SOLINGEN (mh) – Laut stampft es zwischen den Bücherregalen herum. Ein freches lautes Wesen mit schweinsähnlicher Nase und Riesenfüßen treibt am Samstagabend sein Unwesen in der Stadtbibliothek. Sieben Punkte prangen in seinem Gesicht. Lesen will es nicht, weil es gar nicht lesen kann. Fressen will es die Bücher, denn das Sams hat immer Hunger.
Ein Sams hat immer Hunger
Simone Schiffgen von der Theatergesellschaft Wohlgemuth 1850 e. V. ist eine Meisterin im Improvisieren. Mit ihrem Taucheranzug und Füßen in Taucherflossen gibt sie ein großartiges Sams ab. Schnell und gekonnt geht sie auf die Reaktionen der Kinder ein. „Es ist für mich nicht neu, mit Kindern zu arbeiten“, sagt sie. „Selbst wenn sie eigentlich wissen, dass das Sams nicht existiert, sind sie schnell in ihrer Fantasiewelt. Die Illusion ist sofort wieder da.“ Es stimmt. Alle Kinder sind begeistert.
Nach einem Schnellkurs klappt es mit dem Lesen und Schreiben dann aber doch. Auf einer großen Glückwunschkarte notiert das Sams Geburtstagswünsche der Kinder für den Schriftsteller Paul Maar. Zusammen mit einem Gruppenbild soll die Karte an den Autoren, der am 13. Dezember seinen 80. Geburtstag feiert, geschickt werden.
Maar hatte anfangs für Erwachsene geschrieben, dann aber durch seinen Sohn die Kinderliteratur für sich entdeckt. In seinem neuen Band „Das Sams feiert Weihnachten“ lernt das Sams zum ersten Mal das Weihnachtsfest kennen. Für das freche rothaarige Wesen ergeben sich natürlich viele Fragen. Was soll der Baum im Zimmer, und warum hat Papa Taschenbier Geheimnisse? Besonders wichtig: Warum gibt es keine Plätzchen mit Würstchengeschmack?
Plätzchen mit Würstchengeschmack
Die Mitarbeiter der Stadtbibliothek (Jessica Mach, Vanessa Michalke, Charlotte Struckmeier, Silke Koppetsch, Yvonne Picard, Christian Heger, Simon Möller) haben für die Sams-Lesenacht ein lustiges und abwechslungsreiches Programm zum Spielen und Lernen auf die Beine gestellt. Unterstützt werden sie dabei von den vier ehrenamtlichen Vorlesepatinnen Uschi Müller, Ute Reher, Wiebke Pelz und Cornelia Hartmann. Sechzig Kinder von acht bis elf Jahren haben sich angemeldet und stürmen nun die Räume.
Sechzig Kinder sind dabei
Nach einem Kennenlernspiel, das Ute Reher mit viel Bewegung gestaltet, bilden sich vier Teams. Es gibt das rote, gelbe, grüne und blaue Team. Charlotte Struckmeier erklärt: „Die Farbe begleitet euch den ganzen Abend. Es ist wichtig, dass ihr wirklich im Team arbeitet. Sonst könnt ihr die Aufgaben nicht lösen.“ Jede Gruppe wird mit drei IPads ausgestattet und muss zunächst ein Puzzle zusammensetzen. Die Kinder sind sofort Feuer und Flamme. Alle Teams durchlaufen vier Stationen.
Eine Gruppe macht bei der Lese-Station Halt, wo eine der Vorlesepatinnen einen Auszug aus dem Sams-Buch vorliest. Jetzt geht es darum, Fragen zum eben Gehörten zu beantworten und Punkte zu sammeln. In der gleichen Zeit entsteht an der Kreativ-Station ein Weihnachtsbaum. Modelliermasse verwandelt sich in Plätzchenformen. An der Quiz-Station wird mit IPads nach Informationen geforscht, so unter anderem, welche Auszeichnung der Kinofilm „Das Sams im Glück“ bekommen hat. Mit einem Reime-Memory bilden die Kinder Reime. Auch das Sams liebt Reimwörter. Währenddessen übt sich eine andere Gruppe bei der Sport- und Bewegungs-Station an einer menschlichen Pyramide. Für Disziplin und erfolgreiche Teamarbeit können ebenfalls Punkte gewonnen werden. Da allerdings tun sich manche etwas schwer.
Vier Teams an vier Stationen
Jede Gruppenleiterin hat ein großes Sams-Gesicht aus Papier, auf das alle gesammelten Punkte gemalt werden. Zwischendurch gibt es als Stärkung Würstchen mit Ketchup, das Lieblingsessen des Sams. Das Team mit den meisten Wunschpunkten darf sich einen Film aussuchen, der als Abschluss der Lesenacht gezeigt wird. Um Mitternacht nehmen die Eltern ihre Kinder wieder in Empfang.