
SOLINGEN (sg) – Vom 23. Mai bis zum 1. August ist die Ausstellung „Steuern sind Banane“ von Thomas Baumgärtel im Rahmen von „Kunst in der Kanzlei“ bei Heinekamp und Zielke zu sehen.
Wie kam Thomas Baumgärtel auf die Banane?
Thomas Baumgärtel wurde vor allem durch die Banane bekannt. Das Schlüsselerlebnis, das Thomas Baumgärtel schließlich auf den Weg zum international anerkannten Künstler führte, war eine spontane Idee. Während seines Zivildienstes nagelt er in einem Krankenzimmer anstelle der fehlenden Jesus-Figur die Schale einer Banane ans Kruzifix. Die kontroversen Reaktionen, die er damit auslöste, sind bis heute Triebfeder seiner Arbeiten.
Doch Thomas Baumgärtel ist so viel mehr, als „nur“ der Bananensprayer. Er studierte Kunst und Psychologie und ist nicht nur mit Schablone und Spraydose unterwegs, sondern auch mit Pinsel und Farbe. StreetArt, PopArt, DaDa – Thomas Baumgärtel lässt sich nicht in eine Schublade stecken. Zwar ist die Banane sein Markenzeichen, aber er hat inzwischen 40 Werkgruppen unterschiedlichster Natur erschaffen, die ein sehr breites Spektrum seiner Ausdrucksformen zeigen.
Steuern sind Banane
In der Ausstellung „Steuern sind Banane“ in der Steuerkanzlei Heinekamp und Zielke kann Thomas Baumgärtel bereits etliche seiner Werkgruppen zeigen. Der Betrachter findet hier nicht nur seine Stielbilder, die nur aus weiter Ferne wirklich wirken, da er einzelne Bananenstiele wie Pixel einsetzt, sondern auch Spraygramme. Hier zeigt er überwiegend Messer und Gabeln. „Passend zum Klingenmuseum“, sagte der Kölner Künstler bei der Vernissage am Freitagabend.
Eine ganz besondere Wirkung haben die Plakatwände, deren Rückseiten er als Maluntergrund verwendet. Sie klebten an Backsteinwänden und diese haben ihre Abdrücke hinterlassen. „Da hängt der Dreck der Straße noch dran“, sagte Thomas Baumgärtel. „Das, was lange draußen war, wird in den Innenraum transportiert.“ StreetArt fürs Wohnzimmer sozusagen.

Meisterwerke einmal anders
Auf die Idee, klassische Meisterbilder zu übersprayen, kam Thomas Baumgärtel noch lange bevor Banksy damit bekannt wurde. „Ich habe die auf dem Trödel oder beim Antiquitätenhändler gekauft“, verriet der Künstler. Ob klassische Alpenlandschaft, röhrender Hirsch oder – wie in der Ausstellung zu sehen – Pferde, Thomas Baumgärtel erweckt sie mit seinen Bananen zu neuem Leben. In einem Zimmer sind Baumgärtels Dom-Bilder zu sehen, mal gesprayt, mal gemalt.
Strafanzeigen werden zu Kunst
Als Sprayer hat Thomas Baumgärtel nicht wenige Strafanzeigen bekommen. „Nachdem die dann eine Zeitlang gelegen haben, dachte ich, die sind doch schön“, erzählte der Künstler. Und so verarbeitete er die Formulare zu Kunst, versah sie mit dem Ereignis, das ihm die Strafanzeige eingebracht hatte. So lässt sich diese Bilderserie wie die Historie von Baumgärtels StreetArt-Kunst lesen und betrachten.
Eine Serie hat Baumgärtel ganz ohne Banane erschaffen. Es sind Bilder überwiegend von Gebäuden, die er in zarten Grautönen gemalt hat. Die meist großformatigen Bilder können ebenfalls in dieser Ausstellung erlebt werden. Genauso wie die Metamorphosen der Spraybanane, in welchen es natürlich wieder ausschließlich um die Banane geht. Der Künstler verwandelt sie dabei in die unterschiedlichsten Formen. „Ich könnte zu jedem Bild eine Geschichte erzählen“, meinte er schmunzelnd.

Politische Kunst
Thomas Baumgärtel lässt sich vor allem als politischer Künstler beschreiben. Provokation gehört bei ihm zum Konzept. So sprayte Baumgärtel in Lützerath, um gegen die Braunkohle zu demonstrieren oder reiste durch die Ukraine, um Orte des Krieges zu markieren. In der Ausstellung „Steuern sind Banane“ darf die politische Aussage ebenfalls nicht fehlen. So wird hier ein Bild des russisches Staatschefs gezeigt, auf dessen Karnevalshemd der Wunsch „Put in Prison“ zu lesen ist. Ein gerade erst fertig gestelltes Werk ist die Freiheitsstatur, die die Flagge Palästinas schwenkt. Hiermit bezieht Thomas Baumgärtel klar Stellung gegen ein Israel, das bereit war, die umzingelten Palästinenser einfach verhungern zu lassen.
Konkurrenz belebt das Geschäft
Mittlerweile haben auch andere Künstler die Banane als Inspiration entdeckt, so wie Maurizio Cattelan, dessen angetapte Banane für 6,2 Millionen Dollar versteigert wurde. Und tatsächlich hat Maurizio Cattelan eine Spraybanane von Thomas Baumgärtel abfotografiert und dann mit einem Tape überklebt. Thomas Baumgärtel sieht es sportlich. „Seitdem benutze ich diese Banane“, verriet er lächelnd. Und so findet sich auch eine getapte Banane, die der Künstler in umgestaltete Verpackungskartons gebettet hat, in der Ausstellung bei Heinekamp und Zielke.
Jubiläen
Bereits Jahr 2005 rief Tim Heinekamp die Ausstellungsreihe Kunst in der Kanzlei ins Leben. Die Idee dahinter: Die Kanzlei eröffnet lokalen und überregionalen Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke für einen bestimmten Zeitraum in der Kanzlei auszustellen. Den Künstlern bietet sich dadurch die Möglichkeit, ihre Werke einer neuen Gruppe von Interessierten zu präsentieren. Der Kanzlei die Möglichkeit, das Gesicht der Kanzlei abwechslungsreich zu gestalten. Dabei haben sich die Vernissagen zur Eröffnung der Ausstellungen auch über die Mandantschaft der Kanzlei und die Solinger Stadtgrenzen hinaus zu einer Institution entwickelt.
Thomas Baumgärtel feiert 2025 ebenfalls ein Jubiläum, denn vor genau 40 Jahren hat er zum allerersten Mal ausgestellt. „In einer Kulturkneipe“, verriet er. Und anlässlich des Jubiläums wird er in dieser Kulturkneipe „Der schwarze Adler“ auch 2025 wieder ausstellen. Im kommenden Jahr, also 2026, feiert der Künstler sein 40-jähriges Bananen-Jubiläum (wir berichteten). Und auch das wird er sicherlich angemessen begehen.
Ausstellungsinfos
Die Ausstellung von Thomas Baumgärtel „Steuern sind Banane“ ist bis zum 1. August in der Steuerkanzlei Heinekamp und Zielke, Dyker Feld 80, zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 8 bis 17 Uhr, Freitag von 8 bis 14 Uhr.