SOLINGEN (mh) – „Ganz viel Erfolg bei eurer Arbeit und vielen Dank, dass ihr so etwas Tolles macht.“ Mit diesen Worten überreichte Lars Scheidler von Scheidler-Messer am vergangenen Samstag neun begeisterten Mitgliedern der Biker-Gruppe B.A.C.A. aus den Chaptern Rhein-Ruhr/Köln und Spear/Braunschweig einen ansehnlichen Scheck in Höhe von 1.888 Euro. Der Messermacher hatte mit seiner Spendenaktion ein beeindruckendes Ergebnis erzielt. Der Erlös dieser Aktion ging in vollem Umfang an den ehrenamtlichen Verein. „Die Überraschung ist super gelungen“, waren sich die Biker einig. „Eine wirklich überwältigende Summe. Vielen Dank im Namen der Kinder für diesen großartigen Scheck.“ Scheidler hatte bis dahin nichts Konkretes über die Höhe des Erlöses verraten. Mit dieser Höhe hatten die Biker nicht gerechnet.
Spendenerlöse für B.A.C.A.
Über die sozialen Medien hatte Scheidler seine Aktion ins Leben gerufen. Der 1967 in Barsinghausen am Deister geborene ambitionierte Schmied hat ein Messer für Menschen mit Griffkrafteinbußen kreiert. Bei diesem Entwurf handelt es sich um ein gebogenes Schälmesser mit einem Griff aus abgelagerter Akazie. Die Griffstärke beträgt 22 mm und lässt sich wesentlich besser fassen. Der Griff ist matt poliert und geölt und wird einzeln an die Klinge angepasst. Die Messer wurden gegen eine Mindestspende von 30 Euro abgegeben (wir berichteten). Damit wollte Scheidler nicht nur körperlich beeinträchtige Menschen unterstützen, sondern außerdem Kindern helfen, die Opfer von Missbrauch geworden sind.
„Ich hatte in den sozialen Medien Berichte über B.A.C A. gelesen“, so Scheidler. Diese hatten ihn zutiefst beeindruckt, so dass er umgehend den Entschluss fasste, die Gruppe zu unterstützen. Obendrein traf er auf diesem Weg nach dreißig Jahren einen alten Schulkollegen und Mitglied dieser Gruppe wieder.
B.A.C.A. steht für „Bikers Against Child Abuse“ und hat seinen Ursprung im Jahr 1995 im US-Bundesstaat Utah. Diese ehrenamtliche Vereinigung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder, die Opfer von Gewalt oder sexuellem Missbrauch wurden, zu unterstützen. Sie will ihnen Kraft und Selbstvertrauen geben, Empfindungen, die nach einem Missbrauch meist verschwunden sind. In Deutschlang gibt es B.A.C.A. seit 2013. Der gemeinnützige Verein ist mit neun Chaptern und rund 150 Mitgliedern vertreten. Nach außen bleiben die Biker anonym. Auf ihren Kutten sind ihre „Road-Namen“ eingestickt, wie bei Samson, Wanda und Cosmo – drei Gründungsmitglieder aus dem Chapter Spear/Braunschweig, die es sich nicht hatten nehmen lassen, bei der Scheckübergabe dabei zu sein.
Unter den Road-Namen sind die Zahlen 24*7*365 zu lesen. Eine klare Botschaft für die Kinder: „Wir sind 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche, 365 Tage im Jahr für dich da.“ Alle Ehrenamtler werden kinderpsychologisch geschult und besitzen neben erweiterten Führungszeugnissen, die alle 2 Jahre aktuell vorgelegt werden müssen, vor allem eine enorme Empathie. Neben Rhein-Ruhr/Köln und Spear/Braunschweig gibt es Chapter im Raum Berlin, Hamburg, Bielefeld, Frankfurt, Stuttgart, Chemnitz und Saarland.
Mitglieder tragen Road-Namen
„Wo das Kind ist, ist der Täter oft nicht weit“, wissen die Mitglieder aus Erfahrung. Nicht selten versuchen die Täter, die Kinder zu beeinflussen. Die Biker schirmen das Kind von Bedrohungen und Einschüchterungen ab. Dazu stellen sie sich, wenn es nötig ist, rund um die Uhr in 4-Stunden-Schichten zu viert vor das Haus und zeigen geballte Präsenz. „Wir zeigen damit dem Kind, dass es Verbündete hat, die es nicht allein lassen.“ Bei einer solchen Aktion werden im Vorfeld Polizei und Ordnungsamt informiert. Wenn es erforderlich ist, begleiten die Biker das Kind auch zum Gericht. „Das Kind soll spüren, dass es nicht allein ist und im Falle einer Aussage keine Angst haben muss.“
Die Organisation B.A.C.A wird aber erst tätig, wenn eine Anzeige erfolgt ist und es ein Aktenzeichen gibt. Dann melden sich Eltern, Verwandte oder Angehörige und bitten um Unterstützung. „Erst dann nehmen wir Kontakt auf und werden aktiv.“ Die Mitglieder besuchen zuerst einmal die Familie des Kindes und holen das Einverständnis der Erziehungsberechtigten ein. Das Kind wird symbolisch in einer Zeremonie in die große Familie der Biker aufgenommen. Das gibt ihnen Kraft und Selbstbewusstsein und vor allem das Gefühl, nicht allein zu sein. „Das Kind ist ängstlich und hat jedes Selbstvertrauen verloren. Dann steht es vor seiner großen, neuen Biker-Familie, die extra für das Kind gekommen ist. Mit Kutte, Abzeichen und Teddybär wird es offiziell unter seinem selbst gewählten Road-Namen aufgenommen. Es ist großartig zu erleben, wie bei den Kindern, die Augen zu leuchten beginnen und sich die Körperhaltung ändert. Wir wollen ihnen die Kraft geben, ohne Angst leben zu können.“ So wird aus dem zunächst krassen Gegensatz Biker – Kind eine wunderbare Symbiose.
Scheidlers neue Messerkreation
Als Dank für seine fabelhafte Unterstützung und sein Engagement erhielt Lars Scheidler am Samstag den B.A.C.A. Unterstützer-Patch, das Abzeichen der Organisation. Jetzt arbeitet er an seinem nächsten Projekt – ein Kochmesser, ebenfalls mit extra starkem Griff. „Die Aktion Schneidhilfe ist ja beendet. Doch es gibt viele Menschen mit Griffkraftproblemen. Die möchte ich nicht allein lassen.“
Deshalb hat der Messermacher wieder ein außergewöhnliches Exponat entwickelt: Eine mittelgroße Klinge in einem speziellen Griff aus Naturharzen mit Holzanteil. Durch die Zusammenarbeit mit der EIKASO Schneidwaren-Manufaktur ist es möglich, die Messer einer breiten Käuferschicht zu einem erschwinglichen Preis anzubieten.