Website-Icon Das SolingenMagazin

Klinikum Solingen: Positive Perspektiven trotz finanzieller Herausforderungen

Prof. Dr. Martin Eversmeyer ist Kaufmännischer Geschäftsführer des Städtischen Klinikum Solingen. (Foto: © Bastian Glumm)

Prof. Dr. Martin Eversmeyer ist Kaufmännischer Geschäftsführer des Städtischen Klinikum Solingen. (Foto: © Bastian Glumm)

SOLINGEN (bgl) – Vor gut einem Jahr begann das Städtische Klinikum Solingen einen umfangreichen Umstrukturierungsprozess, der nach der Schließung mehrerer Standorte der Kplus-Krankenhausgruppe in der Region dringend notwendig wurde und zwei neue medizinische Fachbereiche in das Klinikum integrierte: die Neuroradiologie sowie die Neurologie mit Schlaganfallversorgung. Diese Maßnahme, die unter erheblichem Zeitdruck und mit hohen finanziellen Investitionen umgesetzt wurde, gelte inzwischen deutschlandweit als Modell für Krankenhausreformen sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene.

Die Integration der neuen Abteilungen führte zu einer deutlichen Stärkung der Zukunftsperspektiven des Klinikums. Rückblickend bewertet die Geschäftsführung die Umstrukturierung als Erfolg, auch wenn weiterhin große Herausforderungen bestehen. Dringend erforderlich sei nun eine Reform der Krankenhausfinanzierung, um den Mehrbedarf an Personal und Ressourcen aufgrund der Übernahme zusätzlicher Patienten aus den geschlossenen Krankenhäusern der Umgebung zu bewältigen. Bestehende Kliniken und Krankenhäuser, die in Folge von Schließungen einen erhöhten Zustrom von Patienten verzeichnen, benötigen finanzielle Unterstützung, um den Mehraufwand insbesondere für das Personal zu stemmen. „Wir sind auf einem guten Kurs, brauchen aber die Unterstützung von Bund und Land“, betonte Klinikum-Aufsichtsratvorsitzender Kai Sturmfels.

Personalerweiterung sichert Versorgung

Ein zentraler Bestandteil des Umstrukturierungsprozesses war der deutliche Ausbau des Personals, insbesondere im Pflegebereich. Hier verzeichnete das Klinikum ein bemerkenswertes Wachstum: Die Anzahl der Vollzeitkräfte im Pflegebereich stieg im laufenden Jahr um 36 Prozent – von 547 im Jahr 2023 auf 745 im Jahr 2024. Insgesamt erhöhte sich die Anzahl der Mitarbeiter auf 1.690, was einem Plus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Geschäftsführung betont, dass dieser Zuwachs unverzichtbar war, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden. Ohne diese personelle Verstärkung wäre die Versorgung in der Region gefährdet gewesen.

Prof. Dr. Martin Eversmeyer, Vorsitzender der Geschäftsführung, hob die Bedeutung der frühen Entscheidung zur Schließung der Standorte hervor, die es dem Klinikum ermöglichte, rechtzeitig neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu rekrutieren. Es sei ein Glücksfall gewesen, dass aus der Lukas Klinik ganze Abteilungen geschlossen ins Klinikum wechselten (wir berichteten u.a. hier). Im Gegensatz zu vielen anderen Krankenhäusern habe das Klinikum ganz aktuell kaum noch offene Stellen im Pflegebereich zu verzeichnen. Die Geschäftsführung sieht diese Entwicklung als besonders positiv an, da sie den Grundstein für eine nachhaltige und sichere Patientenversorgung gelegt habe.

Leistungsentwicklung und Investitionen

Im Bereich der medizinischen Versorgung konnte das Klinikum durch die Umstrukturierung seine Leistungen deutlich ausweiten. Prof. Dr. Thomas Standl, medizinischer Geschäftsführer des Klinikums, berichtet von einem Anstieg der Fallzahlen um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aktuell betreut das Klinikum rund 33.000 stationäre Fälle und etwa 60.000 ambulante Patienten jährlich. Trotz dieser positiven Entwicklungen sieht sich das Klinikum mit der Problematik „nicht refinanzierter Vorleistungen“ konfrontiert.

Prof. Dr. Thomas Standl ist Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Operative Intensiv- und Palliativmedizin am Klinikum und medizinischer Geschäftsführer des Hauses an der Gotenstraße. (Foto: © Bastian Glumm)

Ein Großteil der ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kplus-Gruppe wurde im Dezember 2023 vom Städtischen Klinikum Solingen übernommen. Aufgrund der notwendigen Investitionen in die neuen Fachbereiche Neurologie und Neuroradiologie beliefen sich die Kosten bis April 2024 auf insgesamt 18 Millionen Euro. Diese Summe wurde durch das Land Nordrhein-Westfalen mit neun Millionen Euro unterstützt. Dennoch fielen allein zwischen Dezember 2023 und April 2024 zusätzliche Personalkosten in Höhe von rund fünf Millionen Euro an, die nicht vollständig durch Einnahmen gedeckt werden konnten.

„Aufgrund gesetzlicher Vorgaben, etwa der Strukturprüfungen des Medizinischen Dienstes, können wir die Leistungen der Neurologie und Neuroradiologie seit Mai 2024 nicht mehr abrechnen. Es wird bis Ende 2025 dauern, bis wir diese zusätzlichen Personalkosten in der Pflege vollständig refinanziert haben“, erklärte Prof. Dr. Eversmeyer.

Neubau des Bettenhauses startet nicht vor Ende 2025

Um die weiterhin hohe Auslastung zu bewältigen, plant das Städtische Klinikum Solingen den Bau eines neuen Bettenhauses. Der Neubau soll die Bettenkapazität um mehr als 100 zusätzliche Betten erweitern. Nach den derzeitigen Planungen wird der Bau frühestens Ende 2025 oder Anfang 2026 beginnen und voraussichtlich erst Ende 2028 fertiggestellt werden. Diese zusätzlichen Kapazitäten sind laut Berechnungen des NRW-Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales dringend erforderlich, um den steigenden Patientenzahlen gerecht zu werden.

Der Förderantrag für das Bauprojekt wurde bereits gestellt, und die Prüfung des Antrags ist abgeschlossen. Das Klinikum erwartet noch in diesem Jahr eine Entscheidung über die Höhe der endgültigen Fördermittel durch das Ministerium in Düsseldorf. „Wir würden uns wünschen, dass das Klinikum hier mit mehr als 85 Millionen Euro gefördert wird“, brachte Prof. Dr. Martin Eversmeyer die Vorstellungen der Klinikum-Geschäftsführung zum Ausdruck. Derzeit verfügt das Klinikum über rund 600 Betten. Mit dem Neubau würde man schließlich auf knapp 750 Betten anwachsen.

Klinikum: Wirtschaftliche Lage bleibt angespannt

Die wirtschaftliche Situation des Klinikums bleibt trotz der positiven Entwicklungen angespannt. Im Jahr 2023 verzeichnete das Haus eine Unterfinanzierung im Personalbereich von rund fünf Millionen Euro. Dies sei größtenteils auf tarifliche Lohnerhöhungen zurückzuführen, die nicht vollständig refinanziert werden konnten. Dennoch gelang es dem Klinikum, das Jahr 2023 mit einem leichten Überschuss von 300.000 Euro abzuschließen. Dieser Überschuss konnte durch das erfolgreiche Kompensieren von Anlaufkosten sowie der Unterfinanzierung im Personalbereich erreicht werden, berichtete die Geschäftsführung nicht ohne Stolz.

Für das Jahr 2024 rechnet man jedoch jedoch mit einem schlechteren Ergebnis, sofern der angekündigte Tarifausgleich nicht umgesetzt wird. Prof. Dr. Eversmeyer kritisierte die unzureichende Unterstützung durch das Bundesgesundheitsministerium und erklärte, dass die Unterfinanzierung der Krankenhäuser weiter zugenommen habe. „Wir hatten eine Tarifsteigerung von fast elf Prozent im Jahr 2024, aber die Preise für Krankenhausleistungen sind nur um 5,1 Prozent gestiegen“, so Eversmeyer. Aus Sicht des Klinikums eine vollkommen „unzureichende Anhebung“.

Die mobile Version verlassen