SOLINGEN (mh) – Schon als Kind war Stefan Daniel ein begeisterter Muschelsammler. Die Bewohner der Wasserwelt übten auf ihn eine besondere Faszination aus. Vor sieben Jahren beschloss er, aus dieser Leidenschaft mehr zu machen.
Bei maritime arts finden Muscheln und Sand in einem dreidimensionalen Holzrahmen zu einer zauberhaften Verbindung zueinander. „Die Rahmen gestalte ich aus Kanthölzern selbst“, sagt der hauptberuflich in der pharmazeutischen Forschung Tätige. Zu der Kreativität gesellt sich das Faible für Werkzeuge. Das habe er von seinem Vater, einem gelernten Werkzeugmacher, mitbekommen. Für die Rahmengestaltung werden Winkel geschnitten und geleimt. Sand bedeckt die Holzplatte. Das Ganze wird mehrfach geschliffen und poliert. Hin und wieder erhält der Innenrahmen eine Vergoldung. So wird beispielsweise aus einer relativ schlichten Mittelmeer-Herzmuschel ein wunderschönes Kunstobjekt.
maritime arts macht Muscheln zum Kunstwerk
„Das Schwierigste“, sagt Daniel, „ist die Zusammenstellung.“ Der Sand muss Form und Farbe der Muschel optimal zur Geltung bringen, der gewählte Rahmen stellt das Tüpfelchen auf dem I dar. Es ist ein unermüdliches Experimentieren, Ausprobieren. Bei über 50 Sandsorten fällt die Wahl schwer. Welcher Sand ist der beste? Der dunkle Vulkansand? Der gelbe Sand vom Toten Meer? Oder ist es eher der in Rottönen schimmernde Sand aus Kenia? Auch Sorten aus Togo, Singapur und Island haben den Weg in die Gräfrather Werkstatt des Sandliebhabers gefunden.
Big Daddy, die Sanddüne aus Namibia, besteht aus buntem Quarzsand. Ein wirklicher Hingucker ist der schwarz-weiße Sand am Strand Los Roccos auf Gran Canaria. Einzigartig wirkt der rosafarbene Sand von Elafonisi, einer Südsee-Lagune im Mittelmeer.
Nicht weniger vielseitig präsentieren sich die Bewohner der Meerwelten. Die Veilchenschnecke verdankt ihren Namen der bläulich bis lila schimmernden Farbe ihrer Schale. Der Tiefsee-Seeigel dagegen wirkt in Lila, Rot und Gelb fast wie ein Zuckerbonbon. Doch es ist alles Natur. Wie mit einer Lackschicht überzogen glänzt das Gehäuse der bunt gemusterten Porzellanschnecken.
Über 50 Sorten Sand bei maritime arts
Und die unglaubliche Vielfältigkeit geht weiter. In der Werkstatt reihen sich Tonnenschnecken an lilafarbene Seeigel, Tausendpunktnabelschnecken liegen neben philippinischen Kamm-Muscheln. Edel wirkt der grüne Seeigel auf rosafarbenem Sand. Daneben wartet eine japanische Dornschnecke auf ihren Rahmen. Fritz, der Taschenkrebs, hat sein neues Zuhause schon im Spiritus gefunden.
Doch damit ist die Sammelleidenschaft von Stefan Daniel noch lange nicht erschöpft. In seinem kreativen Domizil findet sich neben Haifischzähnen der Gehörknochen eines Delfins. Schillernde Glassplitter aus alten Kirchen- und Synagogenfenstern liegen ebenfalls in einem Sandbett. Einzeln leuchten sie stärker, aber im Verbund werden die Farben kräftiger.
Mindestens ebenso intensiv befasst er sich mit der Literatur über die Meeresbewohner. So weiß er von der großen Steckmuschel, dass sie sich mit Byssusfäden am Boden oder an Geröllen verankert. Diese Fäden wurden früher gesammelt und zu Hochzeitsgewändern verarbeitet. Mittlerweile steht die Muschel unter Naturschutz.
Faszinierende Bewohner der Meerwelten
Man spürt die unglaubliche Begeisterung, mit der Stefan Daniel von Fundstücken und –orten erzählt, möchte fast selbst diese Stellen aufsuchen. „Ich gehe in diesem Thema völlig auf“, strahlt er und das glaubt man ihm aufs Wort. Sein Wahlspruch lautet: „Die Welt steckt voller Wunder. Man muss nur die Augen aufmachen.“ Und das macht er.
In erster Linie gestaltet Stefan Daniel diese Werke für sich selbst. Doch immer wieder bringen ihm Leute Material, das sie gerne gestaltet haben möchten. Da taucht zwischen Muscheln ein Foto auf, ein anderes Mal eine Eintrittskarte und vieles mehr. Hin und wieder entwirft der Künstler aus den verschiedensten Objekten eine Szenenlandschaft.
Aktuell arbeitet er an einer Neugestaltung seiner bislang recht- und viereckigen Rahmen. Künftig soll es zusätzlich vieleckige oder auch ovale Formen geben.