SOLINGEN (bgl) – Die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (MKG) der St. Lukas Klinik bedient sich seit einiger Zeit eines hochmodernen und innovativen Hilfsmittels: Seit rund drei Monaten ist in der Ohligser Klinik ein 3D-Drucker im Einsatz, der den Experten der MKG dreidimensionale Modelle im Maßstab 1:1 liefert.
„Mich hat das schon sehr lange fasziniert, was man mit einem solchen Gerät alles machen kann, gerade in der Zahnmedizin“, sagt Dr. Teut-Achim Rust, Vorsitzender des Fördervereins der Lukas Klinik, der die Anschaffung realisierte. Kostenpunkt für den 3D-Drucker: Rund 6.000 Euro. „Es ist sehr wertvoll, wenn man am Modell vor der Operation alles durchspielen kann“, erklärt Dr. Erich Theo Merholz, Chefarzt der MKG und Ärztlicher Direktor der Lukas Klinik.
Modelle im Maßstab 1:1
Mittels Computertomografie wird der Drucker mit dreidimensionalen Daten gefüttert. Dieser spuckt dann maßstabgetreue Modelle von Kiefer- und Gesichtsknochen oder gar dem gesamten Schädel aus. So haben die Experten vor der Operation Zeit genug, sich mit der jeweiligen Anatomie und der Verletzung auseinanderzusetzen und die oftmals eingesetzten Titanplatten bereits vor der OP zurechtzubiegen.
„Man kann Trockenübungen machen. Die Operationszeiten werden geringer, die Risiken ebenfalls“, macht Dr. Erich Theo Merholz deutlich. Besonders bei so genannten Fehlbissen und Polytraumen mit Trümmerbrüchen – mit anschließendem Einsatz von Dentalimplantaten und Kiefergelenkersatz – würde der Drucker hervorragende Dienste leisten, so die Mediziner. Allerdings dauert es seine Zeit, bis ein Modell fertig gedruckt ist. Komplexere Strukturen lassen den Drucker durchaus auch mal 20 Stunden arbeiten.
Einsatz auch in anderen Abteilungen der Lukas Klinik
Gleichzeitig sei der 3D-Drucker auch ein hochwillkommenes Hilfsmittel in der Ausbildung. „Natürlich kann der angehende Facharzt an dem Modell üben“, so Merholz weiter. Auch von anderen Abteilungen der Lukas Klinik wird der Drucker genutzt. So plant die Chirurgie den Einsatz des Gerätes bei der OP-Vorbereitung von Lebermetastasen.
Auf diese Weise sollen sogar Eingriffe möglich werden, die das bisher noch nicht waren. „Solingen ist ja die 3D-Stadt und wir haben hier jetzt auch den medizinischen Kreis geschlossen“, freut sich Dr. Erich Theo Merholz. Kontakte zur Solinger Wirtschaftsförderung und deren bundesweit agierendem 3D-Netzwerk würden inzwischen auch schon bestehen.