SOLINGEN (bgl) – Am Dienstagmittag stellte die bergische Arbeitsagentur ihre Jahresbilanz für den Arbeitsmarkt im Jahr 2016 vor. Martin Klebe ist Chef der Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal und kann auf ein im Großen und Ganzen zufriedenstellendes Jahr 2016 zurückblicken. „2009 lagen wir noch bei deutlich unter 200.000 versicherungspflichtigen Arbeitsplätzen. In den vergangenen sieben Jahren sind derer über 20.000 neue entstanden“, sagt Klebe mit Blick auf das gesamte bergische Städtedreieck. 29.061 Menschen waren im Dezember in Solingen, Remscheid und Wuppertal arbeitslos, was 173 oder 0,6 Prozent mehr als vor einem Jahr waren und 81 mehr als im Vormonat.
Haupthemmnis Menschen ohne Job in Lohn und Brot zu bringen seien nach wie vor eine mangelnde Qualifizierung der Jobsuchenden. Allein in Solingen haben 59 Prozent (4.473) der insgesamt 7.343 Arbeitslosen keine Berufsausbildung. Die Arbeitslosenquote in der Klingenstadt lag im Dezember bei 8,6 Prozent, vor einem Jahr belief sie sich auf 8,7 Prozent. „Ein akademischer Abschluss ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit“, macht Martin Klebe deutlich. Erwartungsgemäß kommen Akademiker in der Solinger Arbeitslosenstatistik eher selten (vier Prozent) vor.
Fehlende Berufausbildung erschwert Integration
Jeder vierte Arbeitslose hat in Solingen, Remscheid und Wuppertal mittlerweile einen ausländischen Pass. Grund für den Anstieg sei in erster Linie der Zuzug von Geflüchteten in den vergangenen zwei Jahren gewesen, berichtet Martin Klebe. Besonders deutlich wird das in der Statistik der Arbeitslosen unter 25 Jahren. 32 Prozent aller in Solingen unter 25-jährigen Arbeitslosen kommen aus dem Ausland. Insgesamt 82 Prozent aller gemeldeter Jugendlichen haben keine Berufsausbildung, 35 Prozent noch nichtmal einen Schulabschluss. „Der Anteil der Ausländer hat sich sehr stark verändert“, betont Martin Klebe. Ohne Berufsausbildung bleibt eine erfolgreiche Eingliederung in den Arbeitsmarkt nach wie vor schwierig. Sprachförderung und Qualifizierungsmaßnahmen würden die rund 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der bergischen Arbeitsagentur deshalb auch in den kommenden Jahren sehr beschäftigen. „Das wird ein dickes Brett werden“, erwartet Klebe viel Arbeit.
Solingen mit deutlich negativem Pendlersaldo
Im Gegensatz zu den Städten Remscheid und Wuppertal musste Solingen ein negatives Pendlersaldo verzeichnen. 17.439 Arbeitnehmer pendelten im vergangenen Jahr täglich in die Klingenstadt, während 25.579 Solinger zur Arbeit in die Nachbargemeinden fuhren. Besonders gefragt waren 2016 Mitarbeiter im Dienstleistungsbereich, der Logistik und im Sozialwesen. Rückläufige Zahlen konnte der Arbeitsmarkt dagegen in der Elektro- und der Stahlindustrie verzeichnen. Für das neue Jahr hat die Agentur für Arbeit mehr Mittel zur Verfügung.
Mehr Budget für die bergische Agentur für Arbeit
Allein für die Arbeit mit Flüchtlingen hat sich das Budget auf rund 2,2 Millionen Euro mehr als verdoppelt. „Es kommt niemand zu kurz, weil wir uns um die geflüchteten Menschen kümmern müssen“, macht Agenturchef Klebe deutlich. Denn mehr Geld gibt es auch für Weiterbildung, Gründungszuschüsse und außerbetriebliche Weiterbildungen. Fünf neue Mitarbeiter wurden eingestellt, zwei davon sind in Solingen eingesetzt. „Wir gehen sehr optimistisch in dieses Jahr hinein. Und wir gehen davon aus, dass die Arbeitslosigkeit relativ konstant bleiben wird“, so Martin Klebe.