SOLINGEN (bgl) – Der Begriff „Triage“ kommt ursprünglich aus der Militär- bzw. Kriegsmedizin und bedeutet so viel wie „Sichten“. Feldärzte begutachten die verwundeten Soldaten und legen eine Reihenfolge der zu Behandelnden fest, abhängig vom Schweregrad der Verwundung. Ein Begriff, mit dem sich Dr. Bernhard Plath (59) nicht so recht anfreunden möchte. „Wir nennen das Ersteinschätzung“, erklärt der neue Chefarzt der Zentralen Aufnahmeeinheit (ZAE) der St. Lukas Klinik.
Seit Beginn des Jahres ist die Ersteinschätzung von ankommenden Patienten offiziell Teil des neuen Konzeptes der ZAE. Rund 2,6 Millionen Euro wurden seit 2013 investiert, um die Abteilung auch räumlich fit für die Zukunft zu machen. „Die Pilotphase des Projektes hat gezeigt, dass das eine richtige Entscheidung war. Das hat steuerungslogistische Vorteile, wir haben jetzt eine zentrale Anlaufstelle“, sagt Johannes Wecker, Direktor der Lukas Klinik. Die Pilotphase startete ebenfalls vor gut vier Jahren.
Steigende Patientenzahlen in der Ambulanz
Mit der Umstrukturierung der Notfallambulanz zur Zentralen Aufnahmeeinheit würde man auch den steigenden Patientenzahlen Rechnung tragen, so Wecker weiter. Allein im vergangenen Jahr suchten rund 22.000 Patienten Hilfe in der Ambulanz an der Schwanenstraße. Ganz aktuell bewährte sich das neue System auch bei der Grippewelle und der Häufung von Patienten mit dem Norovirus.
Mit der Ernennung von Dr. Bernhard Plath zum Chefarzt und der Bildung einer eigenen Abteilung im Hause, gehe man in der Lukas Klinik auch einen weiteren Schritt in Richtung hochmoderner Notfallmedizin. „Das ist auch eine Art Wertschätzung der Notfallmedizin, die sich etabliert hat. Und Arbeit in der Notaufnahme ist immer Teamarbeit“, betont Dr. Bernhard Plath, dem in neuer Funktion weitere Ärzte zur Seite gestellt wurden. Vom pflegenden Personal wurde bereits ein Kollege zur Weiterbildung geschickt, um die neue Berufsbezeichnung des „Notfallpflegers“ tragen zu dürfen.
Interdisziplinäre Arbeit in der Zentralen Aufnahmeeinheit ZAE
Die Arbeit in der ZAE erfolgt interdisziplinär. Als zentraler Anlaufpunkt der Klinik werden alle neuen Patienten in der ZAE zunächst direkt diagnostiziert und eventuell auch behandelt, um dann entweder innerhalb des Hauses weitervermittelt, oder aber an niedergelassene Haus- und Fachärzte verwiesen zu werden. „Auch die Zusammenarbeit mit dem Klinikum läuft ganz hervorragend“, lobt Bernhard Plath. Das Sichtungssystem der Ersteinschätzung greift ebenfalls für alle neuen Patienten, die in der ZAE aufgenommen werden.
„Sehr wichtig ist das oftmals bei den Patienten, die zu Fuß zu uns kommen. So erkennen wir, wie schlecht es denen dann wirklich geht“, macht Plath deutlich. Notfallpatienten, die im Rettungswagen mit Sonderrechten ins Krankenhaus eingeliefert werden, seien in der Regel schnell als solche erkennbar. Die diensttuenden Ärzte legen so die Prioritäten fest, wer als erster behandelt wird. Für die anderen Patienten mit nicht so schweren Erkrankungen kann das dann halt mal mit etwas Wartezeit verbunden sein.
KPlus Gruppe will das System auf ihre Häuser übertragen
„In dieser Aufgabe bin ich zu 50 Prozent Arzt und zu 50 Prozent Organisator und Koordinator“, ist sich Dr. Bernhard Plath auch seinen administrativen Aufgaben sehr wohl bewusst. Mit der Etablierung der Zentralen Aufnahmeeinheit in der Ohligser Klinik will die Kplus Gruppe auch für ihre anderen Häuser entsprechende Konzepte umsetzen.