Grußwort von Tim Kurzbach, Oberbürgermeister der Stadt Solingen, zum Neuen Jahr.
Liebe Solingerinnen und Solinger,
sicher ist Ihnen in den letzten Monaten etwas Neues aufgefallen: „Mensch, Solingen!“ steht da in leuchtendem Gelb überall auf Plakatwänden, im Internet und auf Flyern. Und dann finden Sie dort Hinweise auf tolle Veranstaltungen – oder in diesen letzten Tagen des Jahres eine große Weihnachtsaktion mit Solinger Einzelhändlern. Wenn ich Sie nun mit dieser – übrigens schon preisgekrönten – neuen Marketing-Kampagne mit ins neue Jahr nehmen möchte, dann geht es mir am meisten um das Gefühl, mit dem wir in unserer Stadt auf 2018 blicken: „Mensch, Solingen! Da geht doch wieder richtig was!“
Wir, die Menschen in unserer Heimatstadt, haben allen Grund, zuversichtlich und auch stolz zu sein: auf die Vielfalt, mit der Solingen punkten kann. Wir sind die Klingenstadt, das ist die bedeutende Tradition. Aber wir sind auch eine Stadt der Zukunft: Wir wachsen mit der boomenden Metropolregion Rheinland – in attraktiver Lage, mit einem hervorragenden Bildungsangebot, hohem Freizeitwert und attraktiven Arbeitsplätzen. Solingen zieht innovative Unternehmen an – und ist Basis für neue Technologien wie beispielsweise der 3D-Druck.
Weichen für die „schwarze Null“ gestellt
Der wichtigste Grund, zuversichtlich ins neue Jahr zu starten, ist aber ein ganz aktueller: Vor wenigen Tagen hat der Rat erstmalig seit 1987 einen Haushaltsplan verabschiedet, der für das neue Jahr keine weitere Verschuldung mehr vorsieht. Wir erfüllen damit die Vorgaben des NRW-Stärkungspakets, von dem Solingen in den letzten Jahren mit Millionen-Summen profitiert hat – und machen uns mit einem ausgeglichenen Haushalt endlich auf den Weg raus aus dem Schuldenstrudel.
Ein Weg, der unserer Stadt vor allem den finanziellen Gestaltungsspielraum wiedergibt. Denn trotz Sparkurs und schwarzer Null – oder vielleicht sogar einem kleinen Plus – werden wir investieren, wie das seit dem Wiederaufbau nicht mehr möglich war: Rund 62 Millionen stehen im neuen Jahr zur Verfügung, um etwa den Sanierungsstau an Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden in Angriff zu nehmen und die Betreuungs-Plätze für Kinder durch Neubauten von Tagesstätten weiter aufzustocken. Auch die notwendige Erweiterung des Offenen Ganztags an unseren Grundschulen steht auf der Agenda.
Das Motto „Investieren, um zu sparen“, mit dem ich ins Jahr 2017 gestartet bin, trägt erkennbar Früchte: Am Vogelsang entsteht unser neues Hallenbad auf heutigem technischen Stand – natürlich barrierefrei. Es löst damit den energiefressenden Altbau ab, dessen Unterhaltungs- und Reparaturkosten kaum noch zu kalkulieren waren. Die Baukosten von neun Millionen Euro sind da gut angelegt!
Investieren in Schul-Bildung ist Zukunftsplanung
Digitalisierung ist ein weiteres Zukunftsthema: Wir arbeiten mit Hochdruck am Ausbau der IT-Systeme an unseren Schulen. Der Anschluss ans schnelle Breitband-Kabelnetz hat begonnen; mit der Geschwister-Scholl-Schule in Ohligs kann inzwischen ein Pilotprojekt besichtigt werden. Diesen Prozess macht man nicht mit einem Fingerschnipsen schneller. Aber mit den Förder-Millionen von Bund und Land scheint die Umsetzung eines stadtweiten Schulnetzes mit 4.500 Computern bis 2019 realistisch zu sein.
Erst durch gute, für alle Kinder und Jugendliche erreichbare Bildung gibt es eine Chance auf Gerechtigkeit, die mir nicht zuletzt als Vater von – wenn auch noch kleinen – Zwillingen auch persönlich sehr wichtig ist. Unsere Schulen brauchen daher alle Voraussetzungen, um moderne Lerninhalte auch mit den aktuellen Mitteln und Methoden vermitteln zu können.
Wichtige Projekte bringen unsere Stadt voran
Der Blick hinüber nach 2018 zeigt weitere Projekte, die für die Weiterentwicklung unserer Stadt wichtig sind: In Unterburg nimmt die lange geplante Tieferlegung des Eschbachs nun endlich Gestalt an – und die attraktive Umgestaltung der Ortsdurchfahrt wird sich anschließen. In Oberburg wird das Schloss mit einer Millionen-Förderung vom Bund zu einem herausragenden touristischen Magneten für die ganze Region aufgewertet. Und die Müngstener Brücke hat nun doch ordentliche Chancen, Weltkulturerbe zu werden: Unser internationaler Kongress zum 120. Geburtstag der Brücke war ein riesiger Erfolg – der neue Anlauf gemeinsam mit anderen „Brücken-Städten“ aus ganz Europa ist gut vom Startblock weggekommen.
Das Projekt „Neues Straßengrün“, das die altbackenen Sträucher und pflegeintensiven Rasenflächen am Straßenrand durch ein Wildblumenmeer ersetzt, macht Furore: Inzwischen wird Solingen von anderen Kommunen und sogar Universitäten mit Anfragen überhäuft – als gelungenes Beispiel für eine gut umgesetzte Neu-Orientierung.
Solingen als Vernetzung von Kultur und Industriegeschichte
Damit bin ich bei dem, was immer wieder als großes Plus genannt wird, wenn es um die Lebensqualität in Solingen als Wohn-Stadt geht: der wunderschönen Lage inmitten einer bemerkenswert grünen Lunge. Wir leben in einer Großstadt, die durchzogen ist von Bächen und ihren unverbauten Tälern. Die an die Wupperberge grenzt und doch voller spannender Industriegeschichte steckt. Industriegeschichte, die sich in den letzten Jahren immer enger mit der bunter und bunter werdenden Kulturszene verbunden hat. Orte wie das Tal unter der Müngstener Brücke oder Industriemuseum, Klingen- und Kunstmuseum haben sich dank engagierter Menschen voller Kreativität zu inspirierenden Orten entwickelt.
Über das neue Zentrum für verfolgte Künste berichten Journalisten rund um die Erde in wichtigen Zeitungen und Zeitschriften. Um all diese Schätze optimal zu vernetzen und „in einem Guss“ zu präsentieren, hat unser Stadtmarketing einen starken neuen Schub bekommen – als „Schaltzentrale“ aller Aktivitäten direkt verankert im Büro des Oberbürgermeisters. Das gelungene Brückenfest mit dem erfolgreichen internationalen Weltkulturerbe-Kongress war ein gelungener Auftakt für sehr viel mehr.
Mensch, Solingen: Hier ist eine Menge los, und den Satz von der verschlafenen Provinz höre ich kaum noch. Wir brauchen uns wahrlich mit unserem Kulturangebot nicht zu verstecken: Allein die Kulturnacht mit ihrem tollen Programm in den Stadtwerke-Bussen beweist, welche Fülle wir hier beherbergen. So viel, dass die Organisatoren längst der „Nacht“ einen „Morgen“ folgen lassen, damit die vielen Besucher überhaupt ansatzweise eine Chance haben, auch die kleineren Orte neben den großen „Kultur-Tempeln“ zu besuchen.
Mensch, Solingen: Natürlich stehen wir auch weiterhin vor Aufgaben, die uns alle fordern werden: Stichworte sind beispielsweise Clemens-Galerien, O-Quartier oder Untere Hauptstraße. Wir werden schon in Kürze erste konstruktive und zukunftsweisende Vorschläge entwickeln, die der Digitalisierung unserer Welt und dem sich daraus verändernden Einkaufsverhalten Rechnung tragen: Es wird um die Aufenthaltsqualität in unserer Innenstadt gehen – und auch um mehr Wohnraum.
Ich mache mir vor diesem tiefgreifenden Wandel aber keine Sorgen: Denn „Mensch, Solingen!“ ist in unsere neuen Kampagne immer auch der Hinweis auf die Menschen in Solingen, die als Teil der Stadtgesellschaft schon mehrfach bewiesen haben, was man im Schulterschluss alles stemmen kann. Gerade in den letzten Jahren: In Solingen gibt es keine Notunterkünfte in Hallen und Zelten mehr, die Geflüchteten sind längst in unserer Mitte angekommen. Weil sich die Solingerinnen und Solinger engagieren, Ideen sammeln, mitdenken und aktiv werden. In Unternehmen, Vereinen, Verbänden, Organisationen – oder als Privatpersonen. Wie viele Mitbürgerinnen und Mitbürger habe ich in dieser Zeit ganz neu kennengelernt, wenn sie plötzlich Nachbarn Deutschunterricht geben – oder Kinderbetten in leere Wohnungen schleppen!
Bürger als Mitgestalter kommunalpolitischer Entscheidungen
Für dieses Engagement bin ich sehr, sehr dankbar. Aber auch für die vielfältige Beteiligung der Solingerinnen und Solinger an wichtigen Entscheidungsprozessen, gerade mit Blick auf den harten Sparkurs: Wir haben weit über den Stadtrat hinaus eine konstruktive Debatte erlebt – durchaus auch mit Verständnis dafür, dass bestimmte Einschnitte nötig waren und sind. Und dass diese Einschnitte niemandem in Rathaus und Politik leicht gefallen sind. Gerade in diesen Zeiten bin ich sehr froh darüber, wie sehr der Grundgedanke unserer Demokratie in Solingen verankert ist: mitdenken, sich einmischen und mitgestalten.
Mensch, Solingen! Seien wir gespannt auf das Jahr 2018. Es ist unsere Stadt, an der wir gemeinsam weiterbauen – und an dessen Profil wir erfolgreich feilen. Mit einer guten Balance zwischen dem berechtigten Interesse jedes Einzelnen – und dem Wohl aller Solingerinnen und Solinger.
Ich wünsche Ihnen von Herzen ein gutes, gesundes und zufriedenes neues Jahr – und Gottes reichen Segen.
Ihr Tim-O. Kurzbach
Oberbürgermeister