SOLINGEN (mh/bgl) – Der achte Teil unserer großen Pflegeserie führte uns zu den Krankenschwestern Ina Lang und Marion Huhn ins Solinger Klinikum, die dort als Fast-Track-Assistentinnen im Einsatz sind. Um was handelt es sich bei dem neuartigen Verfahren? Fast Track bedeutet schneller Weg. Doch was ist Fast-Track genau? Hierbei handelt es sich um eine Versorgungsart, die das Ziel verfolgt, Patienten möglichst schnell wieder zu mobilisieren und den Genesungszeitraum zu verkürzen. Der Patient wird ab dem Zeitpunkt der Aufnahme und auch während des ganzen Aufenthaltes intensiv betreut. Das Ergebnis sind deutlich verkürzte Liegezeiten. Während dieses Verfahren in skandinavischen Ländern schon seit mehr als 25 Jahren praktiziert wird, läuft es in Deutschland nur langsam an.
Balance zwischen Nähe und Distanz
Ina Lang, ausgebildete Krankenschwester, ist seit November 2018 als Fast-Track-Assistentin im Klinikum im Einsatz. Kollegin Marion Huhn folgte im Januar 2019. „Man verbringt hier eine wirklich intensive Zeit mit den Patienten“, schildern beide ihre Arbeit. „Vor allem bei schweren Krankheiten ist der psychische und emotionale Anteil sehr stark. Da ist nicht nur eine Menge Empathie notwendig, sondern vor allem auch die Balance zwischen Nähe und Distanz.“
Ina Lang wäre ursprünglich gerne Hebamme geworden. Doch das wurde ihr seinerzeit nicht gestattet. „Das Künstlerische und Kreative liegt mir sehr“, verrät sie. Daher entschied sie sich alternativ für ein Studium zur Grafik-Designerin in Düsseldorf. In diesem Beruf arbeitete sie bis zur Geburt ihres ersten Kindes. 1994 entschloss sie sich zu einer zweiten Ausbildung als Krankenschwester im Klinikum. Nach ihrer Familienzeit – sie ist mittlerweile Mutter von drei Kindern – nahm sie im Jahr 2000 ihre Tätigkeit wieder auf. Es folgten mehrere Jahre auf verschiedenen Stationen, unter anderem auf der Unfall- und der Allgemeinchirurgie.
Einarbeitung in zunächst ungewohnte Aufgabenbereiche
Als Prof. Dr. Wolfgang Schwenk 2017 zum Städtischen Klinikum kam und
Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie wurde (wir berichteten), brachte er das Fast-Track-Verfahren mit. Lang erinnert sich: „Ich war fasziniert von seinen Behandlungsverfahren, den Techniken und Neuerungen. Er hat vieles revolutioniert.“ Als er für den neuen Bereich zwei Assistentinnen suchte, ergriff sie sofort diese Chance. „Wir mussten uns zunächst in völlig ungewohnte Aufgabenbereiche einarbeiten. Der Hauptfokus liegt ja nicht, wie auf anderen Stationen, bei der Pflege. Die Aufgaben bedürfen einer fortwährenden Weiterentwicklung. Wir versuchen, das Verfahren so weit wie möglich zu optimieren.“
Während sich Fast-Track anfangs nur auf große Darmoperationen bezog, findet es mittlerweile bei anderen großen Eingriffen, beispielsweise an Speiseröhre, Magen oder Bauchspeicheldrüse, ebenfalls Anwendung. „Durch die intensive Betreuung schaffen wir ein besonderes Vertrauensverhältnis“, erklärt die Krankenschwester. „Von Beginn an stehen wir als Ansprechpartner zur Verfügung. Dazu gehört auch ein intensives Gespräch, in dem wir den Ablauf und das Verfahren genau erklären. Dadurch lassen sich Ängste leichter abbauen.“ Zur Betreuung zählt ebenfalls der Besuch auf der Station.
Auch nach der Behandlung als Kontakpersonen ansprechbar
„Wir sind eine Art Schnittstelle“, führt Lang aus. „In dieser Funktion vermitteln wir unter anderem zwischen dem Patienten und der Pflege, den Ärzten, der Nachsorge, der Diät-Assistentin und mehr. Der Patient wendet sich mit allen Anliegen an uns und wir koordinieren.“ Auch nach der Behandlung stehen die Fast-Track-Assistentinnen Ina Lang und ihre Kollegin Marion Huhn als Kontaktpersonen weiterhin zur Verfügung.
Für Fast Track gibt es noch keine Fortbildungsmaßnahmen
Im Haus wurde bereits eine Broschüre für die Patienten entwickelt. Es gibt Inhouse-Schulungen sowie Workshops für andere Kliniken. Mit Vorträgen wolle man das Verfahren wie mit einem Schneeballeffekt werter bekannt machen. „Leider gibt es in Deutschland für dieses Berufsbild keine Fortbildungsmöglichkeiten“, bedauert die Schwester. Trotzdem ist sie mit ihrer Arbeit sehr glücklich. Die Möglichkeit der ständigen Weiterentwicklung und Optimierung bietet einen ganz besonderen Reiz. Außerdem erfüllt es die beiden Kolleginnen immer mit großer Zufriedenheit zu erleben, wie sich Patienten auch nach teilweise recht schweren OPs schnell wieder erholen.
Für Pflegeberufe und OTA beim Klinikum Solingen bewerben
Weitere Informationen zu den Ausbildungen in der Pflege und den Gesundheitsberufen und wie man sich bewerben kann, gibt es auf der Homepage des Klinikums Solingen.