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Solingen hat endlich eine Fritz-Gräbe-Straße

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Oberbürgermeister Tim Kurzbach (li.) und Francesco Cinquegrani, Vorstandsvorsitzender des Gräfrather Bauvereins, weihten am Donnerstag offiziell die Fritz-Gräbe-Straße ein. (Foto: © B. Glumm)
Oberbürgermeister Tim Kurzbach (li.) und Francesco Cinquegrani, Vorstandsvorsitzender des Gräfrather Bauvereins, weihten am Donnerstag offiziell die Fritz-Gräbe-Straße ein. (Foto: © B. Glumm)

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SOLINGEN (bgl) – Es ist keine große Magistrale im Stadtzentrum, die seit Donnerstag den Namen von Hermann Friedrich Gräbe, kurz „Fritz“, trägt. Und doch ist es eine bemerkenswerte Würdigung jenes Solingers, der während des Zweiten Weltkrieges zahlreiche Menschen vor dem Zugriff der SS und dem sicheren Tod bewahrte.

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Laut der israelischen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem sollen es sogar „mindestens 2.000 Menschen“ sein, die ihr Leben dem Wirken von Fritz Gräbe zu verdanken haben. Gräbe wurde von der israelischen Regierung 1965 zum „Gerechten unter den Völkern“ ernannt. Zwei Jahre später pflanzte er in Yad Vashem einen Baum in der „Allee der Gerechten“, der dort noch heute wächst.

Gräbe ist „Gerechter unter den Völkern“

In seiner Heimat Deutschland tat man sich mit Gräbe dagegen schwer. Nachdem er in den Nürnberger Prozessen gegen Kriegsverbrecher aussagte, wurde er sogar als Verräter öffentlich geächtet, verunglimpft und sah sich massiven Verleumdungen ausgesetzt. Er emigrierte in die USA. In seiner Heimat Solingen gibt es seit dem Jahr 2000 ein „Fritz-Gräbe-Haus“, das zunächst als Haus der Jugend an Schul- und seit 2014 an der Nibelungenstraße zu finden ist.

1965 wurde Fritz Gräbe zum "Gerechten unter den Völkern" ernannt. 1967 pflanzte er einen Baum in der "Allee der Gerechten" in Yad Vashem in Jerusalem. Der Baum wächst dirt noch heute. (Archivfoto: © B. Glumm)
1965 wurde Fritz Gräbe zum „Gerechten unter den Völkern“ ernannt. 1967 pflanzte er einen Baum in der „Allee der Gerechten“ in Yad Vashem in Jerusalem. Der Baum wächst dort noch heute. (Archivfoto: © B. Glumm)

„Der Bauverein ist sehr eng mit Fritz Gräbe verbunden, hat er doch von 1929 bis 1948 in einer unserer Wohnungen an der Schulstraße gelebt“, sagte Francesco Cinquegrani, Vorsitzender des Bauvereins Gräfrath. Dieser hat am Heider Hof vier Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 24 Wohnungen gebaut. Die Stichstraße zu den Neubauten trägt seit Donnerstag offiziell den Namen Fritz Gräbes.

Bezirksvertretung Gräfrath einstimmig für Straßenbenennung

Die Bezirksvertretung Gräfrath sprach sich bereits im vergangenen Jahr einstimmig dafür aus, eine Straße nach dem Solinger Widerstandskämpfer zu benennen. „Viel zu lange haben wir nicht an ihn erinnert. Umso schöner ist es doch, dass wir jetzt diese Straße in Solingen haben, die die Zukunft der Stadt mit einem festen Fundament der Tradition vereint“, erklärte Oberbürgermeister Tim Kurzbach in seiner Ansprache.

Fritz Gräbe starb 1986 im Alter von 85 Jahren in seiner Wahlheimat Kalifornien. Dort lebt sein Sohn noch heute, der an der Straßenbenennung und der späten Würdigung seines Vaters in dessen Heimatstadt Anteil nimmt, berichtete Gräfraths Bezirksbürgermeister Udo Vogtländer.

Nähere Informationen zu Hermann Friedrich Gräbe im Artikel des SolingenMagazins: Als der Solinger Fritz Gräbe in Jerusalem einen Baum pflanzte.

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Bastian Glumm arbeitet seit vielen Jahren als Textjournalist für diverse Tages- und Fachmedien sowie als Cutter in der Videoproduktion. Der gelernte Verlagskaufmann rief im September 2016 das SolingenMagazin ins Leben.

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