SOLINGEN (red) – Die Bedeutung von 500 Jahren Reformation für die aktuellen Krisenphänomene demokratischer Gesellschaften war ein wichtiges Thema bei der Herbsttagung des Evangelischen Kirchenkreises Solingen, die am Samstag zu Ende gegangen ist. Die Evangelische Kirche müsse sich noch stärker darum bemühen, mit ihren Angeboten nahe bei den Menschen zu bleiben, forderte die Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Solingen, Dr. Ilka Werner. Dabei gehe es heute vor allem darum, frustrierte Menschen zu erreichen, bevor sie in populistische und extremistische Positionen abgleiten: „Wir müssen nach neuen Formen suchen, um Kontakt zu denen zu finden, die sich abgehängt fühlen.“ Am Freitagabend hatte der Kirchenkreis seinen Synodalen die neue Wanderausstellung „Typisch evangelisch. In Solingen. 2017“ vorgestellt, die extra für das Reformationsjubiläum erarbeitet wurde.
Ausstellung „Typisch evangelisch“ bis zum 31. Oktober 2017
Auf den zwölf bunten Roll-Ups werden typisch evangelische Themen unter Überschriften wie „Viele entscheiden“, „Wer ist mein Richter?“ oder „Sie werden lachen: die Bibel“ behandelt. Vom Kirchen- und Gemeindeverständnis über theologische Akzente und das Handeln im Solinger Kirchenkreis bis hin zum persönlichen Glauben reicht die Themenpalette. Kurze persönliche Statements von Solinger Persönlichkeiten wie dem Unternehmer Thomas Busch, der Walder Gemeindeschwester Bettina Hahmann oder Oberbürgermeister Tim Kurzbach runden die Ausstellung ab. Die Ausstellung ist ab der kommenden Woche zunächst in der Evangelischen Stadtkirche Mitte und in Ketzberg und danach bis zum 31. Oktober 2017 in mehr als zwanzig Kirchen, Gemeindehäusern und öffentlichen Gebäuden zu sehen.
Zukunft der 15 evangelischen Kindertageseinrichtungen
Ein weiteres Thema auf der Synode war die Zukunft der 15 evangelischen Kindertageseinrichtungen in der Klingenstadt. Bereits seit mehr als einem Jahr gibt es Gespräche zwischen dem Kirchenkreis und den Gemeinden auf der einen sowie der Stadt Solingen auf der anderen Seite über die Gründung eines evangelischen Kita-Verbundes. Darin sollen Einrichtungen, die bislang in der Trägerschaft einzelner Kirchengemeinden arbeiten, in einer neuen Abteilung des Diakonischen Werks zusammengefasst werden. Sieben der acht betroffenen Gemeinden hatten bereits im Herbst dem Konzept der neuen Trägerstruktur zugestimmt. Die Synode beschloss nun die neue Abteilung zu schaffen, knüpfte die Übernahme der gesamten Trägerschaft aber an die Erwartung, dass die Stadt Solingen die neue Struktur durch eine finanzielle Entlastung bei den Trägerkosten fördert.
Kita-Plätze: Eine Million Euro aus Kirchensteuermitteln
Derzeit trägt die Evangelische Kirche in Solingen zu den Kosten für ihre rund 800 Kita-Plätze mit jährlich knapp einer Million Euro aus Kirchensteuermitteln bei. Dabei richtet sich das Angebot nicht nur an evangelische, sondern an alle Solinger Familien mit kleinen Kindern: Mehr als die Hälfte der evangelischen Kita-Plätze sind an Kinder aus katholischen, muslimischen, andersgläubigen oder nichtkonfessionellen Familien vergeben. „Bei der bisherigen Kostenverteilung fürchte ich, dass früher oder später Einrichtungen aus Kostengründen geschlossen werden müssen“, erklärte Superintendentin Dr. Werner. Das geltende Kinderbildungsgesetz (Kibiz) führt dazu, dass die Schere zwischen Kosten und Kostenerstattung durch das Land NRW für kirchliche Träger seit Jahren immer weiter auseinandergeht. Oberbürgermeister Kurzbach sagte auf der Synode weitere Gespräch zu, verwies aber auf enge finanzielle Spielräume bei der Stadt.
Defizit in Höhe von 136.000 Euro für das kommende Jahr
Auf ihrer Tagung verabschiedete die Synode auch den Haushalt für 2017. Danach wird für die Arbeitsgebiete des Kirchenkreises und seines Diakonischen Werks mit Ausgaben in Höhe von 6,45 Mio. Euro geplant. Dagegen stehen Einnahmen in Höhe von lediglich 6,32 Mio. Euro. Darunter wird gut eine Million Euro an Kirchensteuereinnahmen erwartet. Der restliche Betrag setzt sich vor allem aus öffentlichen Erstattungen für die soziale und pädagogische Arbeit im Diakonischen Werk zusammen. Der Kirchenkreis rechnet darum für das kommende Jahr mit einem Defizit in Höhe von 136.000 Euro. Dieser Betrag soll aus Rücklagen ausgeglichen werden. Die zehn Gemeinden des Kirchenkreises haben eigene Haushalte, die von den Presbyterien verabschiedet werden. Hier werden weitere zwölf Mio. Euro aus Kirchensteuern erwartet.
Herbstsynode: Turnusmäßige Wahlen des Kreissynodalvorstands
Schließlich standen turnusmäßig auch noch Wahlen für den Kreissynodalvorstand (KSV) auf der Tagesordnung. In ihren Ämtern bestätigt wurden Stadtkirchen-Pfarrerin Friederike Höroldt als Skriba (2. Stellvertreterin der Superintendentin) sowie die Kantorin Annegret Pallasch aus Dorp und der Diplomingenieur Stefan Dalaff aus Ohligs als Synodalälteste (nichttheologische Mitglieder im KSV) sowie der Diplomkaufmann Rainald Rasemann aus St. Reinoldi Rupelrath als stellvertretender Synodalältester. Neu gewählt wurde der Merscheider Pfarrer Hildebrand Proell als 1. Stellvertreter der Skriba. Die Amtszeit der Mitglieder des KSV beträgt acht Jahre. Alle vier Jahre steht die Hälfte der Mitglieder zur Wahl.