SOLINGEN (bgl) – In Deutschland erleiden jedes Jahr rund 60.000 Menschen außerhalb von Krankenhäusern einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Oft sind es Passanten oder zufällig Anwesende, die in solch lebensbedrohlichen Momenten den Unterschied zwischen Leben und Tod machen können. Doch die schnelle Hilfe kommt nur dann, wenn Laien sofortige Wiederbelebungsmaßnahmen ergreifen – hier liegt Deutschland leider hinter anderen europäischen Ländern zurück. Mit der „Woche der Wiederbelebung“ sollen genau diese lebensrettenden Handgriffe trainiert und verbreitet werden, um die Überlebensrate bei Herzstillständen zu steigern.
Reanimation: Prüfen, Rufen, Drücken
Die Überlebenschancen eines Menschen, der einen Herzstillstand erleidet, sinken mit jeder Minute ohne Reanimation um etwa zehn Prozent. Bereits nach drei bis fünf Minuten treten irreparable Hirnschäden auf, wenn keine Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet werden. Hier ist schnelles Handeln gefragt, vor allem von Laien, die als Ersthelfer oft vor den professionellen Rettungskräften eintreffen.
Ein Herz-Kreislauf-Stillstand kann überall auftreten – ob zu Hause, im Büro oder auf der Straße. Wenn die betroffene Person nicht atmet oder nicht auf Ansprache reagiert, muss sofort der Notruf 112 gewählt und mit der Herzdruckmassage begonnen werden. Diese sollte in der Mitte des Brustkorbs erfolgen und zwischen 100 und 120 Mal pro Minute mit festem Druck durchgeführt werden – solange, bis professionelle Hilfe eintrifft.
Angst und Hemmungen überwinden
Häufig zögern Menschen aus Angst oder Unsicherheit, Erste Hilfe zu leisten. Dabei betonen Experten, dass man beim Versuch, einen Menschen mit Herzstillstand zu retten, wenig falsch machen kann. Die Gefahr, den Betroffenen zu verletzen, ist weitaus geringer als die Konsequenz des Nicht-Handelns. Untersuchungen zeigen, dass etwa 40 Prozent der betroffenen Menschen durch sofortige Reanimationsmaßnahmen den Herzstillstand ohne bleibende Schäden überleben.
Schulung während der Woche der Wiederbelebung
Im Rahmen der „Woche der Wiederbelebung“, die 2012 vom Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA) und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) ins Leben gerufen wurde, stehen bundesweit Aktionen zur Aufklärung und praktischen Schulung von Laien im Vordergrund.
Expertinnen und Experten des Städtischen Klinikums Solingen, der Feuerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes und der Bergischen Lebensretter bieten an verschiedenen Orten in der Stadt Trainings zu Wiederbelebungstechniken an. Hierbei sollen insbesondere junge Menschen lernen, wie sie im Ernstfall richtig reagieren können. Auch Schulen beteiligen sich mit „Rettungspausen“, in denen Schülerinnen und Schüler umfassend in die Grundlagen der Wiederbelebung eingeführt werden.
Aktionen von 16. bis zum 19. September in Solingen
Dr. Jana Bolten, Oberärztin der Anästhesie am Städtischen Klinikum Solingen, betont, dass es entscheidend sei, Ängste abzubauen und den Menschen die nötigen Handgriffe für die Reanimation zu vermitteln: „Wir nehmen die Woche der Wiederbelebung zum Anlass, Hemmschwellen abzubauen und zu zeigen, dass schnelles Handeln Leben rettet.“ In Deutschland liegt die Laien-Reanimationsquote derzeit bei nur 51 Prozent, was im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich ist. Länder wie Norwegen, in denen 86 Prozent der Menschen in Notfällen eingreifen, sind Vorbilder in der Aufklärung und Schulung.
Im Mittelpunkt der Woche der Wiederbelebung stehen in Solingen spannende öffentliche Aktionen an den Infoständen in der Filiale der Stadt-Sparkasse in Ohligs am 16. und 17. September sowie im Hofgarten am 18. und 19. September. Von jeweils 13 bis 17 Uhr erwartet die Besucher dort ein abwechslungsreiches Programm. „Wir bieten viele Informationen rund um Erste Hilfe und die Möglichkeit, an Übungspuppen das Reanimieren selbst auszuprobieren – natürlich setzen wir auf bewährte Methoden, haben aber auch frische Ideen im Gepäck“, freut sich Dr. Jana Bolten.
Woche der Wiederbelebung: Kein Zögern, sofort handeln
Die „Woche der Wiederbelebung“ setzt ein klares Signal: Wenn ein Mensch kollabiert und nicht mehr atmet, zählt jede Sekunde. Laien können mit einfachen Handgriffen das Überleben sichern – und Angst vor Fehlern sollte niemanden davon abhalten, zu helfen. Solange gezögert wird, sinken die Überlebenschancen drastisch. Daher gilt: Prüfen, Rufen, Drücken – und Leben retten!