SOLINGEN (bgl) – Nachdem die Stadt Solingen am Dienstag über die ersten vier auf das Coronavirus positiv getesteten Personen informierte (wir berichteten), musste sie am Mittwoch diese Zahl bereits nach oben korrigieren: Inzwischen sind fünf Solinger infiziert (Stand: 11. März), eine weitere Person aus Leichlingen befindet sich derzeit in Behandlung in der Lungenfachklinik Bethanien in Aufderhöhe. „Vier der Betroffenen befinden sich momentan in stationärer Behandlung, allen geht es gut, keiner hat ernstere Symptome oder Beschwerden“, berichtete Prof. Dr. Winfried Randerath, Chefarzt der Lungenfachklinik Bethanien, am Mittwoch bei einem Pressegespräch im Rathaus. Zwei Betroffene befinden sich in häuslicher Behandlung und dort in Quarantäne.
Reiserückkehrer aus Risikogebieten
Bei allen Erkrankten handelt es sich um Reiserückkehrer aus Risikogebieten, so Dr. Annette Heibges, Leiterin des Gesundheitsamtes in Solingen. „Alle sind am Ende ihrer Reise erkrankt, so dass wir die günstige Situation haben, dass diese Menschen nicht lange in Solingen und hier auch nicht arbeiten waren“, betonte Heibges. Alle Infizierten hätten sich nach ihrer Rückkehr umgehend in Behandlung begeben. Entsprechend übersichtlich sei die Zahl der Kontaktpersonen, die allesamt ermittelt seien.
„Es handelt sich dabei sogar um die Menschen, mit denen die Erkrankten gemeinsam im Urlaub waren. In Solingen selbst haben wir also keine anderen Betroffenen“, zeigte die Leiterin des Gesundheitsamtes auf. Die Kontaktpersonen befinden sich alle in einer häuslichen Quarantäne. „Wir telefonieren die jeden Tag ab und fragen nach, ob sich Symptome gezeigt haben und warten nun die 14 Tage ab“, erläutere Heibges. Die Inkubationszeit beim Coronavirus, also der Zeitraum zwischen Infektion und Beginn von Symptomen, beträgt zwei bis 14 Tage, weshalb bei Verdachtsfällen die Isolation zwei Wochen dauert.
„In Solingen bestand zu keinem Zeitpunkt Grund für Panik oder Unruhe“, lobte Oberbürgermeister Tim Kurzbach die gute Organisation und Abstimmung von Kliniken, Behörden und Institutionen. Gleichzeitig beabsichtigt die Stadtverwaltung nicht, kommende Veranstaltungen abzusagen. „Wir können nicht einfach das städtische und das kulturelle Leben in Solingen von heute auf morgen auf Null setzen“, sagte Stadtsprecher Lutz Peters. Bereits am Dienstag gab es vom Land Nordrhein-Westfalen einen Erlass, demzufolge Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Personen abzusagen seien. Ein Versuch, um die Verbreitung des Coronavirus zu verlangsamen.
Keine Ordnungsverfügungen bei Veranstaltungen
„Wir verstehen diesen Erlass so, dass es sich um 1.000 Menschen an einem Ort handelt. Hier stellt sich dann noch die Frage, ob es draußen oder drinnen ist, ist es belüftet oder unbelüftet“, so Peters weiter. Ungeachtet dessen wurden zuletzt das Spiel- und Kinderfest im Industriemuseum sowie der Waffeltag im Balkhauser Kotten von den Veranstaltern abgesagt. Aber: „Keine Veranstaltung wird von der Stadt Solingen mittels einer Ordnungsverfügung abgesagt werden“, machte Lutz Peters mit Blick auf die Veranstaltungen in der Klingenstadt in den kommenden Wochen deutlich.
„Wir kommen jetzt in eine Phase, in der nicht nur wir als Stadt Solingen, als Krankenhäuser oder als Ärztinnen und Ärzte große Verantwortung übernehmen. Sondern alle Mitbürgerinnen und Mitbürger eben auch, jede und jeder trägt einen Teil der Mitverantwortung“, appellierte OB Kurzbach an die Bevölkerung, achtsam und solidarisch mit der neuen Situation umzugehen. Denn eines sei sicher: „Dieses Virus breitet sich weiter aus.“ Der Krisenstab um Ordnungsdezernent Jan Welzel tagt regelmäßig, bei dringenden Anlässen und Situationen auch kurzfristig.
Konkrete Maßnahmen der Stadtverwaltung
Die Stadtverwaltung hat konkrete Maßnahmen ergriffen, um das Coronavirus so gut wie möglich bekämpfen zu können. Das Gesundheitsamt wird personell verstärkt, um dem wachsenden Beratungsbedarf und dem großen telefonischen Andrang gerecht werden zu können. Diese Unterstützung soll für die kommenden Wochen sichergestellt und bei Notwendigkeit weiter ausgebaut werden. Für akute medizinische Fragen sind die Leitungen zwischen 8 und 16 Uhr besetzt.
Es wurde veranlasst, die Arbeit der städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter soweit wie möglich nach Hause ins „Homeoffice“ zu verlagern. Dienstreisen und Fortbildungen werden bis auf weiteres untersagt. Versammlungen und Besprechungen mit mehr als etwa 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sind zu verschieben oder in Form von Video- oder Telefonkonferenzen abzuhalten. Städtische Beschäftigte, die aus Risikogebieten zurückkehren oder Grippe-ähnliche Symptome zeigen, sind aufgefordert zu Hause zu bleiben. In den Verwaltungsgebäuden werden außerhalb der üblichen Öffnungszeit (8 bis 16 Uhr) alle Nebeneingänge verschlossen. Nur die Haupteingänge bleiben danach geöffnet.
Corona-Hotline der Stadt Solingen
Sie Stadt hat eine Info-Hotline eingerichtet, die Fragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet oder entgegennimmt:
Tel.: 290 – 20 20
Bei Verdacht bitte zunächst telefonisch an den Hausarzt wenden.