SOLINGEN (mh) – Übervoll war es am Sonntag in der Galerie Kirschey, als Ingo Schleutermann nach längerer Zeit wieder einmal eine Einzelausstellung präsentierte. In 13 Bildern erzählt der Künstler Geschichten voller Widersprüche. Grotesk, morbide, doch immer mit einem spielerischen Hauch von Leichtigkeit und Leben. Er nennt seine Ausstellung schlicht „Zeichnungen“ und Zeichnungen sind es auch. Vorwiegend hat der Künstler mit Bleistift gearbeitet, hin und wieder mit feinem Tuschestift.
Symbiose der Gegensätze
Licht und Schatten treffen aufeinander. Tod und Leben Seite an Seite, als könne das eine nicht ohne das andere – und das kann es auch nicht. Realität und Traum in Zwischenwelten. Explosionsartig zeigt sich die bis ins Detail ausgearbeitete Kreativität, die trotz aller Dämonen und schrecklichen Kreaturen ihre Verspieltheit bewahrt. Eines der Gemälde trägt den Titel „Mexican Divorce“. Ein Totenkopf, der aus dem Maul eines Fisches aufsteigt. Oder wird er soeben verschluckt? Tod oder Geburt? In seiner Mitte prangt eine schwarze Rose, die Farbe des Todes für eine blühende Schönheit.
Zehn dieser Arbeiten sind in den letzten zwei Jahren entstanden. Jedes ist eine unermessliche Quelle von Schöpferkraft. Dr. Kerstin Borchhardt, Kunstwissenschaftlerin aus Leipzig, ist auch zur Eröffnung gekommen. „Was uns hier geboten wird, ist nicht nur Bild. Es ist Leben, Theater“, sagt sie in ihrer Laudatio. Und sie spricht über das Bedürfnis des Künstlers nach Kommunikation. Er nimmt die Betrachter mit auf eine Reise – eine Reise, die sich nicht nur an die Vergangenheit anschließt, sondern sich auch auf die Zukunft erstreckt. „Eine Inszenierung, die das scheinbar Unmögliche miteinander vereint, ein Theater des Bizarren, des Morbiden, des Fantastischen – die wunderbare Welt des Ingo Schleutermann.“
Die Welt des Ingo Schleutermann
Dann zitiert sie aus Friedrich Hebbels Werk „An den Tod“:
„Oft noch berühre du mich, Tod, wenn ich in mir zerrinne, bis ich mich wieder gewinne durch den Gedanken an dich!“
Und genau das sei es, was man in diesen Bildern finden könne, das Wiedergewinnen des Lebens, bekräftigt sie.
Die Besucher sind fasziniert, begeistert. Sie stehen vor den Werken, studieren sie eingehend, tauschen sich aus. Ingo Schleutermann muss unzählige Fragen beantworten. Währenddessen sorgt Schleutermanns Musikerfreund Klaus Damschen für schwungvolle Musik am Klavier. Er ist kurzfristig für den erkrankten Saxofonisten eingesprungen und haut jetzt munter in die Tasten.
Im Hintergrund hat Galeristin Astrid Kirschey alle Hände voll zu tun. Die Nachfrage nach den Bildern und den hochwertigen Drucken reißt nicht ab. Auch der Hochglanzkatalog mit einem Vorwort von Dr. Borchhardt ist sehr begehrt. „Ich bin vollkommen überwältigt“, strahlt Kirschey. Mit diesem Andrang hatte sie, wie sie offen zugibt, nicht gerechnet. „Es ist eine unglaubliche Dynamik, eine ganz besondere Atmosphäre.“ So etwas habe sie bislang in ihrer Galerie noch nicht erlebt, freut sich die Galeristin. Auf allen Ebenen ein großer Erfolg.
Bilder und Drucke sehr gefragt
Bis zum 2. Dezember sind die Bilder in der Galerie Kirschey zu besichtigen. Dann geht die Wanderausstellung ins Gutshaus Glinde bei Hamburg und wird dort zusammen mit Arbeiten der Künstlerinnen Janine Werner und Astrid Kirschey rund zwei Monate zu sehen sein.