SOLINGEN (bgl) – Knut Reiter wollte in Solingen so richtig durchstarten. Seine komplette Werkstatt mit allen Maschinen und Werkstoffen verlegte der Gitarrenbauer Anfang des Jahres von Burscheid nach Solingen an die Konrad-Adenauer-Straße. Mit viel Aufwand renovierte er die über 100 Quadratmeter zählenden Räume und wollte die Neueröffnung seines Geschäfts mit einem Tag der offenen Tür und einer großen Feier einweihen – doch daraus wurde nichts.
Denn die Corona-Krise machte nicht nur Knut Reiter einen gehörigen Strich durch die Rechnung. „Drei Tage, nachdem alle Verträge unterschrieben wurden, fing das mit Corona so langsam an“, erinnert sich Reiter, der 1962 in Monheim geboren wurde.
Kunden in ganz Deutschland
Nun gab es allerdings kein zurück mehr, Reiter richtete sich in seiner neuen Solinger Werkstatt ein und bezog zudem eine Wohnung direkt darüber. Kundschaft hat er zum Teil aus dem gesamten Bundesgebiet, darunter auch bekannte Musiker. Allerdings hätte er sich gerne den Solingerinnen und Solingern in Form eines Festes vorgestellt. Zumal in der Klingenstadt ja eine lebendige Kunst- und Kulturszene auch mit zahlreichen Musikbands gepflegt wird.
„Ich dachte mir, dass im Solinger Stadtgebiet ja viel mehr Leute sind als in Burscheid und ohnehin zunehmend Solinger Kundinnen und Kunden zu mir noch Burscheid kamen, uns der Schritt nach Solingen somit sinnvoll wäre“, sagt der engagierte Gitarrenbauer. Derzeit hält er sich mit Auftragsarbeiten, die noch aus seiner Burscheider Zeit stammen, über Wasser. Das Reparaturgeschäft sei allerdings fast komplett zum Erliegen gekommen. Und das bei Umzugskosten im fünfstelligen Bereich.
Weiterbildung zum „Zupfinstrumentenmacher“
Knut Reiter machte nach mehreren anderen beruflichen Verwendungen zunächst in Düsseldorf eine Umschulung zum Schreiner. Die Arbeit mit dem Werkstoff Holz begleitet ihn bereits seit mehr als einem Vierteljahrhundert. So richtig glücklich wurde der passionierte Musiker in den klassischen Tischlerbetrieben aber nicht, weshalb er sich erneut umorientierte.
Nach einer Selbstständigkeit als Schreiner bildete er sich schließlich zum „Zupfinstrumentenmacher“ weiter. Ein Berufsbild, für das seinerzeit die Meisterpflicht aufgehoben wurde. Also machte sich Knut Reiter erneut selbstständig, damals dann zunächst in Burscheid, wo er 17 Jahre lang wirkte, bevor es ihn schließlich in die Klingenstadt zog.
„Ich bin mit Leib und Seele Bassist“
Knut Reiter ist ausgewiesener Spezialist für die Herstellung von E-Gitarren und E-Bässen. Dazu verwendet er mitunter mehr als 20 Jahre lang gelagerte Hölzer. In sorgfältiger Handarbeit stellt Reiter jedes seiner Instrumente her und nimmt dabei auch auf die individuellen Kundenwünsche Rücksicht. Und Knut Reiter weiß genau, was er tut und was seine Kunden wünschen, denn auch er hat als Bassist zeitweise sein Geld verdient. „Ich bin mit Leib und Seele Bassist, ich spiele jeden Tag“, betont Reiter, der nicht nur gerne selbst die Saiten zupft, sondern sogar komponiert.
In seiner Werkstatt verfügt Reiter über zahlreiche Maschinen und arbeitet beispielsweise auch mit einer CNC-Fräse. Auch die Lackierung der Gitarren nimmt er selbst vor. Knut Reiter hofft nun, dass die Leute während Corona daheim wieder zu ihren Gitarren finden und spielen. Und so vielleicht auch den Weg in seine Werkstatt finden. „Ich freue mich auch über jede kleine Reparatur“, macht Gitarrenbauer Reiter deutlich. Und natürlich spielt er längst schon mit dem Gedanken, eine Eröffnungsparty in und an seiner Werkstatt nachzuholen.
K.Bass and Guitars
Konrad-Adenauer-Straße 78f
42651 Solingen
Tel.: 0212/233 800 28