SOLINGEN (mh) –Seit vergangenem Samstag ist der Bauernhof Liebke am Theegarten offiziell ein schwalbenfreundliches Haus. Der NABU Solingen, vertreten durch Annette und Christoph Kalde sowie Daniela Hoeboer, überreichte dem engagierten Landwirt eine Urkunde und die Plakette „Hier sind Schwalben willkommen“.
Großes Engagement für Schwalben
Der Bauernhof Liebke bietet Rauchschwalben durch seine Offenstallhaltung Raum zum Nisten und Brüten, was von diesen gerne angenommen wird. Zurzeit sind acht Nester besetzt, und man kann beobachten, wie die Jungtiere fürsorglich von den Elterntieren gefüttert werden und ihre ersten Flugversuche machen. In allen möglichen Ecken oder an Balken haben die Rauchschwalben ihre Nester gebaut. Immer wieder kommen die Elterntiere mit Futter in die große Scheune. Dann fangen die Jungtiere sofort an zu schreien. Der Nachwuchs ist unersättlich.
Als Lebensraum bevorzugen die Tiere ländliche Gegenden mit offenen Scheunen, Ställen und verwinkelten Gebäuden. Die Nahrung der Rauchschwalben besteht aus fliegenden Insekten, hauptsächlich Fliegen und Mücken. Bevor sie im Oktober wieder Richtung Süden bis nach Afrika ziehen, muss ausreichend Muskulatur aufgebaut werden. Dazu benötigen sie Training und genügend Insekten. Bei Bauer Liebke gibt es ausreichend Möglichkeiten. Dieses Engagement für Schwalben ist nicht selbstverständlich.
Der Bestand an Rauch- und Mehlschwalben ist in den letzten Jahren beständig zurückgegangen. „Schwalben sind Gebäudebrüter, wobei Rauchschwalben in den Gebäuden und Mehlschwalben außen an den Gebäuden brüten“, betonte Annette Kalde. Das Ehepaar ist seit 2014 Mitglied beim NABU. Im vergangenen Jahr hat Christoph Kalde den Staffelstab von der langjährigen Leiterin Edeltraut Krüger übernommen.
Schwalben als Glücksbringer
Lange Zeit waren Schwalben ganz selbstverständlich auf den Höfen anzutreffen. Sie waren gern gesehen – galten sie doch als Glücksbringer. Sie nisteten mit Vorliebe in Stallungen unter der Decke. Dabei vertilgen die kleinen Flugkünstler in den Ställen große Mengen von Insekten. Gegen den herabfallenden Kot kann man problemlos kleine Bretter unterhalb der Nester anbringen. Sehr praktisch, da die kleinen Flieger immer wieder gerne auf die vorhandenen Nester zurückgreifen. Doch die Toleranz gegenüber den Schwalben hat erheblich abgenommen.
Offene Viehställe, in die die Rauchschwalben ungehindert ein- und ausfliegen können, sind schon eine Seltenheit geworden. Viele Bauern verschließen die Ställe, um vermeintlichen Hygieneanforderungen und EU-Verordnungen gerecht zu werden. Hausbesitzer versiegeln im Zuge von Modernisierungs- oder Sanierungsarbeiten die Unterschlüpfe, entfernen dabei die vorhandenen Nester. Oft aus Unwissenheit, dass sie hier etwas Verbotenes tun. Denn Schwalben stehen auf der Roten Liste – ein Verzeichnis bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Diese Flächenversiegelung entzieht den Schwalben ihren Lebensraum.
Flächenversiegelung entzieht den Lebensraum
Diesem Trend will der NABU mit seiner Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ ein positives Zeichen entgegensetzen und bedankte sich mit der Auszeichnung bei Landwirt Liebke. Der griff stolz nach dem Hammer und nagelte die Plakette an sein Hoftor.