SOLINGEN (bgl) – Auf seinem langen Weg zur Genesung hat Kakar Qudratullah jetzt einen weiteren Meilenstein erreicht: Der 13-jährige Junge, der Anfang vergangenen Jahres nach einer schweren Verletzung in seiner Heimat Afghanistan zur Behandlung ins Klinikum gebracht wurde, unterzog sich jetzt in der Klinik für Urologie und Kinderurologie eines weiteren aufwendigen Eingriffs. In mehreren vorherigen Operationen wurde versucht, die schwer verletzte Harnröhre des Jungen widerherzustellen: Eine Herausforderung, da das ebenfalls schwer beschädigte Becken auf den Harnröhrenbereich drückte.
Klinikum: Behandlung in der Urologie
„Wir haben uns schließlich dafür entschieden, den Jungen so zu operieren, dass der Harn unter Umgehung der Harnblase abfließen kann“, erklärt Dr. Stephan Schulte, Leitender Oberarzt der Klinik für Urologie. Die Operation war erfolgreich, bei Kakar wurde ein künstlicher Blasenausgang geschaffen. Der Harn wird jetzt in einen externen Beutel abgeführt. Für den 13-Jährigen bedeutet das eine deutliche Erleichterung. Über das Friedensdorf International wurde an das Solinger Klinikum Anfang 2023 eine Anfrage für den damals noch zwölfjährigen Jungen gestellt.
Unklar ist die Ursache des Beckenbruchs, den Kakar in Afghanistan erlitten hatte. Möglich sei ein Verkehrsunfall. Aber auch eine Explosion bzw. die Detonation eines Sprengkörpers könnten der Grund für die schweren Verletzungen des jungen Patienten sein. Nach einer erfolgreichen Behandlung wird der Junge perspektivisch zurück in seine Heimat gehen können. „Er wird Hilfsmittel brauchen, aber es sind keine invasiven Hilfsmittel. Er braucht eine Beutelversorgung“, zeigt Dr. Stephan Schulte auf. Derartiges könne man auch in Afghanistan sicherstellen.
Hilfe für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten
„Die jungen Patienten werden in Afghanistan nicht alleingelassen. Wir haben dort Partnerorganisationen und auch Ärzte, die sich weiter um die Kinder kümmern“, macht Friedensdorf-Botschafter Uli Preuss deutlich. Die afghanischen Kinder sind während ihres Aufenthalters in Deutschland nicht bei Gastfamilien untergebracht. „Dort ist oft der Trennungsschmerz zu groß. Deshalb leben die Kinder in Oberhausen wie in einem Kinderheim. Bis zu 140 Kinder in verschiedenen Altersgruppen können dort durchaus gleichzeitig leben“, erklärt Uli Preuss.
Das Klinikum Solingen arbeitet bereits seit Jahren mit dem Friedensdorf zusammen. Die Hilfsorganisation holt kranke und verletzte Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten zur medizinischen Versorgung nach Deutschland. Nach Abschluss der Behandlung kehren die Kinder zu ihren Familien zurück.