SOLINGEN (mh) – Lutz und Elsa sind immer hungrig. Die beiden Eichhörnchen werden derzeit von Wildpäpplerin Lena Sonnenschein gepflegt. Im vergangenen Jahr hatte sie insgesamt 76 Tiere in Pflege (wir berichteten). Seit März dieses Jahres sind schon 30 der possierlichen Tiere bei der Hörnchen-Ersatzmutter gelandet. „Als Elsa gefunden wurde, war sie noch nackt und so unterkühlt, dass ich nicht sicher war, ob sie überleben würde.“ Doch Elsa hat es geschafft. Auch Lutz, der einen tiefen Biss im Bein davongetragen hatte, ist wieder auf dem Damm. Die kleine Hazel kam als drei Wochen altes Jungtier mit einer schweren Armverletzung ins Haus. In solchen Fällen wendet die Tierfreundin mit großem Erfolg Manuka-Honigsalbe an.
Bis jetzt schon 30 Schützlinge
Als Betreiberin einer privaten, beim Veterinäramt registrierten Wildtierpflegestelle kümmert sich Lena Sonnenschein seit einigen Jahren um verletzte und verwaiste Hörnchen. An Schlaf ist in der Hochsaison kaum zu denken. Vor allen Dingen die gerade geborenen, noch nackten Tiere brauchen intensive Pflege, viel Wärme und Flüssigkeit. Gerade erst hat die tiermedizinische Fachangestellte in Wermelskirchen einen Wurf von sechs Neugeborenen übernommen. Sogar Reste der Nabelschnüre waren noch zu sehen. „Das Muttertier ist nicht wieder aufgetaucht. Die Nestlinge brauchen alle zwei Stunden Nahrung“, erklärt die Hörnchenpflegerin. Nach dem Füttern muss der Bauch vorsichtig massiert werden, damit Kot und Urin abgesetzt werden können. Nach dem Säubern hat Lena einen Moment Ruhe. Ihre Tage sind derzeit in diesen Zwei-Stunden-Rhythmus eingeteilt, auch nachts geht es weiter. Ohne die unermüdliche Hilfe würden die nackten Findelkinder nicht überleben.
Doch trotz des intensiven Einsatzes können nicht alle Tiere gerettet werden. Aus dem Wurf der Neugeborenen haben drei überlebt. Mittlerweile sind sie schon recht kräftig. Dicht aneinandergekuschelt liegen sie in ihrem warmen Kobel und warten auf neue Nahrung. Noch kann man sie nicht allein lassen. Deshalb nimmt Lena die Kleinen immer mit. Auch eine Thermoskanne mit heißem Wasser ist dabei. So kann die Pflegemutter unterwegs schnell eine spezielle Aufzuchtmilch anrühren. Unter keinen Umständen darf man den Tieren Kuhmilch verabreichen.
Neugeborene alle zwei Stunden füttern
„Meine Pflegehörnchen bekommen immer Namen“, erzählt die junge Tierschützerin. „Das macht die Handhabung einfacher.“ Bei der Namensfindung gibt es interessante Assoziationen. So wurde Elsa nach der Eiskönigin aus dem Disneyfilm benannt, „weil sie so eiskalt war, als ich sie in Düsseldorf abgeholt habe.“ Lutz wurde in Lützenkirchen gefunden. Hasi kam am Ostersonntag und Laura am Geburtstag von Lenas gleichnamiger Schwester. Hanni aus Hilden war von der Finderin so genannt worden. Ida, August und Gretel vervollständigen die Rasselbande.
Die Kletterer, die momentan die große Gartenvoliere bevölkern, werden jetzt in die Freiheit entlassen. Das ist für die Mutter auf Zeit immer ein ganz besonderer Moment. Zwei Wochen lang bleibt die Voliere noch geöffnet, für den Fall, dass der eine oder andere Wintergast zurückkommt. Dann ziehen die nächsten Bewohner, die schon kräftig genug sind, dort ein. Mit ihren Ohrpuscheln und den buschigen Schwänzen sehen die kleinen Nager zwar ganz zauberhaft aus, sind aber trotzdem keine Kuscheltiere, die man zum Vergnügen in der Wohnung oder gar im Käfig halten kann. Es sind Wildtiere, die nach dem Tierschutzgesetz nur so lange zur Pflege aufgenommen werden dürfen, bis sie wieder selbstständig in Freiheit leben können.
Rodungen zerstören den Lebensraum
Sie besitzen am Ober- und Unterkiefer je zwei scharfe Schneidezähne. Bei den Jungtieren ist das ohne größere Bedeutung. Doch bei der Pflege ausgewachsener verletzter Tiere trägt Lena vorsichtshalber Handschuhe. Auch die langen Krallen können mitunter beachtliche Schrammen hinterlassen. „Es werden jedes Jahr mehr Hörnchen“, schildert die Tierphysiotherapeutin die aktuelle Situation. Neben den heißen Sommern, in denen die Muttertiere kaum Nahrung für ihre Jungen finden, sind es nicht zuletzt die intensiven Rodungen, die den Waldbewohnern ihren Lebensraum zerstören.
Mit großem Engagement und Herzblut widmet sich Lena Sonnenschein, die Mitglied des Eichhörnchen-Notruf e. V. ist, der Pflege der flinken kleinen Tiere. Sie opfert viel Zeit und Kraft, um den Vierbeinern wieder auf die Beine, oder besser gesagt, auf die Pfoten zu helfen. Die anfallenden Kosten für die Pflege ihrer Schutzbefohlenen trägt die junge Frau selbst. Wer möchte die engagierte Eichhörnchen-Pflegemutter unterstützen? Neben finanzieller Unterstützung werden auch gerne Futterspenden, Kletterseile oder Kobel zum Schlafen genommen.
Unter 01573 8229071 kann man sich mit ihr in Verbindung setzen.