SOLINGEN (bgl) – Als Rosetta Rabenschlag 1865 das Schiff bestieg und den Atlantik überquerte, verließ sie ihre Heimat Solingen für immer. Mit den beiden Söhnen Carl und Cornelius ließ sie sich zunächst im brasilianischen Blumenau nieder. Später zog es die Auswanderer-Familie nach Argentinien. Dort lebt heute Frederico Luchtenberg mit seiner Familie. Seit Anfang des Monats halten sich Frederico und Moira Luchtenberg gemeinsam mit den beiden Kindern Maria (11) und Martin (9) in Solingen auf. Und das aus gutem Grunde: Man ist auf den Spuren der eigenen Vorfahren.
Verwandtschaftliche Beziehungen nach Solingen
„Bereits vor neun Jahren haben wir einen Brief von Günter Martin erhalten, der uns auf die verwandtschaftlichen Beziehungen hingewiesen hat“, erklärte Frederico Luchtenberg heute im Rathaus. Dort wurde die Familie von Bürgermeister Carsten Voigt (CDU) empfangen und erläuterte ihren Stammbaum en Detail. Demnach ist Rosetta Rabenschlag die Urururgroßmutter von Frederico Luchtenberg.
„Für mich ist die deutsche Kultur sehr wichtig. Ich möchte diese auch an meine Kinder weitergeben“, erklärte der 40-jährige selbstständige Immobilienmakler aus Rosario. Deutsche Sitten und Gebräuche, aber auch die Sprache weiterzuleben, das war schon damals die Intention seiner Vorfahren, die in der argentinischen Millionenstadt Rosario einen deutschen Kulturverein gründeten.
Vorfahren gründeten den „Deutschen Verein Rosario“
Den „Deutschen Verein Rosario“ gibt es noch heute, rund 200 Mitglieder sind dort organisiert. Mit der Ahnenforschung beschäftigt sich Frederico Luchtenberg seit fast zwei Jahrzehnten. Am kommenden Montag steht für ihn und seine Familie ein Besuch im Solinger Stadtarchiv auf dem Programm. Dann möchte man so viel wie möglich über die Altvorderen aus der Klingenstadt erfahren.
„Wir nehmen an sehr vielen Aktivitäten in Solingen teil“, betonten die argentinischen Besucher am Donnerstag. Während der acht Wochen in der Klingenstadt hat man eine Gästewohnung bezogen – und gleich vier Fahrräder gemietet. Damit erkundet die Familie Solingen und die Umgebung.
Kinder wurden für den Besuch von der Schule freigestellt
Die Kinder wurden für die Zeit in Solingen sogar von der Schule freigestellt, um Deutschland kennenlernen zu können. Derzeit sind Maria und Martin jeden Tag im Bärenloch bei der Bärenwoche anzutreffen. Auch ein Sprachkurs steht für die Familie noch auf der To-Do-Liste. Beeindruckt ist die Familie in Solingen vom Funktionieren des Öffentlichen Personennahverkehrs.
Überhaupt sei es in Argentinien nicht selbstverständlich, dass Verkehrsteilnehmer auch an roten Ampeln halten, schmunzelten die Vier. Auch die Art der Mülltrennung in Deutschland sei etwas, was man in Argentinien in dieser Form nicht praktizieren würde. Noch bis Ende August ist die Familie in Solingen unterwegs und auf den Spuren ihrer Ahnen.