
Aus Israel berichtet Bastian Glumm
TEL AVIV (bgl) – Betrachtet man Israel allein von seiner Fläche her, dann ist das Land im Nahen Osten etwa mit Hessen vergleichbar. Mit seinen inzwischen gut und gerne 8.400.000 Einwohnern kommt der jüdische Staat grob an die Bevölkerungszahl Österreichs ran. Abseits aller politischer Schwierigkeiten seit der Staatsgründung 1948 – Israel musste sich in zahlreichen Waffengängen gegen seine arabischen Nachbarn behaupten – gelten im kleinen Staat an der Levante auch wirtschaftlich andere Spielregeln, als man es aus Deutschland und Europa vielleicht kennt.
„Wir haben vergleichsweise wenige Rohstoffe im Land. Zudem sind wir nicht gerade von befreundeten Staaten umgeben, was uns hier auf regionaler Ebene somit kaum Märkte mit Absatzmöglichkeiten bietet“, erklärte Udi Zamwel, Product Manager der israelischen High-Tech-Firma Nano Dimension mit Sitz in Solingens Partnerstadt Ness Ziona.
Mit Innovation und High-Tech zu neuen Märkten
Dort war am Montag der erste Programmpunkt einer gut 20-köpfigen Wirtschaftsdelegation um Oberbürgermeister Tim Kurzbach, die in dieser Woche in Israel zahlreiche Unternehmen und Startups sowie kommunale Einrichtungen besucht. Bereits bei der Visite bei Nano Dimension wurde ganz klar deutlich, dass man in Israel auf Innovation und Hochtechnologie setzt, um sich so eigene Märkte zu erschließen. Dabei spiele auch die israelische Mentalität eine entscheidende Rolle, betonte Udi Zamwel in seinem Vortrag, denn Denkverbote gebe es in Israel zunächst einmal nicht:

„Wir begreifen auch das Scheitern als Chance“, machte der Unternehmenssprecher deutlich. Die junge High-Tech-Firma hat sich auf die Entwicklung von elektronischen Bauteilen im 3D-Druck-Verfahren spezialisiert sowie auf die Herstellung von 3D-Druckern, die mit Tinte aus Nanopartikeln Leiterplatten drucken. Noch während des Gespräches wurden mögliche Kooperationen mit dem in Solingen gegründeten und bundesweit agierenden 3D-Netzwerk ausgelotet.
Besuch im Rathaus von Ness Ziona
Tel Aviv, Israels Metropole am Mittelmeer, ist der Wirtschaftsmotor des jüdischen Staates. Unzählige High-Tec-Unternehmen haben sich in der Stadt und auch in den umliegenden Gemeinden der Metropolregion angesiedelt. Solingens Partnerstadt Ness Ziona ist eine davon und liegt nur wenige Kilometer südöstlich Tel Avivs. Mit OrelTech und dem Global-Player HP Indigo besuchte die Solinger Wirtschaftsdelegation am Montag zwei weitere innovative Unternehmen, bevor schließlich ein Visite im Rathaus von Ness Ziona auf dem Programm stand.

Bürgermeister Yossi Shvo empfing die Gruppe um Oberbürgermeister Tim Kurzbach herzlich und stellte neue Kooperationsmöglichkeiten in Aussicht. „Das Zusammenkommen von Solingen und Ness Ziona ist lebendig. Ich schätze sehr das Verhältnis zwischen unseren beiden Städten mit all den Kontakten“, freute sich Yossi Shvo, der bereits seit 25 Jahren im Amt ist.
Feste Ansprechpartner für den Kontakt benennen
Shvo schlug vor, auf Solinger Seite einen „Point of Contact“ einzurichten, einen festen Ansprechpartner für Ness Ziona, um alle Belange der Städtepartnerschaft – auch wirtschaftliche – auf dem kurzen Dienstweg besprechen zu können. Mit dieser Anregung rannte Ness Zionas Bürgermeister bei OB Kurzbach offene Türen ein:
„Wir verbreitern die Basis unserer Freundschaft, wenn jetzt auch Unternehmen kooperieren. Es wird eine Mitarbeiterin nur für die internationalen Kontakte geben. Genau so funktioniert es, es muss feste Ansprechpartner geben, das sehe ich ganz genau so“, sagte Kurzbach im Gespräch mit Yossi Shvo. Darüber hinaus kündigte Yossi Shvo an, eine Delegation von Unternehmern aus Ness Ziona zu einem Gegenbesuch nach Solingen entsenden zu wollen.

Ausdrückliche Kooperationswünsche bestehen auf beiden Seiten. Mit vielen neuen Eindrücken, Ideen und Impulsen verließen die Solinger Ness Ziona. Besuche in Unternehmen in der Hafenstadt Haifa sowie in Jerusalem standen in den Folgetagen auf dem Programm. Den Besuch der Gruppe in Israel hat die Solinger Wirtschaftsförderung mit Unterstützung der Deutsch-Israelischen Industrie- und Außenhandelskammer (AHK) organisiert.