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Goldenes Buch von 1933 zurück in Solingen

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Das erste Goldene Buch Solingens aus dem Jahre 1933 ist zurück in der Klingenstadt. (Foto: © Stadt Solingen)
Das erste Goldene Buch Solingens aus dem Jahre 1933 ist zurück in der Klingenstadt. (Foto: © Stadt Solingen)

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SOLINGEN (red) – Das erste „Goldene Buch der Stadt Solingen“ ist zurück in der Klingenstadt: Das 1933 vom damaligen NS-Oberbürgermeister Dr. Dr. Helmut Otto in Auftrag gegebene und an der renommierten Solinger Fachschule erstellte, kunsthandwerklich hochwertige Objekt war zwischenzeitlich verschollen und wurde jetzt von einem amerikanischen Sammler dem Solinger Stadtarchiv übergeben.

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Bereicherung der Bestände des Stadtarchivs

Dessen Leiter Ralf Rogge sieht in dem Goldenen Buch zwar „ein typisches Produkt des schwülstigen NS-Kunstverständnisses“, freut sich aber über die Bereicherung der Bestände des Stadtarchivs: „Das Goldene Buch ist ein wichtiges Zeugnis der Selbstdarstellung der kommunalen Repräsentanten des NS-Regimes.“

2012 wurde in einem Katalog von Militaria und NS-Devotionalien eines süddeutschen Auktionshauses das „Goldene Buch“ für 8.500 Euro angeboten. Damals gelang es dem Stadtarchiv Solingen zwar nicht, es in städtischen Besitz zurückzuführen. Aber mit der Aufnahme in die „Lost Art Datenbank“, die auch das sogenannte Beutegut des Zweiten Weltkrieges nachweist, machte die Stadt Solingen ihren Anspruch am „Golden Buch“ rechtverbindlich geltend.

Buch aus den USA zurück nach Solingen geholt

„Der potentielle Verkäufer aus den USA nahm daraufhin seinen Auftrag zurück, das ,Goldene Buch´ blieb aber weiterhin für Solingen unerreichbar. In den USA wechselte der Band nun den Besitzer. James Brown, ein rühriger Solingen-Sammler, erwarb das ,Goldene Buch´ und signalisierte seine Bereitschaft, das Exemplar an die Klingenstadt zu übergeben“, erklärt Ralf Rogge.

Erst Ende 1936 erhielt die Fachschule Solingen den offiziellen Auftrag der Stadtspitze, das Provisorium der losen Blätter zu beenden und nun tatsächlich ein repräsentatives „Goldenes Buch“ zu schaffen. Die Anfertigung dauerte mehr als zwei Jahre. Die Fachschule scheint dem „Goldenen Buch“ aber nicht die Bedeutung geschenkt zu haben, wie sich die Stadtspitze dies wünschte. Erst auf deren massiven Druck wurde der Band zum 565. Stadtjubiläum am 23. Februar 1939 fertiggestellt, damit Bürgermeister, Beigeordnete, NSDAP-Kreisleiter und Ratsherren sich darin verewigen konnten.

Nur 13 der 160 Seiten mit Einträgen versehen

Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges erhielt das „Golden Buch“ drei weitere Einträge. U.a. wurde Rudolf Hartkopf, der Dichter des Bergischen Heimatlieds, anlässlich seines 80. Geburtstags auf diese Weise geehrt. Während des Krieges sind die Eintragungen immer seltener und nur noch provisorisch vorgenommen worden. Es finden sich nur noch die Unterschriften der zu Ehrenden – ohne weitere Erläuterungen. Diese sollten vermutlich nach Ende des Krieges hinzugefügt werden. Der letzte Eintrag erfolgte dann 1943 durch Ritterkreuzträger. Insgesamt sind 13 der 160 Seiten mit Einträgen versehen.

„Das kunsthandwerklich außerordentlich hochwertige Spitzenerzeugnis der Buchbinderkunst spiegelt, wie es im Auktionskatalog von 2012 zutreffend aber auch verharmlosend heißt, ,den Zeitgeist dieser Epoche in exemplarischer Weise wider.´ Das ,Goldene Buch der Stadt Solingen´ ist ein typisches Produkt des schwülstigen NS-Kunstverständnisses, auch wenn die vergleichsweise kleinen und dezent angebrachten Hakenkreuze dabei überraschen“, so Ralf Rogge.

Innentitel in der Art der alten Buchmalereien gehalten

Die Worte „Soli Deo Gloria“ (Gott allein die Ehre)  – der Spruch des Solinger Stadtwappens, wie er auch auf vielen Schwert- und Degenklingen Solinger Herkunft zu finden ist -, schmücken den Rücken des Einbandes. Den Blickfang des Buchdeckels bildet das Stadtwappen, das in Silber geschnitten und in den Farben der Stadt emailliert war. Das Wappen wird durch einen Teller aus rostfreiem Stahl gehalten, dessen einzige Zier eine am Rande verlaufende, in Gold tauschierte Linie bildet.

Im Inneren zeigt das Buch auf der ersten Seite das große Stadtwappen, bestehend aus dem kleinen Wappen, das von zwei schwarzen, rotbewehrten Wölfen, den Solinger Wappentieren, gehalten wird. Der Innentitel ist in der Art der alten Buchmalereien gehalten; eine farbige Initiale steht als besonderer Schmuck dem Schriftblock voran, der sich aus erhöhten, handvergoldeten gotischen Buchstaben zusammensetzt. Auf der folgenden Seite befindet sich ein Vorwort.

Das "Goldene Buch der Stadt Solingen" aus dem Jahre 1933 konnte aus den USA in die Klingenstadt geholt werden. Das Buch verfügt über 160 Seiten. (Foto: © Stadt Solingen)
Das „Goldene Buch der Stadt Solingen“ aus dem Jahre 1933 konnte aus den USA in die Klingenstadt geholt werden. Das Buch verfügt über 160 Seiten. (Foto: © Stadt Solingen)
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Dieser Beitrag stammt von unserer Redaktion.

2 Kommentare

  1. James Brown, der „rührige Solingen-Sammler“ aus den USA, soll auf einer Messe in seiner Heimat immerhin 17.000 Dollar gezahlt haben, um in Besitz des einigermaßen leeren Buches zu kommen.

  2. Ich bin in den USA lebender Solinger und würde gerne Verbindung zum rührigen Solingen-Sammler und Godfather of Soulingen aufnehmen. Kann jemand helfen, den Kontakt herzustellen? Besten Dank und Gruss in die Heimat!

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