SOLINGEN (sg) – Im Januar vor 40 Jahren eröffnete Peter von der Heiden das Kaffeehaus in Gräfrath. Noch heute ist das gemütliche Restaurant im historischen Gebäude am Marktplatz beliebt bei Stammgästen und Touristen.
Es begann mit einem Traum
Peter von der Heiden hatte eigentlich nichts mit der Gastronomie zu tun. „Ich habe Maschinenbau und Vertrieb gemacht“, erzählt der 77-Jährige. „Ich war immer unterwegs. Erst in Deutschland, dann Europa und schließlich weltweit.“ Immer auf Achse zu sein, ließ einen Traum in ihm erwachen. „Ich dachte, wenn ich mal nicht mehr ständig unterwegs sein will, dann möchte ich ein kleines Café haben.“ Er dachte sich als Allrounder, der kocht und die Gäste mit der Gitarre unterhält.
Wie das so mit Träumen ist, sie können Wirklichkeit werden, aber meist anders, als man sich das vorgestellt hat. So war es auch bei Peter von der Heiden. Denn ihm machte nicht nur das Betreiben eines Restaurantbetriebes Spaß, sondern auch das Einrichten. „Das Kaffeehaus war das erste“, erzählt er. Er kaufte das verschieferte Haus, das vorher keine Gastronomie beherbergte. „Da war eine Schleiferei drin und eine Bäckerei. Auch der Bürgermeister soll hier mal residiert haben.“ Zwei Jahre dauerten die Sanierung und der Umbau.
Kaffeehaus steht am schönsten Platz
Nachdem das Kaffeehaus lief, hat Peter von der Heiden gemeinsam mit Erwin Hänseler noch drei weitere Restaurants gebaut. „Die Libelle, das Valentino und der Klosterhof“, zählt er auf. Anstatt des kleinen Cafés seiner Träume betrieb er vier ausgewachsene Gastronomiebetriebe. Doch als er die Möglichkeit erhielt, das Nebengebäude des Kaffeehauses dazu zu bekommen, verkaufte er die übrigen drei und konzentrierte sich auf das schicke Restaurant, das am Gräfrather Marktplatz eine „tolle Lage“ hat. „Es ist der schönste Platz in Solingen“, schwärmt Peter von der Heiden.
Angefangen hat das Kaffeehaus 1984 mit einer übersichtlichen Karte. „Es gab Suppen, Baguettes und Salate“, erinnert sich der Gastronom. „Wir haben damals noch mit Hausfrauen gearbeitet.“ Das ist längst nicht mehr so. „Man muss sehen, dass man es modern hält.“ Inzwischen bietet das Kaffeehaus internationale Küche an. Jeder Koch, der im Laufe der 40 Jahre hier gearbeitet hat, hat seine Spuren hinterlassen. Auch Vegetarier und Veganer können es sich hier schmecken lassen.
40 Jahre mit Höhen und Tiefen
Peter von der Heiden hat immer versucht, mit Verstand und Respekt an alles heranzugehen. Viel Herzblut hat er ins Kaffeehaus gesteckt. Etliche Konzerte fanden in den Räumen oder draußen auf dem Marktplatz statt. „Als wir noch Konzerte in der Libelle hatten, sind wir anschließend ins Kaffeehaus gegangen und haben für die Musiker gekocht“, sagt Peter von der Heiden. Musikergrößen wie Klaus Doldinger und Passport waren dabei. Doch es gab auch Tiefschläge. Im Jahr 1995 entstand durch einen Kurzschluss in der Küche des Kaffeehauses ein Brand, der verheerende Folgen hatte. Schon der Schaden wäre schlimm genug gewesen, aber dazu kam der finanzielle Verlust. „Die Versicherung hat nur die Hälfte des Schadens bezahlt“, erklärt von der Heiden.
Doch der engagierte Gastronom ließ sich nicht unterkriegen, sanierte das Haus ein weiteres Mal und steckte wieder viel Arbeit und Herzblut in „sein kleines Café“. Das 26-jährige Jubiläum feierte das Kaffeehaus mit einer 1000 Kilo schweren und stimmungsvoll beleuchteten Eis-Theke, die ein Publikumsmagnet war. Italienische und französische Abende finden hier statt. Außerdem „Beef and Motors“. „Dabei zeigen wir Oldtimer und es gibt passendes Essen dazu“, erzählt von der Heiden. Trotz der Tiefschläge, kann er nach all den Jahren sagen: „Ich habe es nie bereut.“
Stammkunden und Touristen
Natürlich zieht das Kaffeehaus im Sommer, wenn man inmitten der idyllischen Kulisse des Gräfrather Marktplatzes auf einem schattigen Plätzchen unter den Bäumen sitzen kann, viele Touristen an. Doch auch über treue Stammkunden kann sich das Restaurant freuen. „Manche kommen schon seit 40 Jahren.“
Durch den Schichtbetrieb hat Peter von der Heiden auch nie Engpässe mit dem Personal erleben müssen. „So haben die Leute genug Zeit für die Familie und für Freunde“, erklärt der Gastronom. Vier Köche wirken derzeit in der Küche. „Insgesamt haben wir 35 bis 40 Leute hier.“ Etliche davon sind als Aushilfe angestellt. „Die ersten sind um 8 Uhr hier“, so von der Heiden. „Die Reinigungskräfte schon um 6 Uhr.“
Das Kaffeehaus bleibt in der Familie
Inzwischen ist Peter von der Heiden 77 Jahre alt und hat sich längst Gedanken gemacht, wie es mit seinem Kaffeehaus weitergehen soll. Die Nachfolge ist bereits geklärt. „Es bleibt in der Familie.“ Der Übergang wird schleichend vonstatten gehen. „Noch bin ich jeden Tag hier“, sagt Peter von der Heiden. „Mein Herz hängt dran.“ Was er allerdings gerne noch machen würde, ist mit seiner Frau auf Reisen zu gehen. „Wer weiß, wie lange ich noch transportfähig bin“, meint er lächelnd.