SOLINGEN (mh) – Sechs Waschbären leben auf der Anlage im Solinger Vogel- und Tierpark. Drei sitzen gemeinsam in einem großen Kasten, der am Baum hängt. Von den anderen keine Spur. Ein recht betagter Marderhund stromert langsam durch das Terrain. Der Senior ist bereits 15 Jahre und genießt den ihm zustehenden Respekt. Ab und zu schlagen die drei jungen Waschbären schon mal über die Stränge.
Waschbären – die Kleinbären mit Maske
Im Gehege gibt es so manches zum Erkunden und Verstecken. Waschbären können großartig klettern. Sie erklimmen mühelos sämtliche Klettermöglichkeiten. Hinunter geht es allerdings nur rückwärts. Mit ihrem recht ausladenden Hinterteil würden sie beim Vorwärts-Abstieg Übergewicht bekommen.
In einer Ecke des Geheges liegt ein Boot. Und plötzlich geht eine Klappe auf und eine lange Nase schnuppert. Gibt es da etwa Futter? Jetzt aber schnell heraus. Die erwachsenen Waschbären halten sich gerne dort auf. Die Klappe können sie mühelos auf- und zumachen. So klettern sie nach Herzenslust hinein und heraus.
Die lustigen Tiere klettern, buddeln und stellen viel Unsinn an. Alles, was ihnen begegnet, muss untersucht und gleich mitgenommen werden. Waschbären können alles brauchen, von Schrauben über Werkzeug bis hin zu Schals und Taschen. Die Handwerker, die von Zeit zu Zeit die Pumpe im Gehege reparieren müssen, können ein Lied davon singen. Die Bären setzen Ihre überaus geschickten Pfoten wie Hände ein. Sie haben eine ganz feine Haptik. Das erklärt auch den Gedankengang von Janett Heinrich, ltd. Tierpflegerin: „Eigentlich müssten sie nicht Waschbären, sondern Fühlbären heißen.“
Tierschutzgesetz steht über invasivem Gesetz
Die drei Jungtiere wurden von einem Solinger Schädlingsbekämpfer auf dem Dachboden einer Familie eingefangen. Die Mutter war tot aufgefunden worden und die Kleinen schrien nach ihr. Waschbären gelten nicht mehr als bedrohte Tierart, sondern mittlerweile als invasiv. Aufgrund der rasanten Vermehrung steht der Waschbär seit 2016 auf der EU-Liste für gebietsfremde und invasive Tierarten. Die Zucht ist verboten, im Prinzip auch die Haltung. Doch das Tierschutzgesetz steht über dem invasiven Gesetz. Daher wurden die gesunden und lebensfähigen Jungtiere nicht getötet, sondern kamen im Vogelpark unter, wo bereits drei ausgewachsene Kleinbären lebten. Alle Tiere sind natürlich kastriert.
Janett Heinrich übernahm die intensive Betreuung. Anfangs nahm sie die Babys sogar mit nach Hause, da sie alle zwei Stunden nach Milch verlangten. Nach und nach wurde die Milch durch Babynahrung ausgetauscht. Die Tierpflegerin lachte, als sie daran zurückdachte: „Am liebsten mochten sie Banane-Apfel mit Zwieback. Wir haben innerhalb Solingens die ganzen Bestände aufgekauft, da die drei ständig Hunger hatten.“
Rocket, Carmen und Christina stellten die Wohnung gründlich auf den Kopf. Blumen wurden umgetopft, Rollos abgenommen und Gläser ausgeräumt, bis die Rasselbande groß genug war, um zu den ausgewachsenen Waschbären ins Gehege zu kommen. Auch jetzt noch halten sie wie eine echte Gang zusammen.
Babynahrung für die Jungtiere
Die putzigen Kleinbären mit dem geringelten Schwanz und der lustigen Gesichtsmaske sehen ein wenig wie Panzerknacker aus. Man darf aber nicht vergessen, dass sie Raubtiere sind. Sie fressen gerne Geflügel und Rind, aber auch andere Fleischsorten. Weintrauben und Bananen sind überaus beliebt. Vor allem, wenn man damit matschen kann. Im Herbst beginnen sie, sich Winterspeck anzufressen. Waschbären halten keinen Winterschlaf, aber Winterruhe. Dann legen sie an Gewicht zu und bekommen ein dickeres Fell. Im Sommer specken sie wieder ab und tauschen ihre Winterkluft gegen ein leichtes Sommerfell.
Die Vorbereitungen für das überaus beliebte Pfingstfest sind in vollen Gang. Es wird wieder viele Attraktionen für kleine und große Besucher geben. Wer kann den kleinen Tierpark mit Präsenten für die Tombola unterstützen?