SOLINGEN (red) – Das AWO-Proberaumhaus „Monkeys“ hat in Solingen eine neue „Währung“ eingeführt. „Wahrscheinlich ist es die erste und einzige Währung, die nur zu einem Zweck erfunden wurde: der Förderung junger Kultur“, erklärt Lisa Radtke, Leiterin der Jugend- & Kultureinrichtung auf einer Pressekonferenz. Die neue „Währung“ heißt Monkey-Taler! Unternehmen können Monkey-Taler durch eine Geld-Spende erwerben. Sie werden damit zum direkten Förderer vom AWO-Proberaumhaus „Monkeys“ und zum Unterstützer junger Kulturschaffender.
Ein innovatives Sponsoring-Konzept
„Hinter der so genannten Währung steckt ein innovatives Sponsoring-Konzept, das wir mit Herzblut, Ideenreichtum und Sorgfalt entwickelt haben“, erklärt Lilian Muscutt, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit & Sponsoring. „Die Währung mag einen verspielten Charakter haben, aber hinter ihr steckt ein ernstes, soziales Anliegen. Und wir sind uns sicher: Unsere Währung ist stabil!“
So funktioniert der „Wechselkurs“: Je 100 Euro gibt’s 1 Monkey-Taler. Die acht Zentimeter großen Taler wurden von Hand aus Holz hergestellt. Oben drauf ist das „Monkeys“-Logo mit einem Brennstempel eingebrannt. Jeder gespendete Taler kommt ins außergewöhnliche Spendenbarometer – eine Orgel im Steam-Punk-Stil, die Jugendliche unter Anleitung des Tischlers Marc Werner aus Holz, alten Metallteilen, einem Keyboard und Plexiglasröhren gebaut haben.
An der Kunstinstallation kann man nicht nur Keyboard spielen, sondern auch viele, liebevoll eingearbeitete Details entdecken – etwa mühsam, von Hand herstellte Zahnräder, einen alten Volt-Messer, ausgediente Register-Züge oder das kleine Äffchen, das oben drauf thront – wie es sich für eine Orgel gehört.
Orgel wird an prominenten Orten aufgestellt
Die Orgel wird an prominenten Stellen stehen, u.a. im Eingangsbereich des „Monkeys“ selbst sowie auf Festen. „Die Betrachter werden jederzeit erkennen, wie viele Taler welche Firmen gespendet haben“, sagt Lilian Muscutt. „Denn entlang des Rands jedes Talers, der in den beleuchteten Orgel-Pfeifen gestapelt wird, ist der Firmenname zu lesen.“
So etwa „Otto Kalkum & Söhne GmbH & CO. KG“: Das ist der erste Firmenname, der am Rand von vier Talern stehen wird. Zwei weitere Taler tragen den Namen der „Wirtschaftsjunioren Solingen“. Geschäftsführer Moritz Kalkum ist Vorstandsmitglied der Wirtschaftsjunioren Solingen und hat dem „Monkeys“ schon mehrfach unter die Arme gegriffen. 2017 spendete er alte Überseekisten, aus denen Jugendliche eine beeindruckende Theke bauten.
Taler aus einem Zaunpfahl gesägt
Moritz Kalkum: „Ich habe früher auch Musik gemacht und weiß, wie schwer es ist, einen Proberaum zu finden. Was ich besonders cool finde, ist der Gemeinschaftsgedanke. Dass sich die Bands selbst mit ums Haus kümmern. Für die Nordstadt ist das ,Monkeys‘ was Besonderes. Es ist ein Platz, an dem junge Leute zusammen kommen. Das ist das Schöne an Musik: Sie sorgt per se dafür, dass Menschen zueinander finden.“
Moritz Kalkum war es auch, der bei der Konzeptionierung und Herstellung der Taler half. Dabei nahm er das Werkzeug selbst in die Hand: aus einem Zaunpfahl sägte er die Taler, in die er das Monkeys-Logo brannte, nachdem er die Erstellung des Brennstempels organisiert und bezahlt hatte. Diese einfache und pfiffige Produktionsweise macht die Monkeys-Crew bei der Herstellung der Talern künftig unabhängig und hält die Kosten niedrig.
Warum braucht das „Monkeys“ Unterstützung?
Die Förderung des Jugendministeriums NRW lief von 2015 bis Ende 2018 mit großer Unterstützung der Stadt-Sparkasse Solingen. Seit 2019 fließen Gelder aus dem städtischen Haushalt. „Aber darauf können wir uns nicht ausruhen“, erklärt Christoph Kühn, Geschäftsführer des Trägers, der AWO Arbeit & Qualifizierung gGmbH. „Aufgrund der angespannten Haushaltssituation, in der sich die Stadt Jahr aufs Jahr immer wieder aufs Neue befindet, suchen wir kreative, innovative Wege, das ,Monkeys‘ langfristig zu erhalten. Und zwar mit Hilfe der Wirtschaft aus der Region.“
„Die Monkeys-Währung ist das Ergebnis eines langen, vorausschauenden Prozesses“, ergänzt Lisa Radtke. „Durch eine Geldspende ermöglichen es Unternehmen, dass die Proberaum-Mieten für Bands erschwinglich bleiben; dass wir weiterhin Projekte durchführen können, die junge Menschen aus den unterschiedlichsten sozialen Milieus erreichen, darunter sozial benachteiligte Jugendliche; und die Firmen tragen zum Erhalt einer besonderen Einrichtung bei, die sich von Beginn an als Keimzelle der Kreativität und Partizipation erwiesen hat. Denn am Entstehungsprozess des ,Monkeys‘, das in der Nordstadt 2017 eröffnet wurde (wir berichteten), waren hunderte Menschen beteiligt. Und auch heute sind junge Menschen im Betrieb eingebunden – nicht zuletzt über die Credit Points, die man über ehrenamtliche Arbeit sammeln und zum Beispiel die Proberaum-Miete senken kann.“