SOLINGEN (bgl) – Revolutionen sind immer unangenehm, Revolutionen tun immer weh. Daran erinnerte Oberbürgermeister Tim Kurzbach am Montag in der Gesenkschmiede Hendrichs in seiner Eröffnungsrede anlässlich des diesjährigen Arbeitnehmerempfangs der Stadt Solingen. Auch die Digitalisierung sei eine dieser Revolutionen, die für gesellschaftliche Umbrüche sorgen würde.
Und der man sich wird anpassen müssen, will man nicht von einer „internationalen Bewegung überrollt werden“, so Kurzbach. Rund 150 Zuhörer lauschten in der Schmiedehalle des Merscheider Industriemuseums den Ausführungen der Redner. „Skepsis in allen Ehren. Aber wenn diese Haltung nicht aufgebrochen wird, kann die Zukunft des Wirtschafts- und Lebensstandorts verspielt werden“, mahnte Tim Kurzbach.
Sich auf die neuen Technologien einlassen
Denn in Sachen Digitalisierung sei in der Klingenstadt noch einiges aufzuholen. Auch seitens der Solinger Unternehmer, die sich nicht selten zurückhaltend ob des wichtigen Themas zeigten. Selbst dann, wenn von der Stadt konkrete Angebote gemacht würden. „Es muss eine breite Vielzahl von Unternehmen werden, damit wir den Anschluss hier nicht verlieren“, so Kurzbach weiter. Man müsse sich auf die neuen Technologien einlassen, was ja oftmals im privaten Raum längst selbstverständlich sei.
Wer buche seinen Urlaub noch im Reisebüro, wer kaufe seine Bahnkarte noch vor Ort im Bahnhof und wer habe noch nicht bei Amazon und Co. bestellt? „Die digitale Revolution ist so kongenial, dass sie den Nutzer in den Mittelpunkt stellt und das die Nutzerhaltung immer so ist, dass wenn ich einen Profit davon habe, ihn auch ausnutze“, machte Kurzbach deutlich.
Große Veränderungen bringen große Skepsis mit
Diese Erkenntnis, dass die Digitalisierung geschehen werde, dass diese verstanden werden und gestaltet werden müsse, sei für Stadtchef Kurzbach eine zentrale Zukunftsaufgabe. Professor Klemens Skibicki lehrt Marketing und Marktforschung an der Cologne Business School in Köln. In seinem Vortrag erinnerte er daran, dass in Deutschland große Veränderungen stets mit großer Skepsis einhergingen. Das sei auch bei der Digitalisierung der Fall.
Gleichzeitig betonte der Wirtschaftshistoriker aber, dass für ausufernde Ängste keinerlei Gründe vorhanden seien. Revolutionen schmerzen. Das war bei der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert auch der Fall. Insofern war die historische Schmiedehalle der Gesenkschmiede Hendrichs ein Ort für den Arbeitnehmerempfang der Stadt Solingen mit dem Schwerpunktthema Digitalisierung, den man besser nicht hätte wählen können.