach Themen. Am Ende der Veranstaltung wird der Schrank mit neuem Material bestückt.
Bei der Auftaktveranstaltung wurde seinerzeit alles unter dem Dach der Lesehalle aufgebaut. Mittlerweile nutzt man lieber die Gewächshäuser. „Auf diese Weise machen wir uns vom Wetter unabhängig“, begründete Matthias Nitsche die Entscheidung. Auch er wollte später selbst nach geeigneter Lektüre suchen. „Fußball interessiert mich sehr, aber auch Landschaftsparks und –gärten. Im vorigen Jahr habe ich ein tolles Buch über die 100 schönsten Parks und Gärten in Deutschland gefunden.“
Der Zeitpunkt der Börse passte gleich in doppelter Hinsicht. Fünf Tage zuvor, am 23. April, hatte der jährliche Welttag des Buches stattgefunden. An diesem Tag feiern deutschlandweit Buchhandlungen, Verlage, Bibliotheken, Schulen und Lesebegeisterte mit einer Vielzahl an Aktionen ein großes Lesefest. Außerdem ist es der Todestag des englischen Dramatikers und Lyrikers William Shakespeare und Spaniens Nationaldichter Miguel de Cervantes.
Kurz zuvor Welttag des Buches
In der Orchideenhalle lagen auf meterlangen Tischen unzählige Bücher, gesammelt von Literaturfreunden, Bookcrossern und Besuchern des Botanischen Gartens. Es war ein ununterbrochenes Kommen und Gehen. Der Besucherstrom riss nicht ab. Immer wieder öffnete sich die Eingangstür, ließ scharenweise Besucher herein. Taschen vollgepackt mit Büchern wurden gebracht. Kaum waren sie geleert, boten sie Platz für neue Bücher. „Wir haben wieder eine bunte Mischung aus Romanen, Krimis, Sachbüchern, Tier- und Kochbüchern auf den Tischen“, meinte Stiftungsmitglied Claudia Elsner-Overberg. „Besonders gefragt sind natürlich immer Kinderbücher.“
Etwa eine halbe Stunde vor der Eröffnung waren bereits rund 300 Bücher abgegeben worden. „Manchmal sind auch alte Schätzchen dabei“, lachte die Bücher-Fachfrau und ehemalige Leiterin der Stadtbibliothek. „Man sucht jahrelang nach einem Buch und findet es plötzlich hier.“ Dann ist die Freude doppelt groß. Auch solche Highlights gibt es bei der Bücherbörse, die ein wunderbares Beispiel für Nachhaltigkeit ist. Bücher mit anderen auszutauschen statt zu entsorgen, wirkt der Papierverschwendung entgegen und macht außerdem Spaß. Die Bücher werden kostenfrei abgegeben. Doch jede finanzielle Unterstützung kommt der Anlage zugute. Deshalb standen auf den Büchertischen Spendendosen bereit.
Bunte Mischung auf meterlangen Tischen
Mehrere hundert Besucher kommen jedes Jahr zur Bücherbörse. Das Ambiente in der Orchideenhalle ist wie geschaffen. Man ist im Grünen, es ist trocken. So stand auch diesmal der ausgiebigen Bücherschau nichts im Wege. Während die einen kurz die Buchrückseite überflogen, steckten andere die Nase ins Buch und begannen gleich vor Ort mit der neuen Lektüre. Und immer wieder mit einem Lachen der Spruch: „Eigentlich wollte ich ja gar nichts mitnehmen.“ Nach dem Schmökern war bei vielen Kaffee und Kuchen oder Eis angesagt. Die ehrenamtlichen Helfer standen im Gartenkiosk bereit, um alle zu versorgen.