Wer derzeit die Galerie ART-ECK betritt, fühlt sich wie im Himmel. Kaum ein Fleck ohne einen Teil des Weltalls. Seit Samstag ist in den Räumen die Ausstellung „Unter Sternen“ zu sehen. Hiroyuki Masuyama, wohl der bekannteste in Deutschland lebende japanische Künstler, zeigt zusammen mit seinem Studienkollegen Takashi Yamauchi aus Tokio Arbeiten zu diesem Thema.
Universum in 500 Bildern
„Wir haben drei Tage aufgebaut“, sagt Galerist Dirk Balke. „Da erlebt man, wie ein Universum entsteht.“ Das Gesamtwerk besteht aus 800 Bildern. Zu diesem Zweck hat Masuyama (*1968 in Tsukuba/Japan) Originalkarten der NASA in Raster aufgeteilt und in Öl auf Leinwand umgesetzt. Die Bilder sind durchnummeriert und müssen genau in der entsprechenden Position aufgehängt werden. 500 davon haben hier Platz gefunden. Das Universum hat sich der Galerie angepasst. Eine Holzkugel im Fenster ist mit unzähligen Lichtern überseht. Sie stellt die Erde dar, mit einem Leuchtpunkt für jede Stadt.
Masuyama, Maler, Bildhauer und Fotograf, hat unter anderem an der Kunstakademie Düsseldorf sowie an der Hochschule für Kunst und Medien in Köln studiert. Werke des international tätigen Künstlers hängen in vielen Museen Europas. Während Masuyamas Lebensmittelpunkt in Deutschland ist, hat sein Künstlerkollege Takashi Yamauchi hier eine einjährige Gastprofessur angetreten.
Auf der Suche nach der Zeit
„Wie gehen die Menschen mit der Zeit um?“ Das ist die Frage, der Hiroyuki Masuyama nachgeht und die ihn bewegt hat, das Weltall darzustellen. Er versucht, Malern wie William Turner und Caspar David Friedrich über den Weg der Zeit auf die Spur zu kommen. Viele seiner Arbeiten sind von dieser Suche geprägt, seine Bilder oft den Werken von Caspar David Friedrich nachempfunden. Als interessante Parallele führt Dirk Balke den Roman „Der Distelfink“ an, in dem ein Bild lehrt, über die Zeit hinweg mit dem Künstler zu sprechen.
„Yamauchi beschäftigt sich vor allem mit dem Menschenbild“, erläutert Balke die Intention des Künstlers. „Was macht den Menschen aus? Eine Frage, die nicht nur Künstler bewegt. Viele sind auf der Suche nach etwas, jemandem, einer Gottheit. Dafür schauen wir ins Universum.“ Einige seiner Figuren hat Takashi Yamauchi aus Bronze, andere aus Holz hergestellt. Die Holzstatuen sind aus japanischem Hartriegel (Mizuki-Holz), in Japan häufig für solche Werke verwendet. Im riesigen Weltall wirken sie ganz klein. Andere haben vier Hände. Hier bietet sich ein breiter Interpretationsspielraum. Vier Hände schaffen mehr als zwei, beispielsweise. In die Arme hat der Künstler kleine Marmorplatten eingesetzt. Gemeinsam ist man stärker. Wie auch immer der Betrachter es deuten mag, die vierhändigen Figuren sind um ein Vielfaches größer als die anderen. Wie ein Puzzle sind sie zusammengesetzt. Jedes Teil kann man entfernen und dadurch die Einheit schwächen.
Ein Kunstwerk – eine Sichtweise
Künstler, Galerist und Besucher geraten ins Philosophieren. Allein die Vorstellung, dass Menschen in der Lage sind, Kunstwerke zu schaffen, ist beeindruckend. Ein Kunstwerk ist immer eine neue Sichtweise, etwas vorher nicht Dagewesenes. Alle Lebewesen kommunizieren auf die vielfältigsten Arten untereinander: Menschen genau wie Tiere. Die Frage wird aufgeworfen, ob Tiere bewusst Kunst erschaffen können, oder ob rein zufällig etwas Derartiges entsteht, beispielsweise der Gesang der Buckelwale. Wunderschön und einmalig. Eine nicht nur künstlerische, sondern auch philosophische Vernissage.
Um dem Aspekt der Zeit gerecht zu werden, überdauert die Ausstellung das Jahr 2017. Bis zum 1. Januar des neuen Jahres sind die Werke in der Galerie ART-ECK zu besichtigen.