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Krankenhauslandschaft in Solingen: Rückblick und Perspektiven

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In den letzten Jahren veränderte sich die Krankenhauslandschaft in Solingen dramatisch. Mit der Schließung der St. Lukas Klinik musste das Klinikum sein Leistungsspektrum deutlich vergrößern. (Foto: © Bastian Glumm)
In den letzten Jahren veränderte sich die Krankenhauslandschaft in Solingen dramatisch. Mit der Schließung der St. Lukas Klinik musste das Klinikum sein Leistungsspektrum deutlich vergrößern. (Foto: © Bastian Glumm)

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SOLINGEN (bgl) – Es waren einschneidende Ereignisse, die in den vergangenen zwei Jahren die Solinger Krankenhauslandschaft auf den Kopf gestellt haben. Dabei erregten gleich mehrere zentrale Entwicklungen bundesweites Interesse und galten sogar zumindest teilweise als Präzedenzfälle für die Ausrichtung der klinischen Versorgung in ganz Deutschland. In diesem Artikel fassen wir die wichtigsten Ereignisse zusammen und zeigen die Perspektiven der Gesundheitsversorgung in Solingen für die Zukunft auf.

Schließung der St. Lukas Klinik eine Zäsur

In den letzten drei Jahren hat sich die Krankenhauslandschaft in Solingen durch eine Reihe bedeutender Ereignisse und Entscheidungen grundlegend verändert. Ein zentrales Ereignis war die überraschende Ankündigung der insolventen Kplus Gruppe im Juni 2023, die St. Lukas Klinik in Ohligs zum Jahresende zu schließen. Die Klinik war über sechs Jahrzehnte eine tragende Säule der regionalen Gesundheitsversorgung. Insbesondere die Schlaganfallversorgung, die zuvor von der St. Lukas Klinik übernommen wurde, stand plötzlich vor einer ungewissen Zukunft. Die Stadt Solingen versuchte vergeblich, die Schließung per Ordnungsverfügung zu verhindern. Letztlich schloss die Lukas Klinik am 1. Dezember 2023 für immer ihre Pforten.

Inmitten dieser Krise zeigte das Städtische Klinikum Solingen Handlungsfähigkeit. Bereits ab dem 1. Dezember 2023 übernahm es die Schlaganfallversorgung für Solingen und den südlichen Kreis Mettmann. Dies erforderte eine rasche Integration von Personal und Ausstattung, um eine nahtlose Patientenversorgung sicherzustellen. Prof. Dr. Martin Eversmeyer, Vorsitzender der Geschäftsführung des Klinikums, betonte die außergewöhnliche Geschwindigkeit dieser Umstrukturierung: „Dinge, die sich normalerweise in der Krankenhauslandschaft über Jahre entwickeln, mussten innerhalb von einem halben Jahr verändert werden.“ Die rund 100 Mitarbeiter der Neurologie der St. Lukas Klinik fanden nahtlos neue Positionen im Klinikum, was den Übergang erleichterte und die Kontinuität der Versorgung sicherstellte.

Arbeiten seit dem 1. Dezember zusammen: Die Teams der Radiologie und der Zentralen Notfallambulanz (ZNA) des Klinikums und die Teams der Neurologie und Neuroradiologie, die aus der St. Lukas Klinik ins Klinikum gewechselt sind. (Foto: © Bastian Glumm)
Arbeiten seit dem 1. Dezember 2023 zusammen: Die Teams der Radiologie und der Zentralen Notfallambulanz (ZNA) des Klinikums und die Teams der Neurologie und Neuroradiologie, die aus der St. Lukas Klinik ins Klinikum gewechselt sind. (Foto: © Bastian Glumm)

Klinikum stellt Schlaganfallversorgung in Solingen sicher

Die Schließung der St. Lukas Klinik war Teil einer größeren finanziellen Krise innerhalb der Kplus Gruppe, die mehrere Klinikstandorte in der Region betraf. Trotz dieser Herausforderungen gelang es dem Klinikum Solingen, durch proaktives Handeln und enge Zusammenarbeit mit dem NRW-Gesundheitsministerium die Schlaganfallversorgung in der Region sicherzustellen. Insgesamt fanden etwa 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kplus Gruppe im Klinikum eine neue Anstellung.

Um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden, initiierte das Städtische Klinikum umfangreiche bauliche Maßnahmen. Ein zentrales Projekt ist der geplante Neubau eines Bettenhauses, für den das Land Nordrhein-Westfalen eine Förderzusage in Höhe von 85 Millionen Euro erteilt hat. Dieses moderne Gebäude wird 410 Betten umfassen, darunter 80 auf zwei Komfortebenen, sowie eine separate Infektionsstation mit Einzelzimmern und Sicherheitsschleusen, um Ansteckungsrisiken zu minimieren. Zudem soll das Gebäude über einen Hubschrauberlandeplatz verfügen. Der Neubau entsteht an der Stelle des bisherigen Hauses G und soll bis Ende 2028 fertiggestellt werden.

Mit 85 Millionen Euro fördert das Land den Neubau des Bettenhauses. Klinikum-Chef Prof. Dr. Martin Eversmeyer (li.) und Beigeordneter Jan Welzel präsentierten im Dezember den Förderbescheid. (Foto: © Bastian Glumm)
Mit 85 Millionen Euro fördert das Land den Neubau des Bettenhauses. Klinikum-Chef Prof. Dr. Martin Eversmeyer (li.) und Beigeordneter Jan Welzel präsentierten im Dezember den Förderbescheid. (Foto: © Bastian Glumm)

Neubau der Akademie für Gesundheitsberufe

Parallel dazu wurde im Herbst 2024 ein neues Parkhaus an der Gotenstraße in Betrieb genommen. Mit einer Investition von sechs Millionen Euro bietet das Parkhaus auf mehreren Etagen rund 330 Stellplätze für Autos und Fahrräder. Es ersetzt den bisherigen „Frauenparkplatz“ für Mitarbeiterinnen im Schichtdienst und trägt dazu bei, den Parkdruck rund um das Klinikum zu verringern. Das Parkhaus ist mit nutzerfreundlichen Parkleitsystemen ausgestattet und verfügt über Ladestationen für Elektroautos und E-Bikes, um den steigenden Bedarf an E-Mobilität zu decken.

Ein weiteres bedeutendes Vorhaben ist der Neubau der Akademie für Gesundheitsberufe, der auf dem Gelände des ehemaligen Parkplatzes an der Gotenstraße realisiert wird. Investitionssumme: Rund 13 Millionen Euro. Das moderne Ausbildungszentrum soll dazu beitragen, qualifizierte Fachkräfte für die Region auszubilden und somit die zukünftige medizinische Versorgung sicherzustellen. Die Akademie wird Teil des Klinikum-Campus sein und liegt direkt gegenüber dem Haupteingang des Hauses an der Gotenstraße, was eine enge Verzahnung von Theorie und Praxis ermöglichen und den Auszubildenden optimale Lernbedingungen bieten soll, heißt es aus dem Klinikum. Im Juni 2024 wurde dort der Grundstein gelegt. Läuft weiterhin alles nach Plan, soll im kommenden April Richtfest gefeiert werden.

Im Juni 2024 besuchte Bundesgesundheitsminister Lauterbach das Solinger Klinikum. (Foto: © Bastian Glumm)
Im Juni 2024 besuchte Bundesgesundheitsminister Lauterbach das Solinger Klinikum. (Foto: © Bastian Glumm)

Besuch von Gesundheitsminister Lauterbach im Juni 2024

Im Februar 2024 besuchte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) das Klinikum, ihm folgte schließlich Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach (SPD) im darauffolgenden Juni. Während seines Aufenthalts informierte sich Lauterbach über die erfolgten Umstrukturierungen und die Integration neuer Fachabteilungen. Bei einem Rundgang durch die neu geschaffenen Bereiche, darunter die Neurologie und die Stroke Unit, zeigte sich der Minister beeindruckt von den schnellen und effektiven Anpassungen. Er lobte das Klinikum für seine proaktive Herangehensweise und betonte, dass Solingen optimal auf die bevorstehende Krankenhausreform vorbereitet sei, insbesondere durch Spezialisierung, eine hervorragende Notfallversorgung und qualifiziertes Personal.

Im November 2024 wurde der erste symbolische Spatenstich für eine neue Kindertagessttätte am Klinkum vollzogen. Die neue Kita an der Herbergerstraße wird vier Gruppen für Kinder im Alter von zwei Jahren bis zum Schuleintritt umfassen. Im Januar 2025 gaben Klinikum und der Verkehrsbetrieb der Stadtwerke Solingen bekannt, dass es durch die Erweiterung der Bus-Linie 682 für die Mitarbeiter des Klinikums jetzt eine Direktanbindung vom Hauptbahnhof ans Klinikum gibt.

Zeitliste der wichtigsten Ereignisse

  • Juni 2022: Erste Planungen zur Krankenhausreform beginnen, Gespräche zur Neuausrichtung des Klinikums werden geführt.
  • Juni 2023: Die Kplus Gruppe kündigt überraschend die Schließung der St. Lukas Klinik an.
  • September 2023: Es wurde bekannt, dass die Neurologie der St. Lukas Klinik geschlossen ins Klinikum wechselt.
  • Dezember 2023: St. Lukas Klinik wird endgültig geschlossen, das Klinikum Solingen übernimmt die Schlaganfallversorgung.
  • Februar 2024: Baubeginn für das neue Parkhaus an der Gotenstraße mit 330 Stellplätzen, um die Parksituation rund um das Klinikum zu verbessern.
  • Juni 2024: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach besucht das Klinikum Solingen und lobt die schnelle Umsetzung der Reformen.
  • Juni 2024: Grundsteinlegung Akademie für Gesundheitsberufe an der Gotenstraße.
  • Dezember 2024: Das Land Nordrhein-Westfalen genehmigt 85 Millionen Euro für den Bau eines modernen Bettenhauses mit 410 Betten.
  • Dezember 2024: Baubeginn der neuen Klinikum-Kita an der Herbergerstraße.
  • Januar 2025: Erweiterung der Buslinie 682 direkt vom Hauptbahnhof Solingen in Ohligs zum Klinikum.
  • Dezember 2028: Geplante Fertigstellung des neuen Bettenhauses, das modernste medizinische Versorgung ermöglichen soll.
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Bastian Glumm arbeitet seit vielen Jahren als Textjournalist für diverse Tages- und Fachmedien sowie als Cutter in der Videoproduktion. Der gelernte Verlagskaufmann rief im September 2016 das SolingenMagazin ins Leben.

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