SOLINGEN (mh) – Der 14. Imkertag lockt große und kleine Besucher in den Botanischen Garten. Einen Bienenstock sieht man nicht alle Tage. Besonders spannend ist der Blick durch Carmen Dörners Binokular. Hier zeigt sich dem interessierten Besucher ein Einblick in die Insektenwelt und ebenso in die Welt des Saatgutes. „Das hat ja bisweilen ganz bizarre Formen“, erklärt Carmen Dörner, selbst ganz fasziniert. „Der Imkerverein hat uns eine Hornisse, zwei Bienen und sogar ein Schmetterlingsbeinchen zur Verfügung gestellt“, freut sie sich und bewundert dabei die Zartheit der Bienenflügel. „Sie sind unglaublich filigran und schillern.“ Das Interesse der Besucher ist groß. Ständig ist das Binokular belagert. Hochinteressant und sehr gefragt.
Spannender Blick durch das Binokular
Dörner betreut als ehrenamtliche Mitarbeiterin unter anderem das Heilpflanzenbeet. Sie hat eine reichhaltige Palette von Saatgut mitgebracht. „Ringelblumensamen, Königskerze, Mangold, wilde Malve, weißer Senf, wilde Möhre, Schwarzkümmel, Porree“, zählt sie auf. Alles Saatgut, das der Verbraucher leicht bekommen und damit Insekten, vor allem Bienen und auch Schmetterlinge, in seinem Garten herzlich willkommen heißen kann. Die entsprechenden Tipps, um die Saat zum Blühen zu bringen, gibt Carmen Dörner reichlich und gerne.
Auch am Stand von Anja Berger herrscht reger Betrieb. Die Gärtnermeisterin gehört als Hobby-Imkerin ebenfalls zum Solinger Imkerverein und bereichert die Veranstaltung mit ihrer Auswahl an bienenfreundlichen Pflanzen. „Seit ich Hobby-Imkerin bin, habe ich einen anderen Blick auf die Pflanzen bekommen“, verrät die Gartengestalterin. „Früher habe ich nur nach gestalterischen Aspekten geplant. Heute plane ich gerne insektenfreundlich.“
Ein guter Tipp für Insektenfreunde: Bei der Pflanzenauswahl sollte eine ausgewogene Zusammenstellung berücksichtigt werden. Frühblüher dienen dazu, die Wintervorräte der Tiere aufzufüllen. Im Mai/Juni blüht jede Menge, da finden die Tiere genug. Dann wiederum muss das Sommerloch gefüllt werden. Zu diesem Zweck hat Berger eine Fülle entsprechender Pflanzen mitgebracht. Besonders die Trockenverträglichkeit ist wichtig. „Der Steinquendel (Calamintha) muss, wenn er einmal angewachsen ist, nicht mehr gegossen werden“, informiert die Gärtnerin. Ein Gewächs, das mit großer Trockenheit mühelos zurechtkommt.
Berger gibt neben Kursen bei der Landwirtskammer auch hier in Solingen Kurse und Seminare, beispielsweise bei der VHS zum Thema bienenfreundliche Pflanzen. Auf ihrer Homepage schreibt sie monatlich eine Kolumne mit vielen Tipps.
Gartenkolumne mit vielen Tipps
Bereits um elf Uhr morgens haben die Mitglieder des Solinger Imkervereins ihren Stand unter dem großen Sonnensegel aufgebaut. Zur Anschauung steht dort eine große Honigschleuder. Außerdem gibt es Produkte wie Bienenwachskerzen und viele Gläser mit aromatischem Honig. Doris Frommhold-Kempa organisiert als zweite Vorsitzende der Solinger Imker diese Veranstaltung. „Wir haben derzeit etwa 60 Mitglieder im Verein“, weiß sie zu berichten. Ein Drittel der Mitglieder sind Frauen. In früheren Zeiten war die Imkerei bei Frauen nicht so sehr gefragt. Hier hat sich vieles geändert. Der Honigstand wird ebenfalls von den Imkern betreut. Der Honigfreund findet ein vielseitiges Angebot an Honigsorten, wie Rapshonig, Frühlings- und Sommerblüte. Es gibt hellen und dunklen Honig, anderer ist flüssig oder cremig.
20 Berufe im Bienenstock
Der Kassenwart des Vereins, Manfred Kirchner, ist dauerhaft von Interessierten belagert. Er erklärt, wie es in einem Bienenstock zugeht. Es ist ganz dunkel und meist um die 30 Grad. „Hier findet man etwa 20 verschiedene Berufe“, erläutert er die Aufgabe der jeweiligen Tiere. Die Besucher erfahren die Bedeutung des Schwänzeltanzes. „Es ist eine Informationsmethode über den genauen Fundort von Massentrachten.“ Im Unterschied zu Wildbienen bevorzugen Honigbienen die Massentracht. Wenn die Weide blüht, fliegen alle Honigbienen zur Weide. Ist die Kirschblüte aufgeblüht, fliegen die Honigbienen dorthin. Im Gegensatz dazu interessiert sich die Wildbiene für alles, was sie findet. Ist die Massentracht vorbei, reagieren auch die Honigbienen entsprechend und werden somit zur Konkurrenz der Wildbiene.
Kirchner beantwortet unermüdlich Fragen und gibt eine Fülle von interessanten und zugleich lehrreichen Informationen. Er selbst ist seit rund sechs Jahren Mitglied im Imkerverein. „Es ist spannend und hochinteressant“, schildert er seine Tätigkeit. „Man ist relativ nahe an der Natur, interessiert sich auch mehr für Pflanzen.“ Schuld an seinem Hobby ist, wie er lächelnd verrät, seine Frau. Sie hatte vor einigen Jahren festgestellt, dass es in ihrem Garten gar nicht mehr summte. Daraufhin hatte sich Kirchner beim Imkerverein schlau gemacht und das entsprechende Wissen in Lehrgängen angeeignet.
Matthias Nitsch, stellvertr. Vorsitzender der Stiftung Botanischer Garten, ist hochzufrieden über das Interesse und die hohe Besucherzahl. „Der Imkertag ist unsere zweitälteste Veranstaltung. Bis heute ist das Interesse ungebrochen. Neben der umfassenden Information findet man neben diversen Honigprodukten original Solinger Honig. Seit drei Jahren wird auch das hautflüglerfreundliche Saatgut angeboten.“
Original Solinger Honig angeboten
Wissenswertes bietet ebenfalls der Wildbienen-Lehrpfad, den die Biologische Station Mittlere Wupper in Kooperation mit dem Botanischen Garten nach intensiver Überarbeitung im April 2016 neu eröffnet hat. „Die Wildbienen unterscheiden sich sehr von den Honigbienen. Sie leben beispielsweise nicht in einem Bienenstaat, sondern als Solitärbienen.“ Am Lehrpfad findet sich auch ein Hummel-Nistkasten. Neben den geeigneten Unterschlupfen ist für die entsprechende Blütenbepflanzung gesorgt. Der Pfad bietet Tipps und Anregungen zur Nachahmung. Wildbienenschutz ist mit einfachen Mitteln möglich.
Wildbienenschutz mit einfachen Mitteln
Bei der derzeitigen Wetterlage hat auch der Botanische Garten Probleme mit der Wasserversorgung. „Normalerweise nutzen wir unser Regenwasser-Auffangbecken und vier Brunnenanlagen mit einer Tiefe von 40 Metern“, berichtet Nitsche. Damit können im Regelfall 95 Prozent der Grünanlage bewässert werden. Derzeit ist alles leer. Positiv hingegen ist der neue mit Akkus betriebene Elektro-Rasenmäher, den die Firma Gartentechnik Gabriel gesponsert hat. „Jetzt können wir ohne Benzin und Öl arbeiten“, freut sich Nitsche.
Für die Besucher steht übrigens ab Dienstag wieder der reguläre Haupteingang offen. Der provisorische Weg an der Sponsorentafel ist schon gesperrt. Bald wird auch der neue Eingang, der über den Parkplatz am Klinikum führt, zur Verfügung stehen.