SOLINGEN (bgl) – Als gestern Nachmittag ein Obus mitten auf dem Rathausplatz stand, staunte so mancher Passant nicht schlecht. Dabei war es nicht das erste Mal, dass ein „Stangentaxi“ vor der Stadtzentrale parkte. Vor über einem Jahr wurde an gleicher Stelle ein innovatives Projekt vorgestellt. Ein Obus-Konzept, das den dieselbetriebenen Hilfsmotor wegfallen lässt und stattdessen eine Batterie nutzt, die sich an der Oberleitung immer wieder auflädt (wir berichteten).
Im April letzten Jahres fand die Vorstellung freilich noch in einem der alten Modelle auf dem Rathausplatz statt. Gestern parkte vor dem Rathaus ein brandneuer BOB, ein Batterie-Oberleitungs-Bus der Solinger Stadtwerke. Der Grund: Die Initiative KlimaExpo.NRW des Landes Nordrhein-Westfalen hat den BOB in Solingen in seine Leistungsschau aufgenommen und ehrt so das Projekt als ein Vorreiter für Klimaschutz in NRW.
Troullier: „Wir können Vorreiter sein“
„Wir können ein Vorreiter sein. Für andere Städte in Deutschland, in Europa oder auch noch darüber hinaus“, sagte gestern Conrad Troullier, Geschäftsführer des Verkehrsbetriebs der Stadtwerke Solingen. Zunächst werden vier BOBs angeschafft, drei sind mittlerweile auf dem Betriebshof der Stadtwerke, der vierte wird in Kürze erwartet. Ein erstes Fahrzeug hat inzwischen die Zulassung. Eingesetzt werden diese ab Herbst zunächst auf der Linie 695 zwischen Abteiweg und Meigen. Bereits ab kommenden Monat werden die Fahrzeuge auf anderen Linien auf Herz und Nieren getestet.
Großes Interesse aus dem In- und Ausland
Längst blickt man im In- und Ausland mit großem Interesse nach Solingen. Regelmäßig seien Besuchergruppen in der Stadt, um sich von der klimafreundlichen Innovation im öffentlichen Personennahverkehr ein Bild zu machen. „Selbst etwas in die Hand zu nehmen, und das selbst mit so einer alten Marke wie dem Obus aus den 50er-Jahren nochmal einen Schritt in die Zukunft wagen, das ist gut für Solingen, weil es ein starkes Aushängeschild ist, das kann aber auch gut für Deutschland sein, wenn man den ersten Schritt wagt“, betonte Oberbürgermeister Tim Kurzbach am Montag.
Denn die vier BOBs seien nur ein erster Schritt. Ziel sei es, in den nächsten Jahrzehnten die Solinger Obusflotte sukzessive komplett auf Batteriebetrieb umzustellen. Dabei soll auch der Strom zunehmend ökologischer gewonnen werden. Künftig sollen Photovoltaik-Anlagen zum Einsatz kommen und zunächst einen Teil des Safts für die Oberleitungen liefern.
Urkunde und Plakette für das Solinger BOB-Projekt
„Dazu bedarf es auch unternehmerischen Mutes, das ist wirklich ein ganz hervorragendes Projekt“, lobte Dr. Heinrich Dornbusch, Geschäftsführer der KlimaExpo.NRW. Er überreichte Conrad Troullier und Tim Kurzbach Urkunde und Plakette der KlimaExpo.NRW. „Das Projekt fängt ja jetzt erst an, was man in Solingen jetzt noch alles vorhat, das ist wirklich das, wovon viel in wissenschaftlichen Kongressen geredet wird. Es ist ein super Hype-Thema“, so Dornbusch weiter.