Start Aktuelles Familienerbstück: 100 Jahre alte „Kaiserschere“ aus Solingen in Schweden

Familienerbstück: 100 Jahre alte „Kaiserschere“ aus Solingen in Schweden

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Eine 100 Jahre alte
Eine 100 Jahre alte "Kaiserschere", gefertigt in Solingen und um das Jahr 1900 sehr populär, wird von einer Familie in Mittelschweden in Ehren gehalten. (Foto: © Heide David)
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SOLINGEN (red) – Dass eine alte Solinger Schere auch außerhalb der Klingenstadt als wertvoller Schatz gehütet wird, sogar über Generationen und die Katastrophen des 20. Jahrhunderts hinweg, erfuhr die Stadt Solingen jetzt aus einer Mail-Anfrage aus Mittelschweden. Heide David aus Höga Kusten, 1.856 Kilometer von Solingen entfernt, sandte das Foto einer alten, geschmiedeten Schere mit den Reliefporträts des deutschen Kaisers Wilhelm II. und seiner Gemahlin Auguste Viktoria an die Pressestelle. Ein Erbstück der lange verstorbenen Mutter.

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„Kaiserscheren“ um 1900 sehr beliebt

Die Fragen nach Alter und Herkunft des Schneidewerkzeugs konnte Dr. Isabell Immel, die Leiterin des Deutschen Klingenmuseums in Solingen-Gräfrath, schnell beantworten: Die Schere gehöre zum Typus der „Kaiserscheren“, die um 1900 sehr beliebt waren und von verschiedenen Solinger Herstellern produziert wurden. Das Stück aus Schweden stammt nach der eingeschlagenen Marke, Pyramide mit Kreuz, aus der Produktion der Firma Gottlieb Hammesfahr. Das 1864 gegründete Unternehmen stand an der Focher Straße im heutigen Solinger Stadtteil Wald und ging in den 1970er Jahren in Konkurs.

Die Schere befand sich auf einer regelrechten Odyssee

Wie Heide David berichtet, hat die Schere ihre Besitzerinnen auf Odysseen begleitet. Aus Bremerhaven stammend hatte es die Mutter in der Nazizeit nach Bayern verschlagen, wo die Tochter zur Welt kam. Der Vater starb kurz nach Kriegsende an den Folgen erlittener KZ-Haft. Der Liebe wegen verzog Heide David, Anfang der 60er Jahre nach Schweden – die Schere im Gepäck. Nach Jahren in Göteborg lebt sie nun an der Ostseeküste Vesternorrlands.

„Die Schere ist immer noch scharf!“

Heide David erzählt: „Die Schere hab ich von meiner Mutter. Sie hat sie von ihrer Mutter. Sie hat die Schere die ganze Zeit aufgehoben, denn nach dem Krieg war nicht mehr viel von allem Eigentum über. Ich hab meine Großeltern nie kennen gelernt. Da wurde die Schere das Einzige was ich von ihnen hatte. Und jetzt, da ich weiß, wann sie ungefähr entstanden ist, ist sie mir noch mehr lieb. Meine Mutter erzählte mir, dass die Schere nur fürs Papierschneiden benutzt wurde. Alles andere war verboten. Sie ist immer noch scharf.“

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Dieser Beitrag stammt von unserer Redaktion.

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