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Brandanschlag-Gedenken: Ausstellung gibt den Opfern ein Gesicht

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Jürgen Kaumkötter ist Direktor des Zentrums für verfolgte Künste in Solingen-Gräfrath. Er präsentiert die Ausstellung „Solingen ’93 - Unutturmayacağız! Niemals vergessen!“. (Foto: © Bastian Glumm)
Jürgen Kaumkötter ist Direktor des Zentrums für verfolgte Künste in Solingen-Gräfrath. Er präsentiert die Ausstellung „Solingen ’93 - Unutturmayacağız! Niemals vergessen!“. (Foto: © Bastian Glumm)

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SOLINGEN (bgl) – Am kommenden Montag wird im Zentrum für verfolgte Künste in Gräfrath anlässlich des 30. Jahrestags des Solinger Brandanschlages die Ausstellung „Solingen ’93 – Unutturmayacağız! Niemals vergessen!“ eröffnet. Anhand der Lebensgeschichte der Familie Genç sowie parallel dazu sozialpolitischer und gesellschaftlicher Ereignisse erzählt „Solingen ’93 – Unutturmayacağız! Niemals vergessen!“ eine deutsche Geschichte bis in die Gegenwart. Ein Zeitstrahl leitet die Gäste durch die Ausstellung. „Wir zeigen hier auch die politischen rechten Morde, die in Deutschland seit 1980 stattgefunden haben. Und lassen im Rahmen dessen immer Betroffene zu Wort kommen“, erläutert Jürgen Kaumkötter, Direktor des Zentrums für verfolgte Künste.

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Claudia Roth und Tim Kurzbach eröffnen

Feierlich eröffnen werden die Ausstellung am Pfingstmontag für geladene Gäste im Beisein der Familie Genç Staatsministerin Claudia Roth und Oberbürgermeister Tim Kurzbach. Im Anschluss daran wird ein moderiertes Gespräch zwischen Claudia Roth und Bundesminister Cem Özdemir stattfinden. Neben dem geschichtlichen Abriss der Ereignisse in Deutschland erwarten Besucherinnen und Besucher auch eigens für die Ausstellung angefertigte Kunstwerke, die Gürsün Ince, Hatice Genç, Gülüstan Öztürk, Hülya Genç und Saime Gençein, den Opfern des Brandanschlags vom 29. Mai 1993, ein Gesicht geben.

Die Chronologie der 600 Quadratmeter großen Ausstellung beginnt im Jahre 1943 mit der Geburt der Eltern Mevlüde und Durmuş Genç und endet am 28. Mai 2023, wenn in der Solinger Innenstadt der Mercimek- in Mevlüde-Genç-Platz umbenannt wird. „Es gibt dazu kurze Texte, Fotos, Musikbeiträge, die über QR-Codes angehört werden können, man kann sich Filmclips anschauen und es gibt natürlich die Kunstwerke im zentralen Installationsraum“, sagt Jürgen Kaumkötter. Für die Ausstellung geschaffene Porträts der Künstlerin Sandra del Pilar erinnern an die fünf ermordeten Mädchen und jungen Frauen. Beata Stankiewicz, eine Künstlerin aus Krakau, hat ein Porträt der im vergangenen Jahr verstorbenen Mevlüde Genç geschaffen.

Für die Ausstellung geschaffene Porträts der Künstlerin Sandra del Pilar erinnern an die fünf ermordeten Mädchen und jungen Frauen. (Foto: © Bastian Glumm)
Für die Ausstellung geschaffene Porträts der Künstlerin Sandra del Pilar erinnern an die fünf ermordeten Mädchen und jungen Frauen. (Foto: © Bastian Glumm)

Kaumkötter: „Es ist eine multimediale Ausstellung“

Im Untergeschoss der Ausstellung werden zudem Interviews gezeigt, in denen Zeitzeugen über den Brandanschlag in Solingen und die damit in Zusammenhang stehenden Ereignisse erzählen. „Es ist eine multimediale Ausstellung“, betont Jürgen Kaumkötter. Ebenfalls im Untergeschoss werden originale Transparente der zahlreichen Demonstrationen ausgestellt, die im Nachgang des Brandanschlags in Solingen stattfanden. Das flankiert von zahlreichen Fotografien jener schicksalhaften Tage.

„Es geht um politische Morde, es geht um rechtsradikale Morde. Es geht um den schmerzhaften Verlust der Familie, es ist ein hochtragischer Moment. Man sieht aber auch, wie die Mutter Mevlüde Genç damit umgegangen ist, wie sie den Hass nicht hat siegen lassen. Liebe siegt hier über Gewalt. Und das ist im Grunde sogar das Tröstende der Ausstellung“, sagt Museumsdirektor Kaumkötter.

Sammlung atmet den Geist von Mevlüde Genç

Die gesamte Ausstellung atmet förmlich den Geist von Mevlüde Genç. „Es begegnen einem viele Zitate von ihr und man muss einfach konstatieren, dass jeder von ihr gesprochene Satz druckreif ist. Wir hoffen, mit dieser Ausstellung vermitteln zu können, dass Solidarität und Humanismus sehr viel Trost geben können. Und natürlich der Zusammenhalt in einer Stadtgesellschaft, den es in Solingen ja gab und gibt, der geholfen hat, dieses Ereignis zu verarbeiten“, so Jürgen Kaumkötter weiter.

Im Untergeschoss des Museums werden originale Transparente der zahlreichen Demonstrationen ausgestellt, die im Nachgang des Brandanschlags in Solingen stattfanden. (Foto: © Bastian Glumm)
Im Untergeschoss des Museums werden originale Transparente der zahlreichen Demonstrationen ausgestellt, die im Nachgang des Brandanschlags in Solingen stattfanden. (Foto: © Bastian Glumm)

„Solingen ’93 – Unutturmayacağız! Niemals vergessen!“ zeigt Perspektiven Betroffener, wie an die Todesopfer rechter Gewalt seit 1980 erinnert wird, wie die lokalen Gesellschaften auf die traumatischen Ereignisse reagieren, welche Initiativen in Solingen nach 1993 oder beispielsweise in Hanau nach 2020 entstanden sind. Seit vergangenem Herbst wurde an der Ausstellung gearbeitet. Ein namhaft besetztes Kuratorium unterstützt die Organisatoren von „Solingen ’93 – Unutturmayacağız! Niemals vergessen!

Gerd-Kaimer-Bürgerstiftung unterstützt die Ausstellung

Laufzeit der Ausstellung „Solingen ’93 – Unutturmayacağız! Niemals vergessen!“: 29. Mai bis 17. September 2023

Der Eintritt in die Ausstellung ist frei. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Die Ausstellung wird unterstützt durch die Gerd-Kaimer-Bürgerstiftung.

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Bastian Glumm arbeitet seit vielen Jahren als Textjournalist für diverse Tages- und Fachmedien sowie als Cutter in der Videoproduktion. Der gelernte Verlagskaufmann rief im September 2016 das SolingenMagazin ins Leben.

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