SOLINGEN (red) – Für ihr jahrzehntelanges Engagement im Bereich der interreligiösen Jugendarbeit und der kulturellen Integrationsarbeit wurde Doris Schulz jetzt von Oberbürgermeister Tim Kurzbach mit der Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Im Beisein ihrer Kinder, Enkel und zahlreicher Weggefährten – darunter Mohammed Zorba, der mit Pfarrer Eberhard Schmidt vor 40 Jahren den Christlich-Islamischen Gesprächskreis gegründet hat, in dem sich die 81-Jährige immer noch engagiert – würdigte der Oberbürgermeister die pensionierte Grundschulrektorin als einen Menschen, der aus seinem christlichen Selbstverständnis heraus aktiv tätig wird.
Kindern die deutsche Sprache vermittelt
„Ihr besonderes Charisma besteht darin, bestimmte Personen mit ihren Bedürfnissen wahrzunehmen und entsprechend zu handeln“, hob Kurzbach hervor. Viele Kinder und Jugendliche habe sie dabei unterstützt, ihr Potenzial zu entfalten. Wie den zwölfjährigen Zeki, der 1969 in die damalige Hauptschul-Klasse der Deutsch- und Religionslehrerin kam, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Hilfsmittel oder das Fach „Deutsch als Fremdsprache“ gab es damals noch nicht – also setzte sich Doris Schulz nach Schulschluss mit dem türkischen Jungen zusammen, um ihm die Sprache zu vermitteln. Bald gesellten sich weitere türkische Kinder aus der Nachbarschaft zur Hausaufgabenhilfe dazu.
Und die evangelische Christin stellte fest, dass auch muslimische Familien ihren Glauben engagiert leben. Aus den Begegnungen wurden Freundschaften und gemeinsame Türkei-Besuche. „Ich wollte nicht über, sondern mit muslimischen Menschen reden“, betont Schulz – offen, respektvoll und tolerant.
Vorstandsmitglied der „Christlich-Islamischen Gesellschaft e.V.“
Die Geehrte erinnerte in ihrem Dank für die Laudatio des Oberbürgermeisters an den Solinger Brandanschlag 1993, der bei ihr „Entsetzen, Scham und Anteilnahme“ hervorgerufen habe – und Impuls war, sich dem Christlich-Islamischen Gesprächkreis anzuschließen, den sie jahrelang leitete. Von 2003 bis 2010 gab Doris Schulz im städtischen Integrationszentrum Kindern mit Migrationshintergrund Deutschunterricht. Seit 2007 ist sie Vorstandsmitglied der „Christlich-Islamischen Gesellschaft e.V.“ in Köln.
2009 initiierte die engagierte Ehrenamtlerin korrespondierend zur christlichen Notfallseelsorge die Ausbildung muslimischer Notfallbegleiter, um in Krisensituationen Hilfestellung in arabischer bzw. türkischer sowie deutscher Sprache leisten zu können. Und 2012 beteiligte sie sich bei der Solinger Integrationskonferenz an der gemeinsamen „Erklärung für Demokratie und Freiheit“, mit der ein Zeichen für Toleranz sowie gegen Rassismus und salafistische Hasspredigten gesetzt wurde.
Interreligiöse Stadtrundfahrten für Jugendliche organisiert
Zu ihren verschiedenen Ämtern in der Evangelischen Kirche zählten unter anderem die Arbeit im Synodalvorstand des Kirchenkreises Solingen und in den Fachausschüssen für Zuwanderung und Diakonie. 2009 organisierte sie für Jugendliche „interreligiöse Stadtrundfahrten“, bei denen bis heute Neuntklässler Kirchen, Moscheen und Synagogen besuchen und mit den dortigen Vertretern ins Gespräch kommen.
„Die Begegnung und der gemeinsame Austausch bilden die Basis für ein gutes und tolerantes Miteinander in unserer Stadt“, lautet Schulz‘ Devise. Und ihre Tochter Christiane Hartmann betonte in einer sehr persönlichen Laudatio, dass ihre Mutter „immer Partei für die Schwachen ergriffen“ habe.